Washington/Berlin/Essen. Über 200 Millionen US-Bürger sind aufgerufen, sich zu entscheiden: Wollen sie weiter von Barack Obama regiert werden oder zieht Mitt Romney ins Weiße Haus ein? Die Wahllokale in mehreren hart umkämpften Swing States sind bereits geschlossen. Einmal mehr könnte die Entscheidung in Florida fallen.
Es ist ein spannendes Duell: Gewinnt Barack Obama ein zweites Mal die US-Präsidentschaftswahl oder setzt sich Mitt Romney durch? In immer mehr US-Bundesstaaten haben die Wahllokale wieder geschlossen, doch ein eindeutiger Trend lässt sich noch nicht ablesen. Obama hat sich in einigen der umkämpften Swing States durchgesetzt, doch in anderen liegen noch keine Ergebnisse vor. In der spannendsten Präsidentschaftswahl in den USA seit vielen Jahren lagen Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney in den Umfragen Kopf-an-Kopf. Wir berichten live.
05:48 Uhr: Der unermüdliche Wolf Blitzer betet auf CNN noch Zahlen und Prognosen runter, doch der Wahl-Drops ist gelutscht. Mitt Romney hat seine Niederlage noch nicht bei Twitter eingestanden, doch das dürfte nur noch eine Sache von Minuten sein.
05:45 Uhr: Sehr knapp kommentiert Barack Obama seinen Wahlsieg auf Twitter. "Four more years" samt Bild von einer Umarmung seiner Frau Michelle.
05:34 Uhr: Der Sieg ist Obama nicht mehr zu nehmen, obwohl er bei der Gesamtzahl aller abgegebenen Stimmen einen Prozentpunkt hinter Mitt Romney liegt. Warum dies aber nicht ausschlaggebend ist, kann das bei unseren "Zehn Irrtümern zur US-Wahl" nachlesen.
05:24 Uhr: Obamas Anhänger in seiner politischen Heimat Chicago trotzen der Kälte und feiern den Wahlsieg ihres Kandidaten. Anders als bei der Wahl im Jahre 2000 kommt es auf das Ergebnis in Florida nicht mehr an.
05:20 Uhr: Die Nachrichtensender CNN und MSNBC küren nach den neuesten Prognosen Barack Obama zum Wahlsieger. Noch sind zwar nicht alle Stimmen ausgezählt, doch ist dem Demokraten der Wahlsieg wohl nicht mehr zu nehmen.
05:18 Uhr: CNN und die Washington Post sehen Obama auch in Iowa vorn. 270 Stimmen erscheinen in Reichweite für den Amtsinhaber.
Romney gewinnt Swing State North Carolina
05:13 Uhr: Mit North Carolina gewinnt Mitt Romney einen der umkämpften Swing States. Durch den Sieg gewinnt der republikanische Herausforderer 15 Wahlmännerstimmen dazu. Doch durch Obamas Sieg in Kalifornien konnte sich der amtierende Präsident deutlich absetzen, er führt momentan mit 249 zu 191 Wahlmännerstimmen. Damit fehlen Obama noch 21 Wahlleute zum Sieg.
05:01 Uhr: Bei den Wahlen zum US-Senat haben die Republikaner drei Sitze verloren. Damit verstärkten sich die Hoffnungen der Demokraten, ihre Mehrheit im Senat zu verteidigen. Im Staat Massachusetts schlug die Demokratin Elizabeth Warren den republikanischen Senator Scott Brown. In Indiana setzte sich der demokratische Abgeordnete Joe Donnelly gegen Richard Mourdock durch, der kürzlich mit umstrittenen Kommentaren zum Recht auf Abtreibungen nach Vergewaltigungen viele Wähler befremdet hatte. In Maine verloren die Republikaner ihren Senatssitz an den unabhängigen Kandidaten Angus King. Beobachter gingen davon aus, das er künftig mit den Demokraten stimmen dürfte.
04:48 Uhr: "Wenn es sich um eine legitime Vergewaltigung handelt, hat der weibliche Körper die Möglichkeit, das zu verhindern." - Mit dieser Aussage hatte der Republikaner Todd Akin im Wahlkampf viele Wähler, auch die eigenen, aufgeschreckt. Die Rache kam postwendend: Im Kampf um den Einzug in den Senat liegt er klar hinter seiner demokratischen Kontrahentin.
