US-Justiz ermittelt gegen Privatarmee Blackwater, die Präsident Bush diente. Gründer Eric Prince gilt als skrupellos

Washington. Aus dem Tagesgeschäft hat sich Erik Prince im Frühjahr zurückgezogen. Doch das will nicht viel heißen bei einer Firma, die ganz auf ihren Gründer zugeschnitten ist. Prince ist Blackwater und Blackwater ist Prince. Punkt. Dabei heißt auch die Firma heute längst anders. „Xe Services” nennt sich das Unternehmen seit Anfang des Jahres. Eine harmlose Computerfirma könnte so heißen. Doch Xe oder „Bloodwater”, Blutwasser, wie Kritiker das Unternehmen seit langem sarkastisch nennen, ist eine Firma, die seit ihrer Gründung den Krieg als Geschäft begreift.

„Xe”, gesprochen „Xsi”, ist eine moderne Söldnertruppe, eine nützliche Privatarmee, die sich jeder demokratischen Kontrolle entzieht und trotz aller Skandale bis heute noch gut im Geschäft ist - noch immer im Irak, vor allem aber in Afghanistan, der neuen Goldmine der privaten Kriegs-Industrie. Längst tummeln sich heute am Hindukusch mehr bezahlte Söldner als reguläre US-Soldaten.

Prince ist dabei der „Kaufmann des Todes”. So nennt die Washingtoner Anwältin Susan Burke in ihrer Klageschrift den smarten 40-jährigen Milliardärssohn, dessen Vater einst in einem Geistesblitz die Auto-Sonnenblende erfand und der dank bester politischer Kontakte zu den christlichen Fundis der amerikanischen Konservativen nach dem 11. September 2001 sein militärisches Trainingslager für Staatsangestellte in Nord-Carolina über Nacht zu einem Milliarden-Unternehmen aufblähen konnte.

Gleich vier juristische Ermittlungen befassen sich inzwischen mit den anrüchigen Praktiken des Unternehmens, dem die Bush-Regierung für Übergriffe jeder Art noch strafrechtliche Immunität zugesichert hatte. Xe-Sprecher Stacy De Luke bezeichnet alle Vorwürfe als üble Verleumdung. Als Amerika in den Krieg zog, um die Schuldigen des 11. September zu bestrafen, war Blackwater ganz vorn mit dabei. Über eine Milliarde Dollar überwies die Regierung auf Blackwater-Konten zwischen 2002 und 2006. Von der Privatisierung des Krieges schwärmte Verteidigungsminister Donald „Bummbumm” Rumsfeld. Blackwater war nach seinem Geschmack, eine harte Elitetruppe, die an keinen militärischen Kodex, an keine internationale Konvention gebunden war und auch die schmutzigsten Jobs erledigte. Tote Blackwater-Söldner tauchten zudem in keiner Statistik auf und vergifteten nicht die öffentliche Stimmung. Witwen musste man keine lebenslangen Renten zahlen. Prince kam angesichts der Auftragsflut aus dem Pentagon und dem Hauptquartier der CIA kaum damit nach, neues Personal anzuwerben. Und mit der Zeit wurde Blackwater mit immer brisanteren Aufgaben betraut, wie erst in den letzten Tagen durchsickerte. Die CIA und Blackwater pflegten derart enge Kontakte, dass die privaten Kill-Experten sogar im Auftrag des Geheimdienstes Topleute von Al Kaida gezielt liquidieren sollten. Waffenschmuggel, Kinder-Prostitution, Frauenhandel, Mord, Unterschlagung, Erpressung - eigentlich fehlt nichts, was Zeugen unter Eid Blackwater nicht vorwerfen. Aus Angst vor Vergeltung tauchen die beiden Hauptbelastungszeugen, ein Ex-Mitglied der Elite-Truppe US-Marines und ein früherer Manager aus dem inneren Zirkel, in Burkes Klage in den Akten nur mit den Tarnnamen „John Doe” und „John Doe 2” auf.

Zunehmend rückt auch Firmengründer und Ex-Elitesoldat Erik Prince in den Blickpunkt. Wohl auch aus religiöser Überzeugung ließ Prince seine Söldner im Irak, in Afghanistan in den Krieg ziehen. Nach Aussage von „John Doe 2” sieht der sechsfache Vater die Kriege gegen Taliban & Co als moderne „Kreuzzüge”. Das Abschlachten unbewaffneter Moslems, sei bei Blackwater eine Art „Spiel” gewesen.

Die Vorwürfe bringen auch Barack Obama in die Bredouille. Denn ungeachtet aller Exzesse arbeitet auch die Obama-Regierung, die der moslemischen Welt die Hand ausstreckt, im Irak und in Afghanistan mit Sicherheitsfirmen aus dem verschachtelten Imperium des Erik Prince zusammen - allerdings, das muss man hinzufügen, längst nicht mehr so hoch dotiert wie früher. Da scheint sich zu bestätigen, was Erik Prince schon frühzeitig orakelte. Auf Dienste, wie Xe sie im Portefeuille hat, kann keine Regierung im Krieg verzichten, selbst wenn sie wollte.