München. . Nach dem Absturz der Germanwings-Maschine haben Lufthansa und ihr Versicherer Allianz schnelle finanzielle Unterstützung zugesagt. Eine Soforthilfe an Angehörige fließt bei Flugzeugabstürzen innerhalb von zwei Wochen. Aber wie geht es dann weiter?

Die Angehörigen der Absturzopfer des Germanwings-Fluges können mit einer raschen finanziellen Hilfe rechnen. Als Vorschusszahlung der endgültigen Entschädigung müssen die Fluggesellschaften nach dem "Montrealer Übereinkommen" für den Luftverkehr innerhalb von 15 Tagen nach dem Unglück Soforthilfe leisten.

Wie hoch ist die Soforthilfe an die Angehörigen?

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat die genaue Höhe der Erstzahlung an die Angehörigen zwar nicht öffentlich genannt. Er betonte aber, die Summe sei ausreichend, um "unabhängig von der finanziellen Situation über die nächsten schwierigen Wochen und Monate zu kommen". Mindestens müssen die Fluggesellschaften nach dem "Montrealer Übereinkommen", in der die Haftung geregelt ist, Vorschusszahlungen von 20.000 Euro zahlen.

Mit welcher Entschädigung können die Angehörigen insgesamt rechnen?

Das lässt sich derzeit noch nicht sagen. Wenn abschließend festgestellt wird, dass der Co-Pilot den Absturz absichtlich herbeigeführt hat, wäre die Haftung der Fluggesellschaft nach Angaben des Luftfahrtrecht-Spezialisten Peter Urwantschky grundsätzlich unbegrenzt. "Es gibt dann keine Haftungsbeschränkung." Bei technischen Fehlern hingegen müsse die Fluggesellschaft nach dem Montrealer Übereinkommen mit maximal 150.000 Euro haften.

Welche individuellen Ansprüche gibt es?

Neben der Haftung der Fluggesellschaft sind für Angehörige auch die individuellen Versicherungspolicen der Insassen wichtig. Deutschlands größter Versicherer Allianz stellte klar, dass Ansprüche unabhängig von der Unglücksursache gelten. "Dass der Co-Pilot die Germanwings-Maschine wahrscheinlich absichtlich abstürzen ließ, hat keine Auswirkungen auf die Versicherungsleistungen bei Verträgen der Lebens-, Sach- und Krankenversicherung der Allianz Deutschland." Eine Reiseversicherung käme somit auch für die mögliche Rückführung sterblicher Überreste infrage. Zudem kommen nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums auch Hinterbliebenenrenten und Leistungen aus dem Opferentschädigungsgesetz in Betracht.

Wie wird die Entschädigung im Einzelfall berechnet?

Für die Höhe der Entschädigung an Angehörige spielt unter anderem die familiäre Situation des Verunglückten eine Rolle: Wenn ein Alleinverdiener ums Leben kommt, der drei kleine Kinder zu versorgen hatte, würde dies zu einer anderen Höhe des Schadenersatzes führen als bei einem alleinstehenden Rentner. Das menschliche Leid der Angehörigen lässt sich hingegen niemals in Zahlen fassen. Eine rein wirtschaftliche Betrachtung greift daher nach Ansicht des Anwalts Elmar Giemulla, der schon zahlreiche Angehörige von Absturzopfern vertreten hat, viel zu kurz. "Das Leben der Hinterbliebenen ist zerstört." Dieser "moralische Schaden" lasse sich nicht mit den Paragrafen im deutschen Recht erfassen. Er setzt sich deshalb für eine Entschädigung ein, die auch die emotionale Nähe zu den Opfern berücksichtigt: Demnach würden Eltern für den Verlust ihrer Kinder besonders hoch entschädigt.

Wer zahlt die Entschädigungen?

Das Geld an die Angehörigen zahlt die betroffene Fluggesellschaft aus. Die Airlines sind aber gegen Unglücke versichert. Hauptversicherer für das abgestürzte Germanwings-Flugzeug ist die Allianz. Sie hatte bereits unmittelbar nach dem Absturz schnelle Unterstützung zugesagt. Dabei macht der Sachschaden am Flugzeug nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" mit 6,5 Millionen Euro nur einen geringen Teil des Gesamtschadens aus. Für die Allianz ist der Absturz bereits das vierte Unglück in kurzer Zeit. Auch bei der Ende 2014 vor Indonesien abgestürzten Air-Asia-Maschine und den beiden Flugzeugunglücken der Malaysia Airline im vergangenen Jahr war sie Hauptversicherer.

Müssen die Angehörigen vor Gericht ziehen?

