Essen. Jahrelang suchte die Polizei den „König der Betrüger” vergeblich. Reiner B. (38) verhöhnte seine Verfolger via Internet. Jetzt machte der Mann mit den 150 Namen einen Fehler. Und in Essen schnappte die Falle zu.

Millionenbetrüger Reiner B. (38) sitzt in Untersuchungshaft. An einem Geldautomaten mitten auf der Rüttenscheider Straße in Essen nahmen Zielfahnder des Hamburger und des Düsseldorfer Landeskriminalamtes den „Mann mit den 150 Namen” fest. Zwei Jahre lang hatten sie ihn mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Einmal hatte ein Richter ihn wieder laufen lassen, ein zweites Mal verfehlten Fahnder ihn um wenige Stunden.

Seit August 2006 ermittelt das Landeskriminalamt Hamburg gegen B. wegen gewerbsmäßigem Kontoeröffnungs- und Kreditbetrugs sowie Urkundenfälschung. Er soll unter bislang 150 bekannten falschen Namen bei Banken im gesamten Bundesgebiet Konten eröffnet und Kredite mit einem Gesamtvolumen von zwei Millionen Euro ergaunert haben. Er gab sich als Mitarbeiter psychologischer Praxen und als Facharzt „Doktor Faust” aus. Für diese Praxen erstellte er Internetseiten und druckte sich Visitenkarten. Als Postadressen mietete er Wohnungen nach immer gleichem Schema. Kaution und erste Rate wurden bar bezahlt, danach sah der Vermieter keinen Euro mehr.

Fehler: zweimal Geld in Rüttenscheid abgehoben

Fast hätten die Fahnder seine kriminelle Karriere im Ansatz stoppen können. Nach einem Kontoeröffnungsbetrug in Hamburg wurde er 2006 in Untersuchungshaft geschickt. Ein Untersuchungsrichter setzte ihn auf freien Fuß, weil er mehrere Delikte zugab und versprach, bei seinen Eltern auf deren Gutshaus in Mecklenburg-Vorpommern zu bleiben. Dort hatte die ARD 2004 die Doku „Abenteuer 1900 - Leben im Gutshaus” gedreht. Doch B. tauchte unter und betrog weiter Banken in ganz Deutschland. 44 sollen es nach letzter Zählung der Polizei sein.

Im Februar 2007 tauchte er in Dresden und Berlin auf, im März 2008 fasste die Polizei eine 24-jährige Mittäterin in Erlangen und ermittelte: B. war nun in Nürnberg und Köln aktiv, auch eine Wohnung in Essen soll er damals gemietet haben. Eine Fahndung in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY" am 28. Mai führte zur Festnahme weiterer Mittäter. Das Landeskriminalamt schaltete seine Zielfahnder ein. Die spürten B. am 30. Juni in Lyon auf, fanden aber das Versteck verlassen: In seinem Hotelzimmer fand die französische Polizei nur noch die gefälschten Ausweise und Kreditkarten. Immerhin: Im Oktober wurden in Hamburg zwei weitere Konplizen (41 und 39 Jahre) gestellt.

„Weitere Spuren des B. führten nach Essen”, formulieren die Hamburger Fahnder vorsichtig. Tatsächlich hat B. sich in einem Mülheimer Hotel eingemietet - und einen Fehler gemacht. Bis dahin hatte er nie zweimal denselben Geldautomaten benutzt. Diesmal aber hob er zweimal Geld ab in Rüttenscheid. Die Zielfahnder legten sich auf die Lauer und warteten auf einen dritten Versuch. Den machte B. am Dienstag um 14.45 Uhr. Die Fahnder fassten zu - und fanden bei der Durchsuchung seines Hotelzimmers sein Handwerkszeug: 86 Kreditkarten sowie 86 Personalausweise. Allesamt gefälscht.

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