Bochum. Die IG Metall stimmt Sanierungsvertrag mit Opel zu. Damit ist das Ruhrgebiets-Werk in Bochum nun auf sich allein gestellt. Der Gesamtbetriebsrat und der Bochumer Betriebsratschef Rainer Einenkel rechnen unterdessen miteinander ab.
Das Zafira-Band in Bochum stand am Mittwoch weitgehend still. Nicht aus Protest – die Kurzarbeit vor Ostern war seit März geplant. Und doch passte es, den streitbaren Betriebsratschef Rainer Einenkel beim vorösterlichen Spaziergang zu erreichen. Zeit zum Nachdenken, zum Sammeln für die kommenden, harten Wochen und Monate. Die Bochumer wollen nun allein und vor allem diesmal selbst über ihr Schicksal verhandeln, nachdem der Riss zwischen den Opel-Standorten gestern amtlich gemacht wurde.
Die Zustimmung des IG-Metall-Vorstands in Frankfurt zum Sanierungstarifvertrag mit Opel war im Grunde reiner Vollzug, nachdem Rüsselsheim, Kaiserslautern, Eisenach und Dudenhofen ihn abgesegnet hatten. Und doch war dies für Bochum ein bedeutsamer Schritt: Das Ruhrgebietswerk ist damit raus aus dem Vertrag. Die Belegschaft hatte ihn abgelehnt, weil sie dem Versprechen von 1200 Ersatzarbeitsplätzen für die Zeit nach dem Ende der Zafira-Produktion nicht glaubte. Die ursprüngliche Abmachung, der Vertrag trete nur in Kraft, wenn alle Standorte ihm zustimmten, gilt nicht mehr. Damit ist die Solidargemeinschaft der Opelaner Geschichte.
Einenkel: Zusagen von GM ist nicht zu trauen
Entsprechend ungehemmt rechneten Bochums Einenkel und Rüsselsheims Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug miteinander ab. Einenkel habe den Deutschland-Vertrag, der „wenigstens den Standort erhalten“ hätte, schlecht geredet, schrieb Schäfer-Klug, wie immer auf offiziellem Opel-Konzernbriefbogen. Einenkel habe auf dieses Ergebnis „mit Verdrängung“ und „Verschwörungstheorien gegenüber seinen Kollegen der anderen Standorte reagiert“.
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Die von Einenkel beklagte fehlende Solidarität wies Schäfer-Klug zurück. Ohne die hätte es niemals auch nur Verhandlungen über Bochum gegeben. Das Werk hätte eben nicht abgewickelt werden sollen, wie dies die Opel-Mutter General Motors zuletzt etwa in Luton oder Antwerpen getan habe.
Ganz schlechtes Beispiel, findet Einenkel: „Antwerpen hatte die Zusage, den Mokka zu bauen. Nun wird er in Korea gebaut, was zur Schließung des Werks geführt hat.“ Das belgische Werk sei mithin der beste Beweis dafür, dass den Zusagen von GM nicht zu trauen sei.
Aus für Bochum sei noch nicht ausgemacht
Einenkel zeigte sich tief besorgt „um die Menschen im Werk, die zu 80 Prozent keine andere Perspektive haben“. Er setze darauf, dass GM seine Verantwortung begreife. Man könne die Marke Opel nicht stärken, wenn es zu sozialen Konflikten komme. Opel könne es sich zudem nicht erlauben, den Zafira 2015 einzustellen und bis zum neuen Modell dann zwei Jahre lang keinen Van mehr zu bauen – „dann sind die Kunden weg“.
Das Aus für Bochum Ende 2014 ist für Einenkel nicht ausgemacht. Für die kommenden Gespräche brauche man „Ruhe“. Die Belegschaft habe schon viele schmerzliche Kompromisse mitgetragen. Aber verhandelt werden dürften sie nicht von Leuten, die „Bochum als Spam aus ihrem Navi“ getilgt hätten – damit meinte er Schäfer-Klug.
Tariferhöhung wird ausgezahlt
Landeswirtschaftsminister Garrelt Duin bot sich als Moderator an. „Mein Ziel ist es, in Gesprächen mit Betriebsrat, IG Metall und Opel-Management Alternativen zur vorzeitigen Schließung des Bochumer Werkes auszuloten“, sagte er dieser Zeitung. Gleichzeitig bekräftigte er, am Projekt „Bochum 2022“ festzuhalten. Opels „zweistellige Millionenzusagen für die Entwicklungsgesellschaft“ stünden außer Frage. Die Gesellschaft werde unabhängig vom „Nein“ der Belegschaft „neue Perspektiven für den Standort entwickeln“.
Die IG Metall NRW betonte, die Entscheidung der Bochumer zu verstehen, aber auch zu bedauern. Die seit November gestundete Tariferhöhung um 4,3 Prozent soll im April gezahlt werden.