Essen. Australiens Kino beglückt die Filmwelt seit jeher mit Naturburschen und rebellischen Mädchen. Topstars wie Mel Gibson und Cate Blanchett wuchsen dort auf. Und nun verlieben sich in „Australia” Hugh Jackman und Nicole Kidman.

Im Dezember hat Australien als Reiseziel Hochsaison. Wer keine 24 Flugstunden zurücklegen will, kann es sich im Kino gemütlich machen und in 166 Minuten mit Nicole Kidman und Hugh Jackman in "Australia" schwelgen.

Nicht von ungefähr flankiert das australische Fremdenverkehrsamt die aufwändigste Produktion, die jemals auf dem Fünften Kontinent gedreht wurde, mit einer rund 27 Millionen Euro teuren Tourismuskampagne.

Der australische Regisseur Baz Luhrmann produzierte neben seinem Mammutfilm noch zwei Werbespots. Sie sollen die Sehnsucht nach Land und Leuten wecken. Sein niedlicher Hauptdarsteller aus "Australia", der 13-jährige Aborigine Brandon Walters, flüstert darin gestressten Großstädtern den Zauber von Oz ins Ohr.

In "Australia" reitet er an der Seite Lady Ashleys durchs Outback. Im Jahre 1939 hat es die Dame aus London ins knochentrockene Darwin verschlagen, wo sie auf den Viehtreiber Drover trifft. Nicole Kidman und Hugh Jackman (ja, der Mann, der unsere Familienministerin bei "Wetten, dass..?" auf Händen trug), welche die beiden verkörpern, stoßen aufeinander wie Feuer und Wasser. Drover kutschiert Ashley zu ihrer Farm ins Landesinnere, wo sie erfährt, dass ihr Mann tot ist. Um den Bankrott zu verhindern, muss sie eine Rinderherde nach Darwin treiben. Dafür braucht die Aristokratin Unterstützung und kommt dem Raubein sowie den Gepflogenheiten des Landes näher.

Slapstick, Romantik und eine Portion Action

Australia

Deutscher Kinostart: 25.12.2008

Regie: Baz Luhrmann

Darsteller: Nicole Kidman, Hugh Jackmann, David Wenham, Bryan Brown, Jack Thompson, David Gulpill u.a.

Trailer

Bilder zum Film

Wie aus einer unerschöpflichen Wundertüte schüttet der Regisseur die Zutaten zu seinem Epos über die Zuschauer aus. In die Hommage an seine Heimat packt er einen großen Schuss Romantik, Slapstick, Action, Staatswillkür gegenüber den Ureinwohnern und Krieg, die Bombardierung von Darwin durch die Japaner 1942. Statt einer Schlusssequenz findet er gleich mehrere Enden. Der Film klebt in gefühlten drei Stunden bleischwer an der Leinwand. Bis kurz vor der Premiere schnitt Luhrmann an seinem ersten Werk nach sieben Jahren.

Mit dem kapriziösen "Strictly Ballroom" hatte der Australier 1992 sein Debüt abgeliefert. "Wir lebten unser Leben in Furcht", offenbart der Vater des rebellischen Tanzchampions Scott und ermutigt seinen Sohn zum Bruch mit dem Standardrepertoire. Ebenso unkonventionell und furchtlos interpretiert Luhrmann (46) seine Stoffe. Die MTV-Generation entdeckte durch ihn 1996 "William Shakespeares Romeo und Julia", litt mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes. "Moulin Rouge!" voll-endete 2001 die "Red Curtain"-Trilogie. Das Ausrufezeichen verdeutlicht, wie selbstbewusst Luhrmann sein Musical mit viel Kitsch und tränenseligem Plot präsentierte. Das australische Kino beheimatet traditionell Exzentriker, Naturburschen, rebellische Mädchen und Wanderer auf Traumpfaden. In den 70er-Jahren dominierte in "Walkabout", "Picknick am Valentinstag" und "Die letzte Flut" die Auseinandersetzung mit dem Kolonialerbe und dem Mystizismus der Ureinwohner. Aber auch das komödiantische Fach wurde erfolgreich bedient, wie mit "Crocodile Dundee – ein Krokodil zum Küssen" (1986), "Muriels Hochzeit" und "Priscilla – Königin der Wüste" (beide 1994).

Hollywood-Stars aus Australien

Australische Darsteller wie der zugewanderte Mel Gibson, Paul Hogan und Toni Collette werden als internationale Ware heiß gehandelt, ebenso Topstars wie Cate Blanchett, Nicole Kidman, der 1989 in "Todesstille" der Durchbruch gelang, und der in Neuseeland geborene Russell Crowe, der als Kind nach Australien kam.

Dass "Australia" als ultimatives Epos über den Fünften Kontinent so aus den Fugen gerät, ist dem kreativen Geist eines Regisseurs geschuldet, der sich künstlerisch keine Grenze setzen lässt. Luhrman will jetzt Fitzgeralds Roman "Der große Gatsby" fürs Kino modernisieren: als Parabel auf ökonomische Katastrophen.