Duisburg. Für 30 Millionen Euro erhält das Küppersmühle-Museum einen Erweiterungsbau. Der schlichte Kubus schwebt weitgehend frei über den Silos. Evonik Industries sicherte sich als Sponsor seinen Schriftzug am Gebäude.
Noch schwebt er lediglich computeranimiert über der Wasserfläche, doch schon 2010, im Kulturhauptstadt-Jahr, soll dieser Kubus der Hingucker im Duisburger Innenhafen werden. Die beiden Baseler Architekten Herzog und de Meuron, bekannt spätestens seit dem Bau des liebevoll Vogelnest genannten Nationalstadions von Peking, setzen den Silos der alten Küppersmühle eins aufs Dach. Einen schlichten, reduzierten Baukörper nämlich, der die Ausstellungsfläche des Museums Küppersmühle erweitert.
Größer könnten die Gegensätze wohl kaum sein. Rundherum die rote Backstein-Architektur der alten Speicherhäuser, und dann, über allem thronend, dieser transparent-weiße Kubus. Herzog und de Meuron trauen sich was, möchte man meinen. Und tatsächlich ist dieses Bauwerk durchaus geeignet, einen Disput über Architektur und Schönheit auszulösen. Doch kaum jemand kennt das Museum Küppersmühle so gut wie die beiden Baseler Architekten. Waren sie es doch, die die Küppersmühle in den 90er Jahren in den eindrucksvollen Museumsbau verwandelten, der er heute ist.
Gestern jedenfalls, als erstmals die detaillierten Pläne für den Erweiterungsbau vorgestellt wurden, zeigten sich alle Beteiligten begeistert. Von Museums-Direktor Walter Smerling über Evonik-Chef Werner Müller – der Konzern gibt immerhin zehn Millionen Euro dazu – bis hin zu Ministerpräsident Rüttgers (CDU). Der schwärmte von dem Kubus, der den Innenhafen zu einem „der interessantesten Orte bildmächtiger Architekturen in unserem Lande macht”.
Ein Raum für 1500 zeitgenössische Werke
In 22 neuen Räumen und auf 2000 Quadratmetern zusätzlich soll das Museum endlich einen großen Teil seiner Sammlung zeigen können, die bedeutende Kunstwerke von der deutschen Nachkriegszeit bis zur Gegenwart präsentiert. Durch die Fusion der vorhandenen Sammlung Grothe mit der des Darmstädter Ehepaares Ströher verfügt die Küppersmühle inzwischen über 1500 zentrale Werke dieser Zeit, darunter einige von Georg Baselitz, Joseph Beuys, Anselm Kiefer und A.R. Penck.
Nicht weniger spektakulär dürfte ab 2010 deren Präsentation in der neuen Küppersmühle werden. So wird das Erdgeschoss des aus den 30er Jahren stammenden Silos zu allen Seiten geöffnet, wodurch ein lichter Raum entsteht. Um die Struktur der Silos sichtbar zu machen, nehmen Herzog und de Meuron aus deren Mitte sechs Silos heraus, lassen so einen 35 Meter hohen Raum entstehen. Erst oben, im neunten und zehnten Stock liegen die Ausstellungsflächen.
„Oben angelangt öffnet sich ein großzügiges Foyer mit Panoramafenstern, die den Blick in Richtung City und zum Innenhafen freigeben”, erklärte Wolfgang Hardt vom Büro Herzog und de Meuron. Die Ausstellungsräume selbst sind ebenfalls Kuben, die in die zwei Geschosse hereingesetzt werden. Die Außenhaut des Gebäudes besteht aus einer Folie, die schon bei der Münchener Allianz-Arena verwendet wurde. Sie soll dem größtenteils frei schwebenden Kubus Transparenz verleihen.
Für Kritik bei der Vorstellung gestern sorgte allerdings der weithin sichtbare Schriftzug Evonik auf dem Kubus. Die Essener Evonik Industries AG, die den 30 Millionen teuren Erweiterungsbau nicht nur mitfinanziert, sondern auch weltweit für das Museum werben will, hat sich den Schriftzug auf der Außenhülle für zehn Jahre gesichert. Evonik-Chef Müller dazu: „Für Deutschland betreten wir damit Neuland. Aber ich muss das ja gegenüber meinen Mitarbeitern vertreten. So versickert das Geld nicht in Beton!”
Fotostrecke: Bilder vom Kubus - das neue Gesicht der Küppersmühle