04:32 Uhr: Ohne Kennedys geht es in Amerika einfach nicht. Mit Joseph Kennedy III zieht der Großneffe des früheren US-Präsidenten John F. Kennedy ins Repräsentantenhaus ein. Der 31-Jährige holt seinen Wahlkreis in Massachusetts mit Bravour.
Hochschwangere Frau lässt sich erst zum Wählen, dann ins Krankenhaus fahren
04:24 Uhr: Wenn das nicht vorbildliches demokratisches Verhalten ist: Eine hochschwangere Frau hat auf dem Weg ins Krankenhaus am Wahllokal einen Stopp eingelegt, um ihre Stimme abzugeben. Die 21-Jährige durfte zum ersten Mal an einer Präsidentschaftswahl teilnehmne, das wollte sie, wie sie einem Radiosender sagte, auf keinen Fall verpassen. "Ich habe nur versucht, (den Stimmzettel) zu lesen und zu atmen, lesen und atmen", sagte sie dem Rundfunksender WBBM.
04:15 Uhr: Obama setzte sich laut dem Fernsehsender ABC im Bundesstaat Minnesota durch und fährt damit einen weiteren Sieg ein, der als nicht hundertprozentig sicher galt.
04:04 Uhr: Es wird eng für Obamas Herausforderer Mitt Romney: Nachdem Obama in mehreren umkämpften Staaten mehr Stimmen geholt hat als der Republikaner, muss Romney nun auf Ohio und Florida hoffen. In beiden Staaten sind die Wahlen seit Stunden beendet, doch die knappen Zwischenergebnisse lassen noch keine Prognose zu.
Obama macht nennenswerte Fortschritte
03:55 Uhr: Auch New Hampshire geht nach Hochrechnungen von US-Medien an Barack Obama. Der Swing State entsendet vier Wahlmänner ins "electoral college", das Wahlmänner-Gremium, das den Präsidenten wählt. Momentaner Stand: 162 (Obama), 153 (Romney).
03:46 Uhr: Obama macht nennenswerte Fortschritte: Mit Michigan, Wisconsin und Pennsylvania hat er nach Hochrechnungen aller großen US-Sender drei wichtige Bundesstaaten für sich entschieden, in denen Romney unbedingt punkten wollte. Wisconsin ist der Heimatstaat von Romneys potenziellem Vizepräsidenten Paul Ryan.
Das ist Mitt Romney
Auto-Staat Michigan geht an Obama
03:37 Uhr: Wenn es so käme, wäre es für Obama ein Mosaikstein auf dem Weg ins Weiße Haus: Pennsylvania, noch bis zum Schluss von Wahlkampf überzogen, geht nach Berechnung des Sender MSNBC an den Amtsinhaber. Romney hatte sich hier eine kleine Sensation ausgerechnet. Offenbar ausgeblieben. Erwartungsgemäß: Die Republikaner werden die Mehrheit im Repräsentantenhaus behalten. Da im Moment alles für eine demokratische Mehrheit im Senat spricht, lautet die Konsequenz: weiter Blockade-Politik im Kongress. Schlecht für den künftigen Präsidenten, ganz gleich, wer's wird.
03:25 Uhr: Obama liegt in Michigan vorn: Der von der Auto-Industrie dominierte Bundesstaat galt als hart umkämpftes Terrain. Auch Mitt Romney hatte sich Hoffnung auf einen Sieg gemacht.
Minimale Unterschiede in Florida
03:15 Uhr: Die Auszählung in Florida wird immer mehr zum Krimi: 1288 Stimmen hat Mitt Romney derzeit mehr als Amtsinhaber Barack Obama. Eine Prognose, wie es ausgeht? Unter diesen Umständen völlig unmöglich. Nach Wahlmänner-Stimmen steht es derzeit 154 zu 124 für Mitt Romney.
