Duisburg. .

Das Bundesverkehrsministerium rechnet die Betuwe-Linie im neuen Bundesverkehrswegeplan künstlich schlecht. Dadurch sind die Chancen auf den schnellen Bau des dritten Gleises beträchtlich gesunken.

„In der Kosten-Nutzen-Analyse wurde im Gegensatz zur letzten Überprüfung im Jahr 2003 der gesamte Personenverkehr auf der Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Emmerich nicht mehr berücksichtigt“, erklärt Werner Kühlkamp, Verkehrsexperte der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer in Duisburg

Falsche Zahlen

Auch die Annahmen bei den Gütermengen basieren nach Ansicht des Logistik-Fachmanns auf falschen Zahlen. „Das Verkehrsministerium geht bis 2025 nur von einer 70-prozentigen Steigerung der Güter zwischen Rotterdam und dem Ruhrgebiet aus. Der Rotterdamer Hafen rechnet dagegen mit 300 Prozent.“

Auch die Verlagerung vom Binnenschiff auf die Bahn sei in den Berechnungen des Verkehrsministeriums nicht drin. Dagegen wurden Kostensteigerung auf der Strecke sehr wohl einkalkuliert. „Statt 930 Millionen Euro schlagen jetzt 1,34 Milliarden Euro negativ zu Buche“, so Kühlkamp. Vermutlich wegen verschärfter Schallschutzverordnungen.

Kein Einzelfall

Das Vorgehen sei allerdings kein Einzelfall. „Der Bund hat einige Projekte heruntergerechnet, für die vorerst kein Geld da ist. Die liegen alle bei einem Kosten-Nutzen-Wert von knapp über 1, so dass sie nicht aus dem Bundesverkehrswegeplan fallen.“ Dagegen wurde nach Ansicht Kühlkamps bei der Strecke Ulm-Wendlingen, die zu Stuttgart 21 gehört, kräftig nachgeholfen. Dort wurde für 700 Millionen Euro Güterverkehr hineingerechnet. Dabei sei die Strecke bisher immer nur als Personenstrecke geplant gewesen.

In der übernächsten Woche wird der Chef des Bundeskanzleramts, Ronald Pofalla (CDU), mit Bahnchef Rüdiger Grube sprechen. Auf der Tagesordnung soll nach NRZ-Informationen auch das Thema Betuwelinie stehen.