Köln. . Erfolgsformate wie “Deutschland sucht den Superstar“ auf RTL schwächeln - aber Ersatz ist nicht in Sicht. Selbst DSDS-Jury-Chef Dieter Bohlen gerät derzeit mächtig unter Druck. Seine Produzentin Ute Biernat warnt vor dem “Bohlen-Overkill“.
Offiziell heißt die Sendung „Deutschland sucht den Superstar“, kurz DSDS. Der Sender RTL nennt sie gerne auch „Mutter aller Casting-Shows“. Aber Mutter ist alt geworden und braucht Veränderung.
RTL ist nicht der einzige Sender mit Sorgenkindern. Andere haben nur nicht so viele davon. Und sie sind nicht so prominent. In Köln aber machen ausgerechnet die Formate Sorgen, die einst alle Rekorde gebrochen haben. Allen voran die Superstarsuche. Die Siegesprämie haben sie verfünffacht, die Kaulitz-Brüder in die DSDS-Jury geholt, neue Herausforderungen für die Kandidaten erfunden. Genutzt hat das bisher alles nichts.
Bei der dritten Motto-Show von DSDS schalteten in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen nicht mal mehr zwei Millionen Menschen ein. Letzte Woche waren es zwar wieder ein paar mehr, doch in den letzten beiden Jahren hat DSDS fast die Hälfte seiner Zuschauer verloren. Und beim Supertalent lief es zuletzt auch nicht besser.
Die Gründe für die sinkenden DSDS-Quoten
Jedenfalls hatte RTL im vergangenen Monat nur noch einen Marktanteil von 11,2 Prozent – 2,2 Prozent weniger als vor zwölf Monaten. Für den im Sommer geplanten Börsengang der RTL Group könnte es bessere Voraussetzungen geben.
Natürlich gibt es Gründe für die sinkenden Quoten. Da ist das veränderte TV-Verhalten der Zielgruppe, die nicht unbedingt live, sondern später im Netz guckt. Und da ist die immer größere Zahl von TV-Kanälen. So klein Sender wie Sixx, DMAX, RTL Nitro oder Sat.1 Gold bisher auch sein mögen, zusammen binden sie mittlerweile ein Millionenpublikum.
Manche Show-Formate werden zum Rohr-Krepierer
Das merken alle großen Sender. RTL aber merkt es am stärksten. Denn ob „Raus aus den Schulden“, „Rach, der Restauranttester“ oder „Die ultimative Chartshow“ – viele Erfolgsformate des Senders sind fast gleichzeitig in die Jahre gekommen. Natürlich gab es so etwas auch früher schon. Nur früher gab es Ersatz. Der ist derzeit nicht in Sicht. Weder bei RTL noch in Deutschland, ja in der ganzen Branche nicht.
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„Wenn sie mich fragen, was wird das nächste große Ding“, hat Gary Carter neulich einmal gesagt, „muss ich sagen, dass ich nicht einmal eine Vorstellung davon habe, was es sein könnte.“ Und Carter war bis vor wenigen Wochen Geschäftsführer der FremantleMedia, einer der erfolgreichsten TV-Produktionsgesellschaften der Welt.
Immerhin. Sie probieren ja was aus bei RTL. Suchen „Shooting Stars“, bieten „Cash Crash“, machen „Sieben Tage Sex“ oder bitten zur „Traumhochzeit“. Nur will nichts so richtig zünden, wird manches sogar zum Rohr-Krepierer. Deshalb muss Tom Sänger, Unterhaltungschef des Senders, wohl oder übel an bekannten Formaten festhalten. Allen voran an DSDS. Aber das will er ändern, wie er jüngst dem „Spiegel“ verraten hat. Und dabei nicht nur an ein paar Stellschrauben, sondern „am großen Rad drehen“.
Dieter Bohlen will die Musik bei DSDS ändern
DSDSErstmals ist dabei offensichtlich auch DSDS-Oberjuror Bohlen nicht mehr unantastbar. Ute Biernat, Produzentin der Show, sieht im „Kölner Express“ mittlerweile die Gefahr eines „Bohlen-Overkills“. Der Mann sei „44 Samstage von 52 im Jahr on air. Da muss man aufpassen, wie man das frisch hält – und ob man es nicht zurückfährt.“
Bohlen selbst will angeblich lieber die Musik bei DSDS ändern. Schlager sollen die Talentsuche retten. Einzelheiten verrät er noch nicht, hat aber – wenn die Gerüchte stimmen – schon Vorstellungen, wer mit ihm in der Jury sitzen soll: Helene Fischer und Andrea Berg.