03:08 Uhr: Manchmal sagen Gesichter mehr als Worte. Gegen 3 Uhr morgens deutscher Zeit sah der Star des rechtspopulistischen Fernseh-Quoten-Königs Fox News, Bill O'Reilly so aus, als sei ihm eine Laus über die Leber gelaufen. Mit Blick auf die für Mitt Romney zu diesem Zeitpunkt nicht eben günstige Entwicklung in den wichtigsten Bundesstaaten wie Florida, Ohio oder Pennsylvania verlor sich der in rechtskonservativen Kreisen verehrte Nachrichten-Entertainer in Pessimismus. Schwarze, Latinos und Frauen (Obamas Stützen...) würden immer mehr dominieren, sagt er. "Das weiße Establishment ist heute eine Minderheit." Abgesang auf eine Welt von gestern?
Geld kann nicht alles kaufen, auch nicht in den USA
02:55 Uhr: Geld kann doch nicht alles kaufen. Linda McMahon, Ex-Chefin eines führenden Wrestler-Imperiums, hatte 100 Millionen Dollar aus der eigenen Schatulle investiert, um in Connecticut einen Senatssitz zu erlangen. Die Republikanerin ist nach Berechnungen der "Washington Post" von den Wählern brutal auf die Matte ignoriert worden. Der Demokrat Chris Murphy wird das Rennen machen.
02:42 Uhr: Die Stimmung im Berliner "Babylon", wo die US-Demokraten gemeinsam feiern, ist gut, berichtet unser Korrespondent. Und mit salzigem Popcorn und Hotdogs geht es dort auch richtig amerikanisch zu.
Wahlkrimi in Florida
02:32 Uhr: In knapp einer halben Stunde schließen die Wahllokale in den Swing-States Colorado und Wisconsin. Dann dürfte sich ein klareres Bild abzeichnen, wohin die Reise geht. Die anderen zwölf Bundesstaaten, in denen die Wahl um 3 Uhr deutscher Zeit endet, fallen entweder klar in das Lager Obamas oder Romneys.
02:21 Uhr: Ein Drittel der Wählerstimmen in Florida ist ausgezählt. Derzeit liegt Barack Obama vorne. Sollte das so bleiben, hat der derzeitige US-Präsident sehr gute Chancen, vier weitere Jahre im Weißen Haus regieren zu dürfen. Zwischenstand der Wahlmänner-Stimmen: 65 zu 56 für Obama, immer noch zu wenig, um von einer Entscheidung zu sprechen.
Eine Niederlage wäre Mitt Romneys politisches Ende
02:14 Uhr: Wenn Mitt Romney verliert, ist es sein politisches Ende. Er wäre dann zweimal hintereinander bei dem Versuch gescheitert, ins Weiße Haus einzuziehen. Die Republikaner würden den 65-Jährigen - ohne mit der Wimper zu zucken - "entsorgen". Sein Sozius für den Posten des Vizepräsidenten hingegen wäre nicht politisch verbrannt. Paul Ryan gilt nicht nur für 2016 als Kandidat der "Grand Old Party". Er kann bis dahin auch weiter an seinem Image als Haushaltsexperte arbeiten. Wenn es nichts wird mit dem Job als "VP", für den Kongress reicht es immer noch. Der Fitness-Fanatiker aus Wisconsin bewirbt sich wieder für ein Mandat im Repräsentantenhaus. Es wäre sein achter Einzug in Folge. Seine Rivalen, die Herren Zerban und Deschler, haben gegen Ryan keine Chance.
02:00 Uhr: In Berlin warten 600 US-Demokraten im Babylon-Kino auf Ergebnisse von jenseits des Großen Teiches. Wer jetzt noch kommt, muss warten - wie unser Berlin-Korrespondent Daniel Drepper. Allerdings ist die Situation ruhiger als noch vor vier Jahren: "Da standen noch Hunderte vor der Tür, die Polizei musste aufräumen", erzählt ihm der Glühweinverkäufer.
Knutschende Obamas
Obama kündigt "Gangnam-Style"-Tanz an
01:52 Uhr: Der deutsche OSZE-Wahlbeobachter Jürgen Klimke (CDU) hat die Wahlabläufe vor Ort kritisiert. Die Vertreter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) seien in ihrer Arbeit eingeschränkt worden, sagte der Bundestagsabgeordnete nach Angaben von "Welt Online" vom Mittwoch. "Wir durften nicht so agieren wie bei Wahlbeobachtungen in anderen Ländern", sagte Klimke.
