Das ZDF widmet sich mit der Dokumentation „Im Netz der Mafia" (Dienstag, 21 Uhr) den Hintergründen der Duisburger Mafia-Morde vor einem Jahr.

Sind drei Viertel der Bundesrepublik bereits mit einem Netz der kalabresischen Mafia-Organisation 'Ndrangheta überzogen? Das muss man zumindest glauben, wenn man die Film-Dokumentation „Im Netz der Mafia” gesehen hat, die das ZDF am Dienstagabend (21 Uhr) ausstrahlt. Das Autorenteam Ulrike Brödermann und Philipp Zahn versucht darin, die Hintergründe und das Umfeld der Mafia-Morde von Duisburg vor einem Jahr zu beleuchten.

Dazu reisten sie nach San Luca, natürlich nach Duisburg, aber auch nach Thüringen, wohin sich nach der Wende ebenfalls das Netz der ´'Ndrangheta ausgebreitet haben soll. In dem Beitrag kommen Spitzenleute des Bundeskriminalamtes und der kalabresischen Carabinieri ebenso zu Wort wie die Duisburger Ermittler und der Leiter des Bereichs „Organisierte Kriminalität” (OK). Fazit: Über die Machenschaften der Organisation gab und gibt es eine ganze Reihe von Informationen, doch eine rechtliche Handhabe bekommen die Polizisten nur dann, wenn sie den handelnden Personen auch Straftaten nachweisen können.

Aus Mangel an Beweisen

So spricht der Duisburger OK-Leiter zwar von „Auffälligkeiten”, wenn sich jemand ohne erkennbares Vermögen mit viel Geld plötzlich in Geschäften einkauft. Doch das ist noch lange nicht ungesetzlich oder gar strafbar.

Aktenkundig war nach den Recherchen des ZDF-Teams auch der als Haupttäter von Duisburg gesuchte Pizzabäcker Giovanni Strangio, der 1998 schon einmal festgenommen worden war, aber aus Mangel an beweisen wieder auf freien Fuß gesetzt werden musste.

Große Deals von großen Leuten

Eine ominöse Rolle schreiben die beiden Autoren einem Mann zu, den sie das Pseudonym „Rossi” verpassen. Große Deals, so hatten sie aus Kreisen der Ermittler erfahren, werden auch von großen Leuten angeschoben, die wie in der freien Wirtschaft Managerqualitäten aufweisen und graue Anzüge tragen. Sie seien die Statthalter der 'Ndrangheta, die nach Angaben der italienischen Polizei so schwer zu knacken ist, weil sie sich – anders als andere Mafia-Organisationen – meist aus Familienmitgliedern zusammensetzt. So bilden sich aus den Clans einzelne Zellen. Und den Mittäter zu verraten, heiße auch, den Onkel, den Bruder oder die Großmutter zu verraten. Kronzeugen gebe es deswegen meist nicht.

Der Film hält aber auch noch zwei andere Botschaften für Deutschland bereit: Das Netzwerk der 'Ndrangheta hat sich demnach auch schon über Teile von Polizei, Justiz und der Kommunalverwaltungen ausgebreitet. Man spricht von „undichten Stellen”. Und: Die Landeskriminalämter könnten mehr gegen die Machenschaften unternehmen, wie ein Ermittler anonym vor der Kamera behauptet.

Spannender Kriminalfall

Ein spannend aufbereiteter Kriminalfall, dessen Ende noch nicht geschrieben ist. In seinem Mittelpunkt die Morde vor dem Duisburger Restaurant „Da Bruno”, jedoch mit Sprüngen in die Zeit vor den Morden und einem düsteren Ausblick in die Zukunft: Die sechs Toten von Duisburg – nur die Spitze des Eisbergs.