David Sedaris entdeckt die amüsanten Seiten des Rauchverbots: Der Kolumnist widmet sich in seinem neuen Band "Schöner wird's nicht" intensiv seinem Leben mit der Zigarette. Und dem Leben danach
Zu den dankbarsten Themen der Literatur zählt die Auseinandersetzung mit dem blauen Dunst. Denn Rauch polarisiert. Und Rauchverbot noch mehr. Auch weil sich beim Schreiben trefflich qualmen lässt, haben sich so viele Schriftsteller der Verherrlichung ihres Lasters verschrieben. Nun beschreibt David Sedaris, dessen Kolumnenbände seit "Nackt" und "Ich ein Tag sprechen hübsch" nicht nur amerikanische Verkaufslisten anführen, seine Raucherkarriere, die er auf 90 Seiten des Bandes "Schöner wird's nicht" zusammenfasst. Vom ersten bis zum letzten Zug. Einschließlich der qualvollen Zeit der Entwöhnung und dem Leben danach.
Springen wir gleich zur letzten Zigarette, denn Sedaris beschließt, sich in Tokio das Rauchen abzugewöhnen. Was natürlich mit einem Flug verbunden ist. Und mit eisernem Willen am Flughafen in Paris. ",Okay', sagte ich zu Hugh, ,das ist meine letzte Zigarette.' Sechs Minuten später zog ich die Packung aus der Tasche und sagte das Gleiche nochmal. Und danach noch einmal. ,Das war's. Ganz bestimmt." Zumindest bis zur Landung in Tokio, wo Sedaris einen Kurs und viele Krisen durchlebt, in einem grotesken Suchttagebuch festgehalten. Aber er schafft es und macht am Ende die Rechnung auf, dass die Beendigung dieser lästigen kleinen Angewohnheit ihn gut 20 000 Dollar gekostet hat. Deshalb "muss ich, bis sich meine Ausgaben amortisiert haben, weitere siebzehn Jahre leben." Eine ungerechte Welt denn: "Es lässt sich mit einiger Sicherheit vorhersagen, dass im Jahr 2025 Schusswaffen an Automaten auf der Straße zu bekommen sind, während das Rauchen in ganz Amerika verboten sein wird."
In "Schöner wird's nicht" bleibt Sedaris seinem Stil treu, erzählt vielleicht noch ein wenig ruhiger als zuvor. Und beschreibt ganz beiläufig selbst, wie er arbeitet. "Manchmal hilft es, sich daran zu erinnern, dass nicht alle so sind wie ich. Nicht jeder schreibt Dinge in einen Notizblock und überträgt sie anschließend in ein Tagebuch. Noch weniger Leute nehmen ihr Tagebuch, polieren ein wenig daran herum und tragen es einem Publikum vor." So etwas muss man können. Und Sedaris beherrscht es, die Absurditäten seiner eigenen Handlungen zu erkennen und trocken, aber pointiert zu erzählen. So hängt er in einer Episode seinem Lebensgefährten Hugh zuliebe ein Skelett im Schlafzimmer auf, nur um dann festzustellen, dass es ihn ständig anklagend ansieht. So berichtet er von seinem Coming Out, das er als Anhalter gegenüber einem wildfremden, älteren Mann hatte, der ihm erst anbot, seine Frau zu beglücken, ihn aber aus dem Auto warf, weil der Fahrgast ja wohl eher an Männern interessiert war.
Sedaris, der sein Leben zwischen North Carolina, New York, Paris, der Normandie und London verbringt, findet seine Geschichten im Kleinen und gewinnt Humor aus der Verlorenheit des Fremden, sowohl in Bezug auf seine Umgebung als auch auf die praktischen Dinge des Lebens. Das lässt viele seiner Miniaturen über-lebensgroß erscheinen. Selbst dann, wenn ihre Substanz nichts ist als Rauch.
David Sedaris, "Schöner wird's nicht", Blessing, 320 S., 19,95 E, Hörbuch gelesen von Christian Ulmen, Random House, 4 CDs, 19,95 E