Essen. Am 18. Januar ist es 40 Jahre her, dass Dieter Thomas Heck zum ersten mal die „Hitparade” moderierte, die Musiksendung des deutschen Schlagers im „Zett-Deh-Eff”. Im Interview mit WAZ-Redakteur Steffen Gaux spricht er über alte Zeiten und seine neue Liebe zu Karaoke.
Herr Heck, mir wurde versprochen, Sie würden sich ungefähr 15 Minuten Zeit für mich nehmen. Bei Ihrem Sprechtempo kriegen wir da bestimmt einiges besprochen.
Heck: Das hat ja mit schnell nichts zu tun, was ich mache. Ich spreche dynamisch – und sehr deutlich. Bei mir konnte man sogar im Abspann der „Hitparade” den Namen Joachim Tschirtschenga verstehen. Kennen Sie die „Hitparade” überhaupt noch? Ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind.
30. Ich kenne die „Hitparade”. Aber nicht mehr mit Ihnen.
Heck: Meine letzte Sendung war am 15. Dezember 1984.
Da war ich sechs.
Heck: Ja, und da haben Sie noch nicht Heck geguckt? (lacht) Aber ich habe ja auch, vor allem danach, auch andere Sendungen gemacht.
Da habe ich Sie natürlich gesehen. Um Heck zu kennen, reichen 30 Jahre durchaus aus.
Heck: So, Eitelkeit befriedigt. Nächste Frage, bitte.
30 Original-Auftritte aus der „Hitparade” wurden jetzt verwendet für „Singstar”, eine Art Karaoke-CD, zu der man an einer Spielekonsole vor dem Fernseher singen kann. Wann haben Sie selbst das zuletzt gemacht?
Heck: Vor ein paar Wochen. Da hatten wir eine Party zuhause. Und meine Frau kam auf die Idee: „Wollen wir denn nicht mal?” Das ist ja eine lustige Geschichte: mit diesen beiden Mikrofonen, dann ist der Text wie bei Karaoke unten eingeblendet. Und du siehst und hörst den Sänger aus der „Hitparade”.
Was haben Sie gesungen?
Heck: „Der Junge mit der Mundharmonika” und „Anita”. (fängt an zu singen) Ich traf sie irgendwo, allein in Mexiko, Anita . . .
So – und nun kommt ja das Tolle: diese Einblendungen. „Sie haben den Ton nicht getroffen” oder „Sie treffen mehr Bekannte als Töne”. Oder „Aufhören”. Dann johlt natürlich die ganze Masse, die drumherum sitzt. Und jeder will mitmachen, weil er sagt: „Ich kann's ja viel besser.”
„Aufhören” hat bei Ihnen wohl nicht gestanden, oder?
Heck: Ganz sicher nicht. „Weitermachen” stand da.
Was war die schlimmste Botschaft an Sie?
Heck: „Ton nicht getroffen”, glaube ich.
Wie sehr schwelgen Sie bei diesem Spiel in Erinnerung?
Heck: Nun, man kommt ja automatisch in die Zeit zurück. Man sieht die Kleider, die Klamotten, die Männer mit ihren Halstüchern. Und dann fragt man sich: Habe ich nicht auch noch so eins? Die sind doch heute wieder modern. In der „Hitparade” wurde damals auch Mode gemacht.
Nun gibt es die „Hitparade” schon ein paar Jahre nicht mehr. Bedauern Sie das?
Heck: Diese Sendung hatte ihre Daseins-Berechtigung. Nun ist sie nicht mehr da. Da hilft auch kein ewiges Nachtrauern. Bei mir waren alle da: Peter Alexander, Mireille Mathieu, Udo Jürgens – aber hinterher kamen die Namen nicht mehr, nur noch Nachwuchs-Leute. Die sind natürlich sehr wichtig, das habe ich immer gesagt. Aber du musst auch die Namen haben. Sonst läuft das nicht.
Gibt es heute zu wenig Musiksendungen im Fernsehen?
Heck: Ja, der Meinung bin ich schon. Aber ich bin nicht Unterhaltungschef. Wenn Sie allerdings in der WAZ 'ne Umfrage machen „Wollen Sie mehr Sendungen mit deutscher Musik im Fernsehen?” wird man Ihnen einen Waschkorb voll Post schicken, auf der überall steht: „Ja!” Da bin ich sicher. Und wo ist das Problem, wenn man sagt: Einmal im Monat nehmen wir uns 45 Minuten Zeit für die eigene Sprache.
Ich kann mich an Zeiten der „Hitparade” erinnern, da dufte dort auch Englisch gesungen werden.
Heck: Das war der große Fehler! Ich habe zu meinem Nachfolger Viktor Worms damals gesagt: Du musst weiterhin dem deutschen Schlager eine Bühne bieten, du musst ihn auch mögen, sonst geht das nicht. Und darauf sagte er: „Ja ja.” Und das erste, was ermachte: Er stellte um. Und dann konnte man in dieser Sendung auch Dieter Bohlen und Frank Farian sehen. Aber das haben unsere Zuschauer nicht verstanden. Die sagen: „Wieso singen die denn jetzt Englisch? Das geht nicht – und das wollen wir auch nicht.”
Uwe Hübner ist dann irgendwann zurückgerudert.
Heck: Ja, aber da war's zu spät!
Es gab ja dann auch etliche Sendeplatz-Verlegungen.
Heck: Das war ja genauso wahnsinnig. Früher waren wir samstags dran. Da hieß es immer so schön: „Nach dem Bade: Hitparade.”
Wie sehr vermissen Sie das Fernsehen?
Heck: Ich hab' ja 'n Fernseher.
Ist Fernseh-Gucken ein Ersatz für Fernseh-Machen?
Heck: Nein. Natürlich nicht. Aber es ist doch besser, ich sage von mir aus: Jetzt machst du mit den großen Shows Schluss. Sonst fordert das nachher noch irgendeine Zeitung. Jetzt reimt sich ja auch noch „Heck muss weg”. Ich glaube, ich habe das richtig gemacht. Meine erste Sendung war am 18. Januar 1969. Das ist jetzt fast 40 Jahre her. In dieser Zeit ist so viel passiert - und jetzt spricht sogar Herr Gaux von der WAZ mit mir.
Und der dankt Ihnen für das Gespräch.
Heck: Bittesehr.