Davon gehen die Luftfahrt-Experten nicht aus. "Wenn das in Deutschland verhandelt wird, wird man versuchen, sich außerhalb des Gerichts zu einigen", sagt Urwantschky. Aus Sicht von Opferanwalt Giemulla sollten die Verhandlungen aber transparent geführt werden, damit eine Vergleichbarkeit der Entschädigungszahlungen gewährleistet sei. Der Umgang der Lufthansa mit der Katastrophe bislang sei aber vorbildlich. "Da gibt es andere, die sich wegducken und sich nicht einmal bei den Angehörigen entschuldigen." (dpa)

Germanwings-Jet abgestürzt

Dieser Jet der Fluglinie Germanwings vom Typ Airbus A320 mit der Kennung D-AIPX ist in den französischen Alpen abgestürzt. Die Absturzstelle...
Dieser Jet der Fluglinie Germanwings vom Typ Airbus A320 mit der Kennung D-AIPX ist in den französischen Alpen abgestürzt. Die Absturzstelle... © Stefan Siegenthaler
...liegt in der Nähe des Ortes Barcelonnette, wie die Website Flightradar24 zeigt. Der Airbus war von Barcelona aus nach Düsseldorf unterwegs. Die ersten Fotos...
...liegt in der Nähe des Ortes Barcelonnette, wie die Website Flightradar24 zeigt. Der Airbus war von Barcelona aus nach Düsseldorf unterwegs. Die ersten Fotos... © dpa
...vom Absturzort: Ein Helikopter fliegt über eine Stelle, an der Helfer neben Wrackteilen arbeiten...
...vom Absturzort: Ein Helikopter fliegt über eine Stelle, an der Helfer neben Wrackteilen arbeiten... © dpa
Ort des Grauens: Die Wrackteile liegen verstreut an einem Berghang. Zur Unfallursache gab es am Dienstag noch keine Erkenntnisse, dafür reichlich Spekulationen. Fakt ist: Die Maschine hatte kurz nach Erreichen ihrer Reiseflughöhe stark an Höhe verloren.
Ort des Grauens: Die Wrackteile liegen verstreut an einem Berghang. Zur Unfallursache gab es am Dienstag noch keine Erkenntnisse, dafür reichlich Spekulationen. Fakt ist: Die Maschine hatte kurz nach Erreichen ihrer Reiseflughöhe stark an Höhe verloren. © dpa
Zahlreiche Medien am Flughafen Düsseldorf. Der Absturz ist der erste in der Geschichte der Fluglinie Germanwings. An Bord der Maschine waren insgesamt 150 Menschen...
Zahlreiche Medien am Flughafen Düsseldorf. Der Absturz ist der erste in der Geschichte der Fluglinie Germanwings. An Bord der Maschine waren insgesamt 150 Menschen... © dpa
...Auf Anzeigetafel des Flughafen in Düsseldorf war der abgestürzte Germanwings-Flug 9525 aus Barcelona verzeichnet. Angehörige waren geschockt, als sie vor Ort vom Absturz erfuhren.
...Auf Anzeigetafel des Flughafen in Düsseldorf war der abgestürzte Germanwings-Flug 9525 aus Barcelona verzeichnet. Angehörige waren geschockt, als sie vor Ort vom Absturz erfuhren. © dpa
Ein Mitarbeiter des Flughafen Care Team läuft am 24. März am Flughafen Düsseldorf begleitet von Polizisten mit Angehörigen von Insassen des abgestürzten Airbus.
Ein Mitarbeiter des Flughafen Care Team läuft am 24. März am Flughafen Düsseldorf begleitet von Polizisten mit Angehörigen von Insassen des abgestürzten Airbus. © dpa
Der Flughafen hatte einen VIP-Raum abgesperrt, wo sich Angehörige der Opfer versammelten.
Der Flughafen hatte einen VIP-Raum abgesperrt, wo sich Angehörige der Opfer versammelten. © dpa
Ähnliches Bild am Flughafen Barcelona. Auch dort treffen Angehörige von Reisenden des Germanwings-Flugs ein und werden von Notfallseelsorgern betreut.
Ähnliches Bild am Flughafen Barcelona. Auch dort treffen Angehörige von Reisenden des Germanwings-Flugs ein und werden von Notfallseelsorgern betreut. © Getty Images
Frankreichs Präsident Francois Hollande bei einer Pressekonferenz nach dem Unglück. Nach ersten Angaben wird ausgeschlossen, dass eventuell schlechtes Wetter vor Ort Grund für den Absturz haben könnte.
Frankreichs Präsident Francois Hollande bei einer Pressekonferenz nach dem Unglück. Nach ersten Angaben wird ausgeschlossen, dass eventuell schlechtes Wetter vor Ort Grund für den Absturz haben könnte. © dpa
Dieses Foto zeigt die französische Gemeinde Barcelonette im Nordosten des Département Alpes-de-Haute-Provence. In der Nähe des Ortes ist der Airbus abgestürzt. Eine Screenshot...
Dieses Foto zeigt die französische Gemeinde Barcelonette im Nordosten des Département Alpes-de-Haute-Provence. In der Nähe des Ortes ist der Airbus abgestürzt. Eine Screenshot... © dpa
