Zipi Liwni siegt in Israel
Die Presse ist ekstatisch. Zipi Liwni hat die Vorwahlen der Regierungspartei Kadima gewonnen und soll der nächste Premier Israels werden. Auf den ersten Blick ist der Jubel verständlich: Gemessen am Hardliner Schaul Mofaz ist Liwni das kleinere Übel. Die ehemalige Anwältin bildet einen erfreulichen Kontrast zu den israelischen Ex-Militärs, die viel zu lange im Nahen Osten den Ton angegeben haben.
Doch es sollte zu Denken geben, dass fast ausschließlich Journalisten das Wahlhauptquartier von Kadima füllten. Die Massen blieben den Feiern und den Wahlen fern. Grund ist nicht nur die Korruption an der Spitze, sondern auch der Umstand, dass die letzten fünf Regierungen frühzeitig fielen und Neuwahlen nichts verändert haben.
Um in Israel Dinge bewegen zu können, muss der Premier nicht bloß ein großer Staatsmann, sondern vor allem ein gerissener Politiker sein. Liwni ist jedoch eine unerfahrene Politikerin, deren kometenhafter Aufstieg nicht mit kaltem Kalkül und politischem Können errungen wurde, sondern mit dem Wohlwollen ihrer Mentoren. Sie muss ihre Fähigkeiten erst noch beweisen.