Washington. .

Regierungen weltweit zittern vor den geplanten Wikileaks-Enthüllungen aus den US-Botschaften. Das US-Außenministerium informierte weitere verbündete Staaten. Auch über Deutschland soll es heikle oder peinliche Inhalte geben.

Regierungen rund um die Welt haben sich am Wochenende auf die Veröffentlichung diplomatischer US-Geheimdokumente durch die Enthüllungsplattform Wikileaks vorbereitet. Das US-Außenministerium informierte weitere verbündete Staaten, unter ihnen auch Deutschland, über möglicherweise brisante vertrauliche Berichte aus den US-Botschaften. US-Generalstabschef Mike Mullen bezeichnete die geplante Veröffentlichung als „extrem gefährlich“.

Wikileaks hatte am Montag angekündigt, bis zu drei Millionen diplomatische Geheimberichte ins Netz zu stellen. Washington rechnet laut Pentagon-Sprecher Dave Lapan für spätestens Anfang der Woche mit ihrer Veröffentlichung. Seit vergangener Woche bereiten US-Diplomaten deshalb verbündete Regierungen rund um die Welt auf potenziell heikle oder peinliche Inhalte der Diplomaten-Kabel an ihre Zentrale vor. US-Außenministerin Hillary Clinton unterrichtete laut ihrem Sprecher Philip Crowley unter anderem auch Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Saudi-Arabien, Afghanistan sowie die Vereinigten Arabischen Emirate. Sein Land stelle sich auf den „schlimmsten Fall“ ein, sagte Crowley.

Veröffentlichung der vertraulichen Berichte sei „unverantwortlich“

Er hoffe, dass die Verantwortlichen bei Wikileaks an einen Punkt kämen, an dem sie über ihre Verantwortung für das Leben anderer nachdächten, die sie in Gefahr brächten, sagte Generalstabschef Mullen CNN. Clintons Sprecher bezeichnete die Veröffentlichung der vertraulichen Berichte als „unverantwortlich“: Sie gefährde Leben sowie die Interessen des Landes, sagte Crowley.

Schon jetzt sorgt die Ankündigung von Wikileaks für zahlreiche Spekulationen. Nach Informationen der russischen Zeitung „Kommersant“ enthalten die Telegramme der US-Botschaft in Russland „wenig schmeichelhafte Aussagen“ über russische Führungspersönlichkeiten. Auch die Regierungen der Türkei und Italiens fürchten teils beschämende, teils explosive Enthüllungen.

Auch israelische Regierung gewarnt

Die israelische Zeitung „Haaretz“ zitierte einen hohen israelischen Regierungsvertreter mit der Aussage, die USA hätten Israel über drohende Unannehmlichkeiten im Zuge der Herausgabe gewarnt. Es gehe um Dokumente der US-Botschaft in Tel Aviv. Nach Angaben des finnischen Außenministerium geht die US-Botschaft in Helsinki gar davon aus, dass die Veröffentlichung ihrer Dokumente „am schwerwiegendsten“ sein werde.

Wikileaks hatte der Öffentlichkeit im Juli 77.000 Dokumente zum Afghanistan-Krieg zugänglich gemacht. Im Oktober veröffentlichte die Plattform dann rund 400.000 geheime Unterlagen des Pentagons zum Irak-Krieg. (afp)