Essen. Der Verband der Automobilindustrie prüft den Aufbau eines Hilfspakets für Not leidende Lieferanten. Am Donnerstag meldete das dritte Unternehmen in Folge Insolvenz an. TMD Friction und Tedrive erhalten keine Bürgschaft des Landes.

Die Krise der Automobilindustrie verschärft sich zum Ende des Jahres rasant. Gestern meldete mit dem unterfränkischen Mittelständler Wagon Automotive der dritte Zulieferer in dieser Woche Insolvenz an. 650 Menschen arbeiten bei dem Hersteller von Karosserieteilen.

Rettungsfonds für Zuliefer in Planung

Vor dem Hintergrund der immer dramatischeren Situation arbeitet der Verband der Automobilindustrie (VDA) am Aufbau eines Rettungsfonds für Not leidende Zulieferer. „Der VDA prüft die Möglichkeit für einen solchen Fonds”, sagte ein VDA-Sprecher der WAZ. In diesen Fonds sollen Automobilhersteller wie Daimler, BMW oder Volkswagen einzahlen, damit sich in die Krise geratene Zulieferer daraus bedienen können. „Es gibt aber noch wettbewerbliche Fragen”, sagte der VDA-Sprecher.

So herrscht bislang keine Einigkeit darüber, wie viel Geld die jeweiligen Automobilhersteller einzahlen sollen. Geht es dabei etwa nach der Anzahl hergestellter Autos, müsste Porsche viel weniger einzahlen als etwa VW. „Dennoch gibt es bei den Herstellern die Bereitschaft, in den Fonds einzuzahlen”, sagte ein hochrangiger Vertreter der Branche. „Wir haben alle ein Interesse daran, dass die Zulieferer weiter existieren.”

Arndt Kirchhoff, Chef des Mittelstandsauschusses im Bundesverband der Deutschen Industrie und von Kirchhoff Automotive, zeigt sich skeptisch, was die Chancen auf einen von den Automobilherstellern gespeisten Überbrückungsfonds für Zulieferer angeht. „Letztlich werden die Hersteller einzeln entscheiden, wem sie helfen und wem nicht. Die Autobauer haben es in der Hand, ihre Zulieferer über Preise oder andere Maßnahmen zu stützen”, sagte Kirchhoff. Die Lage sei dramatisch, „jeden Tag fällt einer um, und von den kleinen erfährt man noch gar nichts”. Es werde jetzt eine Konsolidierung des Marktes geben, die, „die wetterfest sind und ihr Eigenkapital gepflegt haben”, würden überleben. Die Politik jedenfalls könne nicht grundsätzlich jedem helfen.

Bürgschaft vor Insolvenz anmelden

Die beiden insolventen Automobilzulieferer TMD Friction und Tedrive erhalten nach Informationen der WAZ aus Branchenkreisen keine Landesbürgschaft. Beide Unternehmen hätten sich zu spät bei der nordrhein-westfälischen Landesregierung gemeldet, heißt es. Das Management habe erst in der vergangenen Woche Kontakt zum NRW-Wirtschaftsministerium aufgenommen. Ein Ministeriumssprecher verwies darauf, dass sich die Frage einer Bürgschaft nur stelle, wenn sich die Unternehmen mehrere Wochen vor einer drohenden Insolvenz offenbarten.

Für solche Fälle hat die Landesregierung insgesamt zwei Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. 900 Millionen Euro sind bereits von Not leidenden Unternehmen abgerufen worden.

Auffällig ist, dass die Mehrzahl jener 15 Zulieferer, die bei der Landesregierung um eine Bürgschaft angefragt haben (WAZ berichtete), im Besitz von Finanzinvestoren sind. Auch die beiden in dieser Woche in die Insolvenz gerutschten Firmen gehören dazu. TMD Friction aus Leverkusen, die auch einen Standort mit 600 Beschäftigten in Essen besitzen, gehört zu einer Gruppe verschiedener Hedgefonds. Tedrive aus den Niederlanden, die mit ihren deutschen Gesellschaften Tedrive Steering in Wülfrath und Tedrive Germany in Düren Insolvenz angemeldet hat, ist im Besitz der Private-Equity-Gesellschaft Orlando Management.

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