Essen. Wirtschaftlich lief es nicht gut 2009: Warenhausketten gingen Pleite, ein US-Autobauer rangelte mit der Politik um die Verantwortung für seine europäische Tochter und Banker pfiffen auf Zurückhaltung.

2009, so viel ist sicher, dürfte als Jahr der Wortneuschöpfungen in die Wirtschaftsgeschichte eingehen. Eines ist all diesen Konstrukten gemein: Der Begriff „Krise” ist ein fester Bestandteil. Arcandor-Krise, Opel-Krise, Banken-Krise. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Dabei deutet Anfang des Jahres noch alles darauf hin, dass sich einiges zum Besseren wenden könnte.

Untergang der Traditionsmarken

2009 ist auch das Jahr, in dem traditionsreiche Marken von der Bildfläche verschwinden: Künftig werden nicht mehr Hunderttausende Quelle-Kataloge ausgeliefert, können Kunden nicht mehr bei Hertie am Wühltisch stehen. Noch immer sucht der Insolvenzverwalter