von Google Earth zeigt das Gebiet, in dem der Airbus zu Boden gestürzt ist.
von Google Earth zeigt das Gebiet, in dem der Airbus zu Boden gestürzt ist. © dpa
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte:
Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte: "Der Absturz der deutschen Maschine mit über 140 Menschen an Bord ist ein Schock, der uns in Deutschland - und der Franzosen und Spanier - in tiefe Trauer stürzt". Jede Spekulation über die mögliche Absturzursache verbiete sich, sagte Merkel. © dpa
Trauer auch in Haltern am See: Eine Schülergruppe der Jahrgangsstufe 10 und zwei Lehrerinnen gehören zu den Opfern des Airbus-Absturzes...
Trauer auch in Haltern am See: Eine Schülergruppe der Jahrgangsstufe 10 und zwei Lehrerinnen gehören zu den Opfern des Airbus-Absturzes... © Funke Foto Services
...die Schulleitung hatte den Schulbetrieb am Dienstag nach der sechsten Stunde abgebrochen,...
...die Schulleitung hatte den Schulbetrieb am Dienstag nach der sechsten Stunde abgebrochen,... © dpa
... nachdem man erfahren hatte, das Mitschüler an Bord des abgestürzten Airbus waren.
... nachdem man erfahren hatte, das Mitschüler an Bord des abgestürzten Airbus waren. © Getty Images
Trauer auch in der Nähe des Unglücksortes: Spaniens König Felipe mit Königin Letizia und Frankreichs Staatspräsident Francoir Hollande bei einem Treffen. An Bord des Airbus waren den Angaben nach auch 45 spanische Staatsbürger.
Trauer auch in der Nähe des Unglücksortes: Spaniens König Felipe mit Königin Letizia und Frankreichs Staatspräsident Francoir Hollande bei einem Treffen. An Bord des Airbus waren den Angaben nach auch 45 spanische Staatsbürger. © dpa
Hubschrauber der französischen Armee auf einem Feld im Ort Seyne, in der Nähe der Absturzstelle.
Hubschrauber der französischen Armee auf einem Feld im Ort Seyne, in der Nähe der Absturzstelle. © dpa
Beamte der französischen Gendarmerie in der Nähe der Unglücksstelle...
Beamte der französischen Gendarmerie in der Nähe der Unglücksstelle... © dpa
"Das Flugzeug ist total zerstört", berichtet unterdessen Christophe Castaner, Abgeordneter der Region Alpes-de-Haute-Provence, am Dienstag bei Twitter. Er habe die Unfallstelle gemeinsam mit Innenminister Bernard Cazeneuve überflogen. "Entsetzliche Bilder in dieser Berglandschaft. Es bleibt nichts außer Trümmern und Körpern." © Getty Images
Sichtlich gezeichnet: Germanwings-Chef Thomas Winkelmann gab Auskunft über erste Erkenntnisse nach dem Airbus-Absturz über den französischen Alpen. In waren insgesamt 144 Passagier und sechs Besatzungsmitglieder. Der Kapitän des abgestürzten Flugzeugs habe seit mehr als 10 Jahren für Germanwings und Lufthansa gearbeitet. Auf dem Modell Airbus habe er über 6000 Flugstunden absolviert.
Sichtlich gezeichnet: Germanwings-Chef Thomas Winkelmann gab Auskunft über erste Erkenntnisse nach dem Airbus-Absturz über den französischen Alpen. In waren insgesamt 144 Passagier und sechs Besatzungsmitglieder. Der Kapitän des abgestürzten Flugzeugs habe seit mehr als 10 Jahren für Germanwings und Lufthansa gearbeitet. Auf dem Modell Airbus habe er über 6000 Flugstunden absolviert. © imago/Eibner
Blick auf das Absturzgebiet: Der Airbus verlor stark an Höhe und zerschellte offenbar an einem Berg.
Blick auf das Absturzgebiet: Der Airbus verlor stark an Höhe und zerschellte offenbar an einem Berg. © dpa
Die Karte zeigt den Flugweg des Germanwings-Airbus.
Die Karte zeigt den Flugweg des Germanwings-Airbus. © dpa-infografik
Amtsgeschäfte von Politikern:  Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen in Marseille, Frankreich. Von dort fliegen beide mit einem Hubschrauber zum Absturzort der Germanwings-Maschine. Auch Kanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft werden zur Absturzstelle reisen.
Amtsgeschäfte von Politikern: Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt nach ihrer Ankunft auf dem Flughafen in Marseille, Frankreich. Von dort fliegen beide mit einem Hubschrauber zum Absturzort der Germanwings-Maschine. Auch Kanzlerin Angela Merkel und NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft werden zur Absturzstelle reisen. © dpa
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