Warum stehen wir eigentlich im Stau? Michael Schreckenberg erklärt es. Er weiß: Tiere sind manchmal schlauer als Menschen.
Ihr und Eure Eltern habt Euch doch auch schonmal geärgert, wenn auf der Autobahn oder in der Innenstadt nichts mehr geht und ihr alle CDs schon zigmal gehört habt. Nichts bewegt sich. Vorne hupen ein paar Ungeduldige. Das macht die Situation nicht besser. Doch warum stehen wir eigentlich im Stau? Wie entsteht so eine Blechlawine? Michael Schreckenberg, Professor an der Universität Duisburg-Essen, erforscht dieses Phänomen. Und weil es so viele Staus gibt, ist er ein gefragter Mann.
„Schuld sind immer nur die anderen”, denken viele, wie Schreckenberg weiß. Die Autofahrer bedenken nämlich nicht, dass sie ja selbst ein Teil des Staus sind. Wenn ein Auto langsamer wird, muss das nächste hinter ihm auch abbremsen. Das setzt sich fort und schon wird der ganze Verkehr aufgehalten. Erschwerend kommen noch Hindernisse wie Unfälle oder Baustellen hinzu. Wenn alle gleichschnell düsen würden, hätte sich das Problem ruckzuck erledigt. Schreckenberg verrät: Manchmal hat er selbst schon einen Stau produziert, um zu testen, wie lange es dauert, bis der Verkehr zum Erliegen kommt und wie fix sich so eine Schlange auf der Autobahn wieder auflöst. Aber natürlich ärgert er sich selbst auch, wenn nichts mehr rollt.
Auch Menschen verursachen Stau
So einen Stau gibt es übrigens nicht nur auf der Straße. Auch Menschen können einen verursachen. Etwa, wenn ein paar Personen an einer besonders engen Stelle in der Innenstadt stehen bleiben und die anderen sich vorbeiquetschen müssen. „Das Problem der Leute ist, dass sie immer nur nach vorne denken”, so Schreckenberg. Dann passiert es zum Beispiel, dass einer in einen Bus einsteigt, sich erst einmal in Ruhe umschaut und hinter ihm andere Personen warten.
Ein gewolltes Hindernis sind übrigens Ampeln. 1924 wurde die erste in Berlin am Potsdamer Platz aufgestellt. Normalerweise, wenn die Ampeln gut eingestellt sind, düsen Autofahrer bei Tempo 50 ohne Probleme durch den Ort. Doch wenn die Phasen zwischen Rot und Grün geändert werden und nicht mehr mit anderen Ampeln übereinstimmen, stockt es wieder. „Ohne geht es aber auch nicht”, sagt Schreckenberg. Schließlich müssten auch Fußgänger und Fahrradfahrer sicher durch den Verkehr geleitet werden.
Ameisen nehmen den kürzesten Weg
Tiere stellen sich im Vergleich zu den motorisierten Zweibeinern viel schlauer an. Oder kennt Ihr einen Stau auf einer Ameisenstraße? Der Duisburger Professor hat die Krabbler beobachtet und weiß nun, dass diese immer den kürzesten Weg zwischen der Futterstelle und dem Ameisenberg finden. Und wenn eine zu langsam ist, schert sie aus und lässt anderen den Vortritt. So gibt's keine Verzögerungen. Vögel haben auch eine gute Möglichkeit gefunden, weil sie sich in Schwärmen fortbewegen. Zu Zusammenstößen ist es dabei noch nie gekommen. Bei Menschen sei das nicht denkbar, glaubt der Forscher. „Die Tiere fühlen sich als Teil einer großen Gruppe. Ein Autofahrer will nur der Schnellste sein.”