Balve. . Der Wunderhengst ist entzaubert worden. Dressur-Star Totilas unterlag bei den deutschen Meisterschaften in Balve sowohl im Grand Prix Special als auch in der Kür gegen Damon Hill. Das Pferd der Siegerin Helen Langehanenberg stammt aus einer Zucht in Bad Sassendorf.

Das Wunderpferd ist entzaubert worden. Dressur-Star Totilas unterlag bei den deutschen Meisterschaften in Balve sowohl im Grand Prix Special als auch in der Kür Damon Hill. Der zwölfjährige Vierbeiner aus Westfalen, Züchter war Heinrich Sauer aus Bad Sassendorf, ist nach Einschätzung der neuen Doppel-Meisterin kräftiger und selbstbewusster geworden:

Nachdem sie einige Freudentränen vergossen hatte, schwärmte Helen Langehanenberg über ihren Siegerhengst: „Ich könnte ihn knutschen.“ Dazu kam es zwar nicht, aber dafür wurde die 30-Jährige prosaisch: „Man müsste Reit-Momente einfrieren können.“ Das Wochenende am Schloss Wocklum lieferte ihr gleich mehrere solcher Augenblicke, die sie später sicher gerne auftauen würde.

„Es war ein phantastisches Gefühl. Perfekt, alles passte“, ergänzte die Titelträgerin. Sogar die Kür-Musik, in die Cockpit-Sequenzen zu Damon Hills zweibeinigem ­Namensvetter aus der Formel 1 eingefügt waren. Helen Langehanenberg: „Um sportlicher zu werden, musste Damon Hill einige Kilo abnehmen. Doch vor allem traut er sich jetzt alles zu.“ Der Hengst arbeite nicht einmal furchtbar viel im Training, jedoch effektiv: „Er frisst die Lektionen.“ Jetzt steht erst einmal eine Woche Entspannung auf dem Programm, dann soll es so erfolgreich weitergehen wie bisher.

In der Stunde des Triumphes vergaß die Münsteranerin nicht, sich zu bedanken. Zunächst bei den Gastgebern im Sauerland für die nach einem Austausch von Untergrund und Tretschicht trotz des schlechten Wetters guten Bodenverhältnisse. Dann bei dem im April plötzlich verstorbenen Bundestrainer Holger Schmezer, der während des Weltcup-Finales im niederländischen s’Hertogenbosch tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden war: „Er wäre stolz auf uns.“

Entthronter Titelverteidiger Rath fairer Verlierer

Da konnte Matthias Rath natürlich nur beipflichten. Der entthronte Titelverteidiger aus Kronberg erwies sich als fairer Verlierer: ­„Helen hatte ein super Wochenende. Ich bin mit zweimal Silber ebenfalls sehr glücklich.“ Sein Zehn-Millionen-Euro-Pferd bockte deutlich sichtbar im Grand Prix Special bei einer Traversale. „Das kann passieren, sollte aber nicht passieren. In unserem hohen Punktebereich wiegt solch ein Fehler natürlich schwer.“ Am Folgetag gelangen in der Kür die Zweier-Wechsel nicht. Doch all das sei ein Meckern auf sehr hohem Niveau.

Zusammen mit der zweimaligen Dritten Kristina Sprehe (Dinklage), die Desperados gesattelt hatte, präsentierten die heißen Olympia-Anwärter ein hohes Niveau. „Wir sind glücklich und stolz über diese Leistungsdichte“, strahlte Coach Jonny Hilberath, der die Dressur-Equipe als Nachfolger von Schmezer mindestens bis zum Ende der Olympischen Spiele in London betreut. Auf das Großereignis im Zeichen der fünf Ringe können die Deutschen nun zuversichtlich blicken. Rath analysierte: „Momentan ist es sehr eng, nicht nur national, auch international. Wir sind jedoch in der Mannschaft gut aufgestellt.“

Don Johnsonn verletzt - Isabell Werth hat’s schwer

So gut, dass es für Isabell Werth schwer werden dürfte, noch einen Olympia-Platz zu ergattern. Ihr größter Hoffnungsträger, Don Johnson, verletzte sich am ersten Tag leicht an der Vierecks-Begrenzung, und mit El Santo kam die Rheinbergerin nur auf die Ränge neun und acht. Beim CHIO in Aachen jedenfalls nimmt die auf Dablino Viert- und Fünftplatzierte von Balve, Anabel Balkenhol (Münster), Position vier im Team ein. Aber die Zukunft der langjährigen Medaillen-Garantin Werth ging in Balve angesichts des Wunderpferdes, das seinen Meister gefunden hat, fast unter.