München. .
„Der Bergdoktor“ ist im Dauereinsatz. Er operiert und heilt seine Patienten nahezu rund um die Uhr – und im ZDF ist die Serie fest etabliert. Das Publikum scheint süchtig nach dem TV-Arzt zu sein. Hauptdarsteller Hans Sigl freut sich über den Erfolg der Serie – und findet ihn manchmal ein wenig unheimlich, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagt. Zurzeit dreht der 47-jährige Österreicher die zehnte Staffel. Gedanken über einen Abschied hat er sich auch schon gemacht.
Knapp zehn Jahre nach dem Start der Serie wundert sich Sigl: „Ich bin ja selbst überrascht, wie das eingeschlagen hat.“ Dass „Der Bergdoktor“ zum Dauerbrenner werden würde – damit habe er nicht gerechnet. Für den Schauspieler bedeutet das, zeitlich eingeschränkt zu sein. Umso mehr freut er sich, wenn sein „Bergdoktor“-Drehplan andere Projekte zulässt: Im kommenden Jahr dreht er für das ZDF einen Thriller, verrät Sigl beim Interview in Going am Wilden Kaiser.
Wenn es nach den Fans geht, hätte Sigl nie wieder Zeit für andere Projekte. Das Publikum liebt seinen „Bergdoktor“. An den Drehorten versammeln sich scharenweise Schaulustige, auf der Facebook-Seite der Serie fiebern sie mit, und die „Bergdoktor“-Führungen sind meist ausgebucht. „Wir erzählen emotionale Geschichten“, erklärt Sigl den Erfolg. „Die Leute wollen gute Unterhaltung.“ Die Berg-Kulisse ist wie ein zweiter Hauptdarsteller. „Würden wir in Berliner Hinterhöfen drehen und uns „Der Hinterhofdoktor“ nennen, wäre das sicher nicht erfolgreich.“
Unerkannt auf die Straße gehen kann Sigl in der Region am Wilden Kaiser kaum noch. „Sehr viele Menschen kommen extra wegen der Serie hierher“, sagt er. „Sie suchen einen direkt.“ Da helfen auch Käppi und Sonnenbrille nicht. Der großgewachsene Schauspieler fällt auf. Ihm ist der Kontakt zu seinem Publikum nicht lästig. Im Gegenteil. Selfies, Autogramme und ein paar flotte Sprüche gehören dazu. An diesem Tag steht ein Treffen des Fanclubs auf dem Programm. Beim Abendessen schaut „Der Bergdoktor“ persönlich vorbei.
Zum Interview kommt Sigl direkt vom Set gehetzt. Schweiß auf der Stirn. Medienanfragen sagt er zurzeit weitgehend ab. Die immer gleichen Fragen zum „Bergdoktor“. Inzwischen scheine „Der Bergdoktor Hans Sigl“ schon zu einem feststehenden Begriff geworden zu sein, sagt er. Lieber wäre ihm „Der Schauspieler Hans Sigl“. Denn: „Es gab ja einen Hans Sigl vor dem „Bergdoktor“.“
Und der hat in Innsbruck und Bremen Theater gespielt, war in Serien wie „Der Bulle von Tölz“, „Marienhof“ und einige Jahre lang in „Soko Kitzbühel“ zu sehen. „Jetzt denken alle, ich weiß wahnsinnig viel über Blutplättchen, aber das ist nicht unbedingt so.“
Wie eine zweite Familie
Mit seinem Freund Christof Hintze bildet er seit einigen Jahren das Satire-Duo „Hintze und Sigl“. Zweimal im Jahr stehen sie in München auf der Bühne. Sigl hält Lesungen und hat Entspannungs-CDs herausgebracht. 2014 moderierte er den Deutschen Fernsehpreis. Kleine Fluchten aus dem „Bergdoktor“-Alltag. 2015 stand Sigl für die ZDF-Komödie „Einer für alle, alles im Eimer“ vor der Kamera. Und ein Privatleben gibt es ja auch: Mit seiner Frau Susanne lebt er am oberbayerischen Ammersee.
Die Serienkollegen sind für Sigl wie eine zweite Familie. „Das ist das Schöne an einer Serie: Man hat zu den Kollegen einen anderen Draht.“ An Ronja Forcher, seiner Serientochter, falle besonders auf, wie die Zeit vergeht. „Ronja hat inzwischen Abi gemacht, Kollege Heiko Ruprecht hat Kinder bekommen. Da wird Arbeitszeit zur Lebenszeit.“
Ob er sich als Hauptdarsteller unter Druck fühlt, als „Bergdoktor“ weitermachen zu müssen, weil die Serie sonst auch für die Kollegen enden könnte? Gedanken darüber mache er sich schon, wobei über die Zukunft der Serie nicht er entscheide, sagt Sigl. Seine Vermutung: Wenn er den Dr. Gruber nicht mehr spielt, dann kommt eben ein anderer Arzt. Das Publikum braucht sich jedenfalls noch keine Sorgen zu machen: Auch 2017 wird Sigl „Der Bergdoktor“ sein.