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Sie waren erfolgreiche Fußballer, holten den WM-Pokal 1990 nach Deutschland und machten nach ihrer Karriere den Trainerschein. 26 Jahre nach dem Triumph der deutschen Nationalmannschaft in Rom sind ehemalige Spieler wie Günter Hermann, Jürgen Kohler, Thomas Häßler und Klaus Augenthaler immer noch aktiv. Als Trainer oder Teammanager im Amateurfußball.
Jürgen Kohler gibt ab dem Sommer in der Mittelrheinliga beim VfL Alfter die Kommandos. Klaus Augenthaler trainiert ab dann den SV Donaustauf in der Bezirksliga Oberpfalz-Süd. Und Thomas Häßler nimmt zur kommenden Saison die Arbeit beim Club Italia 80 auf – einem Achtligisten in Berlin. Warum verschlägt es „Icke“ in die Niederungen des Amateurbereichs? „Alles ist besser, als zu Hause die Wände anzustarren“, sagte der 49-Jährige bei seiner Vorstellung vor einiger Zeit. Der Klub hofft, mit dem prominenten Trainer in den nächsten zehn Jahren in der Dritten Liga zu landen.
Ganz oben, da war Günter Hermann mit Werder Bremen: Deutscher Meister, Pokalsieger, und den Europapokal der Pokalsieger holte er auch. Bei der Weltmeisterschaft feierte er den Titel mit – auch wenn er nicht eine Minute gespielt hatte. Weltmeister ist er trotzdem. Seit Mai 2014 steht er an der Außenlinie des FC Oberneuland in der Oberliga Niedersachsen/Bremen. Erst als Trainer, mittlerweile als Teammanager. Parallel betreibt er ein Sportgeschäft in Osterholz-Scharmbeck in der Norddeutschen Tiefebene. Hermanns Motto: Bleibt die Lust auf Fußball groß, kann die Liga ruhig klein sein.
Das bestätigt er im Gespräch mit dieser Zeitung: „Der Reiz an der Oberliga ist, dass der Druck nicht so hoch ist. Das Medieninteresse ist geringer. Die Spieler konzentrieren sich mehr auf den Sport als auf den Zirkus Fußball.“
Auch seine Bodenständigkeit führt Hermann als Grund an, warum er in der Nähe von Bremen im Amateurfußball tätig ist: „Der Profibereich kam aber nicht in Frage, denn ich wollte mein eigener Chef sein und nicht gelenkt werden.“ Der Weltmeister hatte auch zwei Angebote aus dem Profibereich – eines von Eintracht Braunschweig. Er lehnte ab. „Ich will mit meiner Frau in den Urlaub fahren, wann ich es will. Außerdem wollte ich meine Kinder unterstützen und war nicht auf das große Geld aus. Mein Hauptverdienst bleibt das Sportgeschäft“, sagt der 55-Jährige.
Ein Fuß steckt dann aber doch immer noch in der Tür zum Profigeschäft. „Ich bin außerdem noch Scout. Karim Bellarabi ist meine größte Entdeckung. Ich habe ihn von Oberneuland nach Eintracht Braunschweig gebracht“, sagt Hermann. Mittlerweile spielt der pfeilschnelle Rechtsaußen in der Bundesliga für Bayer Leverkusen und für die deutsche Nationalmannschaft.
„Der Junge hatte schlechten Umgang, wollte sogar ganz mit dem Fußballspielen aufhören“, erzählt sein Entdecker. Dank Hermann bekam Bellarabi die Kurve. Damit landete der vergessene Weltmeister seinen größten Volltreffer nach seinem Karriereende.