Großes Kino"Ist es nicht erstaunlich, wie viel davon abhängt, ob der Ball übers Netz geht oder zu dir zurückschlägt?" Wer hier so anschaulich über Glück und Unglück sinniert, hat mit dem Schicksal bislang erfolgreich Serve-and-Volley gespielt. ...
... Der gesellschaftliche Match Point (Mo., 22.15 Uhr, ZDF) aber wird für Tennislehrer Chris zur dramatischen Hängepartie - mit mörderischem Tie-Break. Die Filzkugel hat der Aufsteiger stets aggressiv übers Feld geschmettert, doch jetzt tanzt der Ball auf der Netzkante.
Den besten Woody-Allen-Film seit Jahren haben wir kurioserweise der Erfolglosigkeit des Regisseurs zu verdanken: Weil er mit seinen letzten Werken in den USA kaum Profit machen konnte und neue Geldgeber ausblieben, drehte Allen 2004 zum ersten Mal ausschließlich in Europa. Und was für einen Film! Diese gewitzte Mischung aus Satire, Ehedrama und Thriller steigert sich bis zum Finale, das bewusst auf Dostojewskis "Schuld und Sühne" verweist: "Die Unschuldigen müssen manchmal ausgelöscht werden, um einem größeren Ziel Platz zu machen", zitiert Chris den Autor - ungeachtet der moralischen Zwickmühle, in die sich der junge Mann manövriert hat.
Das Erstaunlichste aber: Ohne den typischen Dialogwitz, sondern mit tödlichem Ernst hat Allen sein Auswärtsspiel inszeniert - und dabei eine neue Muse gefunden: Scarlett Johansson überzeugt hier als blonde Versuchung und wurde von Allen noch gleich für "Scoop" und "Vicky Cristina Barcelona" (Kinostart: 4.12.) verpflichtet.
Fazit: Was immer Sie bislang von Woodys Werken gehalten haben, "Match Point" wird Sie positiv überraschen. Oder anders: Spiel, Satz und Sieg für den Zuschauer.