Essen. In den 70ern haben Trimm-Dich-Pfade zu Sport an der frischen Luft motiviert. Jetzt erleben die alten Anlagen ein Comeback. Wir finden: zurecht!

Vermooste Holzbalken und zugewachsene Autoreifen, durch die man hüpfen soll – so haben wir die Trimm-Dich-Pfade in der Erinnerung. Doch der Bewegungsparcours im Essener Stadtwald hat mit diesem angestaubten Bild nichts gemein: Eine Pedalostrecke, eine Basketballstation und verschiedene Klimmzugstangen – alle aus Metall – glänzen in dem lichten Waldstück. Die Geräte, selbst die aus Holz, sind in einem guten Zustand. So einfach zu finden war der Trimm-Dich-Pfad allerdings nicht: Von der S-Bahn-Haltestelle aus fehlt die Beschilderung, aber wir haben uns nicht entmutigen lassen.

Volontärin Jana Tessaring testet im Essener Stadtwald die Trimm-Dich-Pfade.
Volontärin Jana Tessaring testet im Essener Stadtwald die Trimm-Dich-Pfade. © Ralf Rottmann

Als erstes probieren wir ein strammes Seil zum Balancieren aus. Gar nicht so einfach mit den eingerosteten Großstadtbürogelenken ... Stabilisieren, austarieren, runterfallen – und von vorn! Was vibriert hier mehr: das Tau oder die Muskeln? Der Kater ist jedenfalls vorprogrammiert – und das erste Sportziel damit schon erreicht ... Zuletzt waren wir als Schüler mit der Klasse auf solchen Pfaden. Heute gibt es neue, coolere Geräte. Eigentlich eine gute Alternative zum Fitnessstudio so ein Trimm-Dich-Pfad – zum einen draußen in der Natur, außerdem ist dieses Freiluftstudio sogar kostenlos.

Gratis-Alternative zum Fitnessstudio

Schon-gewusst?

Trimm-Dich-Bewegung: Im März 1970 startete die Krankheitsprävention des Deutschen Sportbundes. Einen Boom erlebte sie erst zwei Jahre später. In den Fokus gerückt durch die Olympischen Spiele kannten schließlich rund 95 Prozent der Bevölkerung die Trimm-Dich-Aktion.

Trimmy: „Ein Schlauer trimmt die Ausdauer“ – so lautete das Motto des Maskottchens der Trimm-Dich-Kampagne aus den 1970er-Jahren: Trimmy, ein kleiner Mann, der mit hochgerecktem Daumen zu mehr Bewegung im Alltag animieren sollte. Kreative Werbespots unterstützten Trimmys Botschaft.

Gesundheit: Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt für Menschen zwischen 18 und 64 Jahren 150 Minuten moderate Bewegung (z. B. Walken) oder 75 Minuten intensive sportliche Betätigung pro Woche. Sportwissenschaftler empfehlen, das Herzkreislauf-System und die Muskulatur für etwa 30 Minuten pro Tag zu fordern.

Als der Trend der Bewegungsparcours im Grünen damals abebbte, verfiel ein Großteil der Geräte und die Pfade gerieten in Vergessenheit. Doch wie in der Mode gilt auch im Sport wohl das Comeback-Motto: Alles kommt wieder! Zunehmend werden neue Pfade angelegt, ältere auf Vordermann gebracht. Eines dieser modernen Geräte ist der Beindrücker – kein Folterinstrument, sondern sehr effektiv für die Oberschenkelmuskulatur. Was wir nach ein paar Aufs-und-Abs auch in der Bauchgegend deutlich spüren.

Freizeitsportler zieht es in die Natur, an die Stangen und auf die Seile, das bestätigt auch Michael Meindl. Er hat die Internetseite www.trimm-dich-pfad.com entwickelt, auf der er die Trimmy-Touren in ganz Deutschland sammelt – und sammeln lässt. „Jeder kann mithelfen und den Trimm-Dich-Pfad in seiner Umgebung eintragen.“ Oder einfach loslegen. „Ausrüstung braucht es wenig: simple Laufschuhe und bequeme Kleidung“, sagt Meindl. Keine Ausreden also!

Botschafter des deutschen Sports und Maskottchen.
Botschafter des deutschen Sports und Maskottchen. © dpa Picture-Alliance

Die Schilder neben den Geräten erklären leicht verständlich wie die Übung durchzuführen ist – samt Schwierigkeitsstufe. Einen Blick auf diese Tafeln werfen wir auch an einer Stangen-Station. So viele Möglichkeiten, einen Klimmzug zu machen! Gar nicht so einfach, sich zum Beispiel aus der Horizontalen mit seinem eigenem Körpergewicht nach oben zu ziehen. Die Sonnenstrahlen und das Zwitschern der Vögel motivieren, noch ein paar Züge mehr zu schaffen.

Dafür gibt’s den Daumen hoch von unserem Sportsfreund Trimmy.

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