AUF EIN WORT Ein Hingucker auf der letzten Documenta in Kassel: Zu einer Art Turm verbaute der chinesische Konzeptkünstler Ai Weiwei (51) hunderte von Türen aus alten Häusern. ...
... Das sah nicht nur pittoresk aus, sondern sollte auch Protest gegen den Traditionsverlust in China sein, wo Altes heute rigoros für neue Glaspaläste plattgemacht wird.
Etwas Neues ist auch das Olympiastadion von Peking, das wegen seines bizarren Flechtwerks als "Vogelnest" bezeichnet wird. Zusammen mit dem Schweizer Architekturbüro Herzog und de Meuron war Ai Weiwei an der Konzeption des Stadions beteiligt.
Zu den Spielen in seinem Land geht er dagegen auf Distanz: "Meine Einstellung richtet sich gegen die Feiern, die ganze Propaganda um die Olympischen Spiele. Ich lehne sie ab, finde sie scheußlich."
Gewagte Worte von einem Mann, der sich durchaus eigenwillig zu positionieren weiß, in einem Land, das bisher nicht zimperlich mit Kritikern umging. Hat Ai Weiwei vielleicht künstlerische Narrenfreiheit? Oder braucht China nicht viel mehr Typen seines Schlages, um zu erkennen, dass moderne Politik auch verschiedene Meinungen ertragen kann?