Nur ein paar Stellräder müssen leicht gedreht werden - meint Buchautor Martin Kunz
Ein Bier am Abend, eine Portion Pommes/Majo pro Woche - und dabei noch Kilos verlieren? Bei Männern geht das, meint Martin Kunz. Er schrieb ein Buch mit dem Titel "Die Männer-Diät". Mit dem Autor sprach Andreas Ernst.
Sind Sie zu dick?
Kunz: Nein, ich bin mit den guten Genen meines Vaters ausgestattet. Der war zeitlebens sehr schlank. Ich konnte in der Tat lange alles essen, was ich wollte - und bin nicht dicker geworden. Jetzt bin ich Mitte, Ende 40 und da merkt man´s schon. Wenn man einen Italien-Urlaub hinter sich hat, wenig Sport und jeden Abend Spagetti und Wein, dann nimmt man nach zwei Wochen irgendwie zwei Kilo zu.
So geht es nicht nur Ihnen. Aber warum unterscheiden Sie zwischen Frauen- und Männer-Diät?
Kunz: Mann und Frau sind zwei völlig unterschiedliche Organismen. Sie haben ein ganz anderes Problembewusstsein, wenn es mit dem Gewicht mal nicht so klappt. Männern ist es meist völlig gleichgültig, wie schwer sie sind - bis sie irgendeinen wirklichen Nachteil spüren. Deswegen muss man unterscheiden: Wie muss eine Diät zugeschnitten sein für Frauen und wie eine für Männer.
Was sind typische männliche Fehler, wenn sie versuchen abzunehmen?
Kunz: Dass sie es beim Sport zum Beispiel gern übertreiben. Sie rennen, bis ihnen die Zunge runterhängt, verletzen sich, machen sechs Wochen nichts mehr, laufen dann wieder und denken, sie hätten ein super Sportprogramm hinter sich. Es fehlt ein gutes Körpergefühl. Und man muss leider sagen: Obwohl es so viele gute Feinstköche im Fernsehen gibt, die meisten Männer können nicht kochen. Deshalb ist es wichtig, dass die Männer das mit ihren Frauen zusammen machen. Sie sind der beste Coach, den man sich vorstellen kann.
Geht´s denn völlig ohne Sport?
Kunz: In der Regel nicht. Ein Sportprogramm, in dem Kraft und Ausdauer trainiert werden, gehört unbedingt dazu.
Also sollten sich alle sofort im Fitnessstudio anmelden.
Kunz: Überhaupt nicht. Es ist eine individuelle Entscheidung. Die Ausrede "Ich habe keine Zeit für Sport" gilt nicht. Und wenn´s nur zweimal eine Viertelstunde am Tag ist. Hier ein bisschen Kraftsport nach dem Aufstehen, zum Beispiel ein paar Liegestütze und abends 30 Minuten um den Block laufen - das lässt sich integrieren.
Aber dann gibt es den Jo-Jo-Effekt. Auch bei Männern. Nach dem Fußballtraining zum Beispiel steht meist der Kasten Bier vor der Kabine.
Kunz: Daran kann man vorbeigehen - oder sich eins nehmen und zur Hälfte trinken. Der Jo-Jo-Effekt ist ein Problem. Die wenigsten schaffen es, ihr Leben umzustellen. Dabei sind es ein paar Stellräder, die man ändern muss. Ganz wichtig ist, dass man das Sport-/Bewegungsprogramm ins Leben integriert. Wo kann ich ein paar Kalorien loswerden? Wenn man sich diese Frage jeden Morgen stellt, ist eine Menge gewonnen. Heißt: früher aus dem Bus aussteigen, Treppe statt Aufzug und Fahrrad statt Auto nehmen.
Sie vergleichen eine Männer-Diät mit der Wartung eines Autos.
Kunz: An einer Tankstelle habe ich eine Szene erlebt, in der ein Mann sein Auto nach der Waschgarage gepflegt und mit Ohrenstäbchen seine Alufelgen gereinigt hat. Davon war ich fasziniert. Männer müssen ihren Körper so sorgsam behandeln wie das Auto. Dann machen sie alles richtig.
Was machen Frauen bei Männer-Diäten besonders oft falsch?
Kunz: Sie transferieren ihre Diäterfahrung auf den Mann. Wenn sie in der Frauenzeitschrift lesen: Sechs Kilo abnehmen in sechs Tagen mit einer Orangensaftdiät - dann schlagen sie ihrem Mann das vor. Aber das ist für Männer nichts.
Ich gehe mit meiner Freundin an der Pommesbude vorbei und habe Appetit auf Pommes mit Majo. Was wäre die richtige Reaktion beider?
Kunz: Wenn man einmal die Woche Lust auf Pommes mit Majo hat, ist das nicht das Problem. Dick wird man, wenn man es zu häufig macht und wenn man nicht das richtige Gleichgewicht zwischen gesunden und ungesunden Sachen findet. Die richtige Reaktion der Frau wäre: "Hol´s dir, dann machen wir danach noch einen kleinen Salat zu Hause." Verständnis zu zeigen ist wichtig. Wenn sie einen Mordsvortrag hält wie "Wir müssen aber die Energiedichte der ganzen Speise senken", dann schläft der Mann ein.
Wenn sich Männer erst mit ihrem Körper beschäftigen, wenn es kritisch wird, kann man nicht davon ausgehen, dass ein Mann Ihr Buch liest.
Kunz: Der typische Fall wird der sein, dass eine Frau dieses Buch kauft, weil sie einen moppeligen lieben Herrn zu Hause hat. Sie bekommt dann eine Art Betriebsanleitung für ihn. Und kann ihrem Schätzchen sagen: "Schau mal hier, so könnte das funktionieren."
Martin Kunz, Die Männer-Diät, ab 19. Januar, Mosaik bei Goldmann, 192 Seiten, 16,95 Euro