Wahlbeobachter dürften zudem in einigen Wahllokalen nicht fotografieren, kein Handy mitführen und die Leute nicht ansprechen. Klimke monierte auch, dass in manchen Wahllokalen Bilder von Präsident Barack Obama hingen. "Das ist indirekte Wahlbeeinflussung", sagte er. Auch die teils langen Warteschlangen vor den Wahllokalen seien "unzumutbar".
01:43 Uhr: Schwarze haben den Soul, schon klar. Aber Barack Obama hat am Wahltag ein Fass aufgemacht, auf das er gewiss noch angesprochen wird. Der Radiostation WZID sagte der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, dass er sich sehr wohl zutraue, den weltbekannten "Gangnam-Style"-Tanz des koreanischen Internet-Phänomens Psy aufs Parkett zu bringen. Nein, nicht beim traditionellen Ball zur Amtseinführung Mitte Januar. "Erst mal nur allein für Michelle."
Kopf-an-Kopf-Rennen im Swing State Virginia
01:30 Uhr: Acht zu drei führt Romney gegen Obama laut der Huffington Post, CNN meldet schon 19 Wahlmänner-Stimmen für den Republikaner und drei für Obama. Vorentscheidend ist das längst nicht. Für den Sieg werden 270 Wahlmänner-Stimmen benötigt.
01:22 Uhr: Kopf-an-Kopf-Rennen im Swing State Virginia: Dem Nachrichtensender CNN zufolge lagen Präsident Barack Obama und sein Herausforderer Mitt Romney in auf Nachwahlbefragungen basierenden Prognosen mit je 49 Prozent Kopf an Kopf. Sollte Obama in Virginia gewinnen, kann er sich gute Chancen auf den Gesamtsieg ausrechnen. Sollte, denn Nachwahlbefragungen sind eine unsichere Angelegenheit.
01:10 Uhr: Die ersten Zwischenergebnisse aus Indiana und Kentucky liegen vor - und bieten keinerlei Überraschung: In den republikanischen Hochburgen führt Präsidentschaftskandidat Mitt Romney mit rund zwei Drittel der Stimmen vor Amtsinhaber Barack Obama.
01:03 Uhr: Sie sind in den nächsten Stunden die am heißesten gehandelte Ware: die "exit polls", Befragungen der Wähler, nachdem sie ihre Stimme abgegeben haben. Meinungsforscher selbst warnen: "Damit wird viel Schindluder getrieben." Inzwischen sind mehrere Details aus verschiedenen Quellen auf dem Markt. Es gibt abseits der noch wenig belastbaren Zahlen eine interessante Gemeinsamkeit: Die Hälfte der Wähler ist über George W. Bush immer noch enttäuschter als über Obama. Der republikanische Kriegs-Präsident wird zur "persona non grata".
Romney fühlt: "Wir haben alles gegeben"
00:50 Uhr: Mitt Romney ist mit sich zufrieden: "Ich fühle, dass wir alles gegeben haben", sagte er Reportern auf dem Flug von Pittsburgh nach Boston, wo er die Wahlnacht verbringen wollte. "Wir haben nichts unversucht gelassen. Wir haben bis zum Ende gekämpft, und deswegen werden wir erfolgreich sein." Das wird sich zeigen.
Bitterböse Wahlwerbe-Kampagnen in den Swing States
00:37 Uhr: Noch 23 Minuten, bis die Wahllokale in den Swing States Virginia und Florida schließen. Zeit, um die wichtigsten Leute dieser Nacht (außer Obama und Romney) kurz vorzustellen. Zum Beispiel Nate Silver. Der Zahlenfuchs betreibt den Blog FiveThirtyEight und hat spätestens seit seiner präzisen Wahlvorhersage 2008 pro Obama den Status eines Gurus in der schillernden Meinungsforscher-Branche. Silver publiziert auf der Internet-Seite der "New York Times" und hat Zehntausende Fans im ganzen Land. Seine Prognose (besser: die Häufigkeit, mit der sie von anderen Medien aufgegriffen wird) für die Nacht bringt Romney um den Schlaf. Nach monatelanger Auswertung aller verfügbaren Umfragen schlussfolgert Nate Silver auf der Basis eines eigenhändig entwickelten Rechen-Modells: Obama 313 Stimmen im Wahlmänner-Gremium (nötig wären nur 270), Romney 225 Stimmen.
Zum Vergleich: Der frühere Bill Clinton-Berater und jetzt zum Republikaner-Höfling mutierte Dick Morris sagt Romney einen Erdrutschsieg von über 320 Stimmen voraus. Silver oder Morris, einer von beiden steht morgen früh reichlich dumm da.
00:25 Uhr: Nirgends in Amerika wird das Aufatmen über das Ende des Wahlkampfes größer sein als in Ohio. Der wackeligste der Wackelkandidaten-Bundesstaaten, über den in den nächsten Stunden noch häufiger zu berichten sein wird, war bis zuletzt Hauptzieladresse der bitterbösen Wahlwerbe-Kampagnen beider Lager. Tausende TV-Spots wurden passgenau in den wichtigen Regionen um Cleveland, Cincinnatti und Columbus geschaltet - oft rund um die Uhr. Wie die Zeitung "Plain Dealer" berichtet, häuften sich zudem in den letzten Tagen automatisierte Anrufe, um potenzielle Wähler an die Urnen zu treiben. Georg Tscheinr berichtete der "New York Times", dass er zuletzt "zehn Anrufe pro Nacht" bekommen hat. Tscheinr ist 91. Er wünscht sich Ruhe und Frieden; fast noch mehr als einen neuen Präsidenten.
00:12 Uhr: In den US-Bundesstaaten Indiana und Kentucky haben die ersten Wahllokale geschlossen. In den östlichen Gebieten der beiden Bundesstaaten endete die Präsidentschaftswahl um Mitternacht deutscher Zeit, während in den in einer anderen Zeitzone liegenden westlichen Teilen die Wahllokale noch eine weitere Stunde geöffnet bleiben.
00:08 Uhr: Mehr als 1.000 Deutsche und Amerikaner feiern in der Nacht zum Mittwoch im US-Generalkonsulat in Frankfurt am Main. Im English Theater der Stadt wollen sie bis zum frühen Morgen die eingehenden Ergebnisse der Präsidentschaftwahl verfolgen. Generalkonsul Kevin Miles schnitt am späten Abend den "Election Cake" (Wahlkuchen) an, um die erwartete spannende Wahlnacht offiziell einzuläuten.
1000 Dollar für einen Internetzugang
23:55 Uhr: Letzte Woche überlegte unser USA-Korrespondent Dirk Hautkapp, ob eine Reise von Washington nach Boston, ins Hauptquartier von Herausforderer Mitt Romney, für die Berichterstattung sinnvoll sein könnte. Dessen Pressesprecher teilte ihm, der Sitzplatz im Medienzentrum koste 75 Dollar, ein temporärer Internetzugang für den Abend 1000 Dollar. Nein, das sei kein Witz. Bei Obama in Chicago wäre es umsonst gewesen. Aber was, wenn der nicht gewinnt? Er berichtet nun aus Washington.
23:43 Uhr: Da ist ist die erste Verlängerung der Fristen für die Stimmabgabe. Im vom Sturm gebeutelten Bundesstaat New Jersey hat Wahlleiter Kim Guadagno entschieden, dass Wähler bis Freitag, 9. November, 20 Uhr, ihre Stimme abgeben können, per E-Mail oder Fax. Die vorhandenen Wahllokale kommen mit dem Ansturm der Wähler nicht klar, sagt Guadagno laut "New York Times". Welchen Einfluss dieses Detail auf das Endergebnis haben wird? Schwer zu sagen.
US-Börsianer sind am Wahltag optimistisch
23:32 Uhr: Die Börsianer wissen auch noch nicht, wie die Wahl ausgeht, aber unabhängig davon scheinen sie optimistisch zu sein: Der Dow-Jones-Index legte am Dienstag 133 Zähler auf 13.246 Punkte zu. Der breiter gefasste Index Standard & Poor's 500 kletterte um elf Punkte auf einen Endstand von 1.428 und der Nasdaq Composite Index stieg um zwölf Zähler auf 3.012 Punkte. "Wir sitzen wie auf glühenden Kohlen", beschrieb Phil Orlando, Chefanalyst vom Finanzdienstleister Federated Investors, die Stimmung am Markt.
23:19 Uhr: Ganz frisch für die Basketball-Fans im Publikum: Team Obama hat das nachmittägliche Spiel zur allgemeinen Nervenberuhigung in Chicago (4 mal 12 Minuten) mit 20 Punkten Unterschied gewonnen. Kein Wunder. Obama war Spielertrainer. In seiner Mannschaft: der mehrfache NBA-Champion Scottie Pippen von den "Chicago Bulls". Wie viele Körbe der Präsident gemacht hat? Es wird noch ausgezählt...
Obama lobt Romney, Romney lobt Obama
23:06 Uhr: Am Ende eines hasserfüllten Wahlkampfes dann doch noch zivile Töne. Erst beglückwünschte Obama morgens seinen Kontrahenten Romney zu einem "engagierten" Wahlkampf. Am Nachmittag lobt Mitt Romney in Pennsylvania tüchtig zurück. "Der Präsident hat eine starke Kampagne gefahren. Ich glaube, er ist ein guter Mann und ein guter Vater", sagte der 65-Jährige vor Anhängern. Hallo? War da nicht noch etwas Rivalität? Am Ende kriegte Romney doch noch die Kurve: "Aber nun ist es Zeit für einen neuen Kurs. Es ist Zeit für ein besseres Morgen."
22:52 Uhr: Bevor ihm der Wähler einen Korb gibt, macht Barack Obama lieber selber einen – Quatsch! Die Wahllokale sind ja noch lange geöffnet. Barack Obama spielt halt gerne Basketball. Nach dem Mittagsessen zog er sich mit Bildungsminister Arne Duncan, seinen Freunden Michael Ramos, Martin Nesbitt und anderen Hoop-Freunden in einem Athletik-Park in Chicago zum Spiel zurück. Ergebnis: noch geheim.
Wahlcomputer-Pannen bei US-Wahl
22:40 Uhr: In weiten Teilen der USA hat sich am Dienstag offenbar eine hohe Wahlbeteiligung abgezeichnet. Vor vielen Wahllokalen gab es lange Warteschlangen. Hohe Wahlbeteiligungen wurden aus den von Hurrikan "Sandy" heimgesuchten Gebieten in New York und New Jersey, aber auch aus mehreren hart umkämpften Swing States gemeldet, wo Republikaner und Demokraten gleichermaßen auf einen Sieg hofften. Bei der vergangenen Präsidentenwahl 2008 gab es mit mehr als 131 Millionen Wählern einen neuen Rekord. In diesem Jahr haben schon mehr als 32 Millionen Menschen per Briefwahl oder vorgezogener Stimmabgabe gewählt.
22:31 Uhr: New Yorker haben es einfach besser. Wer im Big Apple lebt und wissen will, wie es um das Weiße Haus steht, muss im Laufe des Abends nur die Spitze des Empire State Buildings im Blick behalten. Der Sender CNN hat dort eine Lichtsäule installiert, die nach Schließung der Wahllokale den Stand der Auszählung anzeigen soll. Mehr rot bedeutet: Mitt Romney ist auf der Siegerstraße, mehr blau: Obama gewinnt. Nicht ganz neu die Idee. 1932 zeigte eine Art Leuchtturm-Scheinwerfer auf besagtem Wolkenkratzer an, dass Franklin D. Roosevelt die Präsidentschaft gewonnen hat.
Wieder Pannen mit Wahlcomputern
22:22 Uhr: Nach dem Debakel in Florida im Jahr 2000 ist die Sorge vor technischen Unzulänglichkeiten und Manipulationsversuchen bei Wahlen in Amerika besondern groß. Obwohl viel investiert wurde, gibt es auch diesmal merkwürdige Aussetzer: In Pennsylvania spuckte ein Wahlautomat stets den Namen Romney aus – obwohl der Wähler die Obama-Taste drückte. In Pinella County/Florida erhielten Anwohner Kettenanrufe der Stadtverwaltung, wonach die Wahl auf den 7. November verschoben sei. In Ohio, Arizona und andernorts wurden die Wähler vereinzelt zu Wahllokalen dirigiert, die es gar nicht gibt.
22:10 Uhr: Das hört Mitt Romney gar nicht gern: Auto-Riese Chrysler hat seinen Tausenden Arbeitern heute frei gegeben. Vize-Präsident Ralph Gilles twitterte: „Geht raus zur Wahl!“ Die republikanische Partei fürchtet in den Auto-Standorten zwischen Michigan bis Ohio Schlimmes. Mitt Romney hatte zum einen gegen die von Obama eingeleitete staatliche Unterstützung der 2009 in Not geratenen Auto-Industrie gewettert. Zum anderen warf er Chrysler und GM unlängst vor, Arbeitsplätze nach China zu verlagern. Stimmte nicht.
Obama, Romney oder ein Unentschieden?
21:59 Uhr: Kompliziert bleibt es trotzdem, aber diese interaktive Grafik der New York Times macht deutlich, unter welchen Umständen Barack Obama Präsident bleibt, wie Mitt Romney gewinnen kann - und wie es zu dem befürchteten Patt kommen kann. Fazit: Es sieht gar nicht so schlecht aus für den amtierenden Präsidenten.
21:45 Uhr: Eines haben die Amerikaner ja: Geduld. Kaum vorstellbar, dass bei einer Bundestagswahl vor einem Wahllokal Menschen freiwillig drei, vier, fünf Stunden bei frischen Temperaturen um die sieben Grad Celsius ausharren, weil die Schlange einfach zu lang ist. In Arlington/Virginia haben sich etliche ihr E-Book, heißen Tee und Obst mitgebracht. „Wählen zu können, ist ein Privileg“, sagt der 27-jährige Tim, „dafür lohnt das Warten.“
Tea-Party-Bewegung macht Bürgerrechtlern Sorgen
21:33 Uhr: Bürgerrechtler in den USA machen sich Sorgen, ob es bei der Präsidentschaftswahl immer fair zugeht. Hauptgrund: die Anwesenheit von Beobachtern aus dem Flügel der republikanischen Tea-Party-Bewegung. Mehrere tausend Mitglieder der Gruppe "True the Vote" (etwa "Richte die Wahl") wollten am Dienstag den Urnengang überwachen. "Wir wissen, dass sie es auf Wahllokale abgesehen haben, in denen Afroamerikaner und Latinos ihre Stimmen abgeben", sagt die Bürgerrechtlerin Barbara Arnwine. Beide Bevölkerungsgruppen sind tendenziell eher Obama zugeneigt. "Die einzige Aufgabe der Wahlbeobachter ist es, den Wahlprozess zu überwachen", sagt hingegen die Präsidentin von "True the Vote", Catherine Engelbrecht. Die Beobachter dürften nicht mit Wählern sprechen, sondern lediglich die Aufsicht über Unregelmäßigkeiten informieren.
21:20 Uhr: 310 Millionen Einwohner, 207 Millionen Wahlberechtigte, 146 Millionen eingetragene (das heißt als demokratisch oder republikanisch registrierte) Wählerinnen und Wähler und – ja, wie viele Wähler? Bei der Wahl vor vier Jahren gaben rund 131 Millionen Amerikaner ihre Stimme ab. Laut „Washington Post“ wird diesmal ein etwas höherer „turnout“ (Wahlbeteiligung) erwartet. Rund 30 Millionen Amerikaner haben bereits per Brief oder vorgezogen gewählt.
Mitt Romney hat ein "sehr sehr gutes Gefühl"
21:05 Uhr: Ein "sehr, sehr gutes Gefühl" habe er, teilte Mitt Romney mit. Der republikanische Präsidentschaftskandidat gab seine Stimme in seinem Heimatort Belmont im Bundesstaat Massachusetts ab. Barack Obama hat schon am 25. Oktober in Chicago gewählt.
20:50 Uhr: Die Wahllokale in den Bundesstaaten an der Ostküste sind geöffnet. Vielerorts stehen die Menschen Schlange, um ihr Kreuz für Barack Obama oder Mitt Romney machen zu können. Dazu gehören die hart umkämpften Bundesstaaten New Hampshire und Virginia sowie New York, New Jersey, Connecticut, Indiana, Kentucky, Maine und Vermont. Gewählt wird nun bis zum Mittwochmorgen, wenn um 7.00 Uhr morgens deutscher Zeit in Alaska die letzten Wahllokale schließen.