Essen. Der ehemalige Bundesligatorschützenkönig Ailton zieht am Freitag ins Dschungelcamp. Das ist die vorerst letzte Station seines Absturzes auf Raten. Wenn Werders Vorstandschef Klaus Allofs auf seinen einst besten Stürmer angesprochen wird, klingt Mitleid durch.
Erst Altstar beim Hallenfußball, dann Gladiator im Dschungel: Ailton Goncalves da Silva freut sich angeblich auf den Rollenwechsel. „Ich bin ein echter Mann. Und deshalb gehe ich auch in den Dschungel. Das wird eine Riesen-Gaudi!“ Mit solchen Bonmots soll der Brasilianer ab Freitag täglich aufwarten, wenn RTL das nächste Dschungelcamp startet. Von Frankfurt aus hat sich der einst umschwärmte Stürmerstar in Australiens Urwald bringen lassen. Eine gute Autostunde von der Stadt Coolangatta an der Gold Coast verleiht der passionierte Rodeo-Reiter seinem bewegten Leben eine neue pikante Note. Mit peinlichem Anstrich. Maden und Spinnen verspeisen, mit Blutegeln baden oder durch Kakerlaken krabbeln – das wird für zwei Wochen sein Alltag sein. Plus: tumbes Geschwätz mit den übrigen zehn Camp-Bewohnern. Spannend könnte dabei sein, mit welchen Beiträgen Ailton aus seinem begrenzten Wortschatz die Dialoge bereichern wird.
Ailton soll sich finanziell übernommen haben
Dem Vernehmen nach lockt den 38-Jährigen vor allem die fünfstellige Antrittsgage. Die Spekulationen reißen nicht ab, dass sich der Fußballer und Farmer finanziell übernommen habe. Der Dschungel also als letzte Rettung? „Natürlich möchte ich dort Geld verdienen. Ich habe den Fußball schließlich nicht mehr“, hat Ailton zugegeben, „aber das heißt doch nicht im Umkehrschluss, dass ich pleite bin.“ Fakt ist, dass falsche Freunde den lebenslustig-naiven Familienvater um das Gros seiner Verdienste brachten. Aus Bremer Zeiten ist überliefert, dass die Geldscheine locker in seinem Auto umherflatterten. Werner Helleckes, einer seiner häufig wechselnden Berater, wollte 2007 sogar seine Torjägerkanone bei eBay versteigern lassen.
Noch zu Jahresanfang war Ailton als gefeierter Liebling beim Hallenturnier in Oldenburg mit der Traditionsmannschaft von Werder Bremen unterwegs – jenem Verein, den er stets im Herzen trägt. Sein Werdegang nach der Werder-Glanzzeit liest sich allerdings wie ein Absturz auf Raten. Weder auf Schalke noch in Hamburg und erst recht nicht in Duisburg, weder in der Türkei, Serbien, Österreich oder der Schweiz, in der Ukraine, Brasilien oder China wurde der Gute-Laune-Kicker mit immerhin 88 Toren in 169 Bundesligaspielen wirklich glücklich – die Kurz-Gastspiele beim Sechstligisten KFC Uerdingen und Viertligisten FC Oberneuland beschleunigten nur seinen Werteverfall.
Allofs will Dschungelcamp nicht verfolgen
Wenn Werders Vorstandschef Klaus Allofs auf seinen einst besten Stürmer angesprochen wird, klingt deshalb Mitleid durch. Nein, er werde den Massen-Klamauk wegen Ailton bestimmt nicht verfolgen: „Man schämt sich doch dabei schon für Menschen, die man nicht so gut kennt.“