Köln. Marius Müller-Westernhagen ist 60 geworden – und feiert seinen Geburtstag gemeinsam mit den Fans. Die sind in den vergangenen Jahren immer weniger geworden, weil der Star sich von ihnen entfernt hat

Mit 18 rannte er in Düsseldorf rum – mit 60 spielte er in der Kölnarena: Marius Müller-Westernhagen.
Foto: WAZ, Ilja Höpping
Mit 18 rannte er in Düsseldorf rum – mit 60 spielte er in der Kölnarena: Marius Müller-Westernhagen. Foto: WAZ, Ilja Höpping © WAZ

Jaja, der Marius, 60 ist er inzwischen, was hat er mit seinen Fans alles durchgemacht. Damals, zur Wendezeit, hat er sie euphorisiert – mit diesem kleinen Stück „Freiheit”. Später, in den „Affentheater”-Jahren, sind sie ihm hinterher gepilgert, zu Tausenden, die großen Stadien waren alle ausverkauft. Noch ein bisschen später, auf dem Höhepunkt seines Höhenfluges, hat er sie verärgert – weil er sich von seiner eigenen Vergangenheit distanziert hat, von den Songs, die ihn groß gemacht haben. Jetzt hat er sich aber wieder ein Stück weit mit ihnen vereint – bei seinem Geburtstags-Wunschkonzert. Die Kölnarena war indes mit 12 000 Besuchern längst nicht ausverkauft.

Westernhagen ist nicht mehr der Pfefferminz-Prinz. Keine Blue Jeans, erst recht keine zerrissenen, Lederjacke, nein, selbst wenn sie in gut sortierte Kleiderschränke gehört. Marius Müller-Westernhagen kommt mit Lack-Jacke, Weste, schwarzem Hemd und einem schwarz-weißen Schal auf die Bühne. Und mit Sonnenbrille. So spielt er zum Einstieg mit zwölfköpfiger Unterstützung „Ladykiller” – mit Verlaub: Das geht ja gar nicht.

Westernhagen wird am 6. Dezember 1948 in Düsseldorf geboren, durch seinen Vater, den Schauspieler Hans Müller-Westernhagen, kommt er schnell zum Film. Und er macht Musik, will sich zunächst aber nicht festlegen lassen. Auf der Bühne triumphiert er mit ehrlichen, kleinen Rocksongs, auf der Leinwand mit der Ruhrgebiets-Komödie „Aufforderung zum Tanz”. Der Film „Theo gegen den Rest der Welt” (1981) lockt dann Millionen in die Kinos und gibt dem Musiker einen wichtigen Schub.

Marius wird immer größer: Millionen Platten gehen über den Tisch, Millionen Menschen strömen in seine Konzerte. Bis er diese Sätze sagt: Er würde die Musik, die er in den 70ern gemacht hat, heute nicht mehr so machen, auch die Theo-Filme würde er nicht mehr drehen. Ausgerechnet die Sachen also, weswegen ihn so viele mögen.

Westernhagen trägt Armani, die Distanz zu den bodenständigen Fans wird größer. Das Album „In den Wahnsinn” (2002) floppt, mit der beschaulichen „Nahaufnahme” (2005) wird es nicht besser.

Zurück in die Kölnarena: Das richtig gute an diesem Abend ist das Wunschkonzert. Die Fans durften nämlich im Internet abstimmen, welche Songs gespielt werden sollen. Und sie haben ihren Marius ein bisschen geärgert. Denn der muss „Taximann” singen, ein großartiges Lied aus dem Jahr 1975. Oder „Hier in der Kneipe fühl' ich mich frei”, einen Song, über dessen Auswahl er sich wirklich freue, sagt er – warum hat er ihn dann bei vorangegangenen Tourneen nicht gespielt?

Heute spielt Westernhagen seine Hits. Und er hat Gäste dabei: Rapper Curse etwa, der bei „Freiheit” etwas Sprechgesang einstreut. Stimme und Musik sind aber so mau abgemischt, dass die 12 000 kaum ein Wort verstehen können. Zweiter Überraschungsgast: Stefan Raab – der steht bei „Mit Pfefferminz bin ich Dein Prinz” mit Mikro da, ist aber ebenso wenig zu verstehen.

Albern wird es bei seinem Rocker „Mit 18”. Nein, nicht wegen der für die Gegenwart skurrilen Zeile „Ich möcht' zurück auf die Straße”, sondern wegen des eingebauten Schnippsels „Push It” der US-Girls Salt'n'Pepa.

Egal. Hin und wieder bebt die Bude auch. Bei „Sexy” etwa, das er rausröhrt wie in seinen besten Tagen. Oder den Country-Einlagen auf der kleinen Extra-Bühne, die unweigerlich in „Johnny W.” gipfeln. Dann geht es allen gut, dann passt „Geiler is' schon” wie die Faust aufs Auge. Doch dann kommt wieder so ein Westernhagen-Spruch, der schon in den 90ern nervte: „Ihr seid die Größten – ich liebe Euch alle!”

„Birthday Bash”

Im Jahr 1999 tourte Westernhagen zuletzt durch deutsche Stadien, danach wollte er live nicht mehr auftreten – doch er kehrte 2005 auf die Bühne zurück. Nach seinem 60. Geburtstag spielt er nun ein paar „Birthday Bash”-Konzerte: Gestern Abend gab es einen zweiten Gig in Köln, zudem tritt er in Hamburg (22. Dezember) und Berlin (23. Dezember) auf.

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