Bochum. Susanne Hüttemeister leitet das Bochumer Planetarium und ist an der Ruhr-Uni Professorin für Astronomie. Schon als Kind interessierte sich die heute 44-Jährige für fremde Welten - und für Science-Fiction-Romane.

Ihr Blick ging immer wieder nach oben. Nach ganz weit oben. In die endlos tiefen Weiten des Weltalls. Schon als Kind war Susanne Hüttemeister von den Sternen fasziniert. Damals sagte sie sich schon: Später, als Erwachsene, würde sie einmal etwas mit Astronomie machen wollen. Heute ist die 44-Jährige die Leiterin des Bochumer Planetariums und als eine von nur vier Frauen in Deutschland Professorin für Astronomie.

Der Weg dorthin führte Susanne Hüttemeister über Science-Fiction-Romane und über ein Physik-Studium, das "Mittel zum Zweck" war. "Früher habe ich alles gelesen, was auch nur im Entferntesten mit Astronomie zu tun hatte. Und dazu gehörte eben auch die Science-Fiction-Literatur", sagt die aus dem sauerländischen Altena stammende Susanne Hüttemeister. Werke von Isaac Asimov ("Das galaktische Imperium") und H. G. Wells ("Die Zeitmaschine") wurden zu ihren Lieblingsbüchern. Als junger Teenager hielt sie ihr erstes kleines Teleskop in den Händen. An den ersten Blick durch ein großes Teleskop erinnert sich Susanne Hüttemeister noch sehr gut: "Es war während einer Klassenfahrt nach West-Berlin, wir haben dort eine Sternwarte besucht. Ich war auf einer Mädchenschule, meine Kameradinnen waren alle total gelangweilt - während ich natürlich völlig fasziniert war."

Astronomie als brotlose Kunst?

Dr. Susanne Hüttenmeister leitet das Bochumer Planetarium und steht in ihrem Büro vor einer Fotografie der Galaxie M 51 oder auch Whirlpool genannt, die vom HubbleWeltraumteleskop aufgenommen wurde. FOTO: © INGO OTTO
Dr. Susanne Hüttenmeister leitet das Bochumer Planetarium und steht in ihrem Büro vor einer Fotografie der Galaxie M 51 oder auch Whirlpool genannt, die vom HubbleWeltraumteleskop aufgenommen wurde. FOTO: © INGO OTTO © WAZ

Naturwissenschaften waren bereits in der Schule ihr Faible: Als Leistungskurse wählte sie Biologie und Physik. Letzteres studierte Susanne Hüttemeister dann auch an der Universität in Bonn, wo es eine große Astronomie-Abteilung gab. Es war ein Mittel zum Zweck - denn wer Astronom werden will, kommt um ein Studium der Physik nicht herum. "Ich hatte allerdings deutlich mehr Astronomie-Vorlesungen als Physikveranstaltungen." Der Schritt war keine einfache Entscheidung, denn in den frühen 80er-Jahren galt Astronomie als eine "brotlose Kunst" - wovon sich Hüttemeister jedoch nicht beirren ließ.

"Molekülwolken im intergalaktischen Zentrum" - nein, das ist nicht der Titel eines Science-Fiction-Filmes, sondern das Thema der Diplomarbeit von Susanne Hüttemeister. Dabei beschäftigte sie sich mit Gasen, die bei der Bildung von Sternen eine Rolle spielen. Den wechselwirkenden Galaxien widmete sie sich auch in ihrer Doktorarbeit. Es geht um Sternenwelten, die sich gegenseitig beeinflussen und miteinander verschmelzen. Durch dichte Gas- und Staubwolken entstehen binnen kürzester Zeit neue Sterne.

Ziel: das Vermitteln von Wissen

Ihre Forschungsarbeit setzte Susanne Hüttemeister nach dem Studium in den USA fort, wo sie in den 90er-Jahren zunächst an der Ostküste am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, dem weltweit größten Institut seiner Art, und anschließend an der Westküste am California Institute of Technology die Sterne beobachtete. Im Fokus ihres Interesses stand dabei "M 51", die sogenannte Whirlpool-Galaxie. Eine Fotografie davon hängt heute in Susanne Hüttemeisters Büro im Bochumer Planetarium. "M 51" befindet sich in der Nähe des Großen Bären und ist 30 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt. "Also relativ nahe", sagt Susanne Hüttemeister.

Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland nahm die Astronomin wieder ihre Arbeit an der Uni Bonn auf, wo sie auch habilitierte - bis sie 2001 als Hochschuldozentin nach Bochum kam. Und hier fand sie das, was ihr am meisten Freude bereitet: das Vermitteln von Wissen, erst an Studenten und schon bald auch an die breite Öffentlichkeit. Denn dass es in Bochum ein Planetarium gab, das war natürlich ein positiver Nebeneffekt - auf den Susanne Hüttemeister ganz bewusst schielte. "Ich wusste, dass die Leiter-Stelle 2004 frei werden würde und ich wusste auch, dass ich mich darauf bewerben würde." Im Herbst 2004 übernahm sie schließlich die Leitung des Planetariums.

Seit einem Jahr ist Susanne Hüttemeister an der Uni Bochum Professorin für Astronomie und beschäftigt sich wiederum mit Gasen und Galaxien. Bei ihrer Position handelt es sich um eine außerplanmäßige Professur, das bedeutet, sie leitet weiterhin auch das Planetarium. Dort kommt in der nächsten Zeit eine Menge Arbeit auf sie zu, denn 2009 ist das Jahr der Astronomie, das in Bochum mit zahlreichen Veranstaltungen gefeiert wird. Bei all dem Stress entspannt sich Susanne Hüttemeister ganz gerne beim Lesen von Büchern - und die entstammen auch heute nicht selten dem Science-Fiction-Genre.