Ein Doppelalbum dokumentiert zahlreiche Versuche anderer Künstler, sich vor den Beatles zu verneigen.Es ist in weiten Teilen der Beweis für eine vergebliche Liebesmühe. Wir raten: "Let it be!"

Es gibt Dinge, die sollte der Mensch nicht trennen. Die Beatles von ihren Songs sind dafür kein schlechtes Beispiel. Auch, wenn eine frischgepresste Doppel-CD sich selbstbewusst an das Gegenteil heranmusiziert.

Die CD heißt "Classical Beatles" und macht hörbar, was die Nachwelt aus George, Ringo, Paul und John gemacht hat. Seltsames. Und wie gut gemeint nicht selten das Gegenteil von gut ist, so sind hier besonders die treuherzigen Bekenntnisse Richtung Liverpooler Quartett zum Scheitern verurteilt. Zu hören beim großen Schmettern, das die Wiener Sängerknaben "All You Need Is Love" zuteil werden lassen - da kriegt McCartney so viel von Rolf Zuckowski, wie es ihm vielleicht nicht einmal Heather Mills wünscht.

Anderes wieder, wie "Fool on the Hill" wird instrumental und butterweich mit Bar-Piano und den allzu geschmeidigen Streichern des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra ins Reich der Fahrstuhlmusik überführt.

Altbekannt und auf dem Doppelalbum üppig vertreten sind die A-Capelle-Variationen der King's und Swingle Singers. Technisch sind die natürlich tadellos, vorausgesetzt, man schätzt diese typisch britischen Mutationen aus Maultrommel und Zäpfchenzither. An "My fair Lady"-Lustigkeit und Tschaikowskys Nussknacker desorientiert sich unterdessen die "Beatle Cracker Suite". So leicht hingetupft (Arthur Wilkinson Orchestra), dass sie schon wieder schwer verdaulich ist.

Nicht alles ist zum Abgewöhnen auf dieser Sammlung, die wohl am wenigsten für Fans taugen dürfte, weil sie es doch sind, die am besten wissen, dass nur Beatles Beatles singen sollten. Interessanterweise sind die puren, sich Melodie und Gesangslinie widmenden Adaptionen die respektabelsten. Dazu zählen Konzertgitarren-Annäherungen (Manuel Barrueco) mit Orchester und recht geschmackvolle Barock-Travestien.

Schade, dass ausgerechnet zwei charmantere Beiträge zum Thema fehlen: Die klugen Stücke der 12 Cellisten der Berliner Philharmoniker und Kresten Korsbaeks feinfühlige Gitarrenhommage an jene Begabungen, denen man selten ungestraft hinterherpfiff.

Classical Beatles (bei EMI), 2 CD, ca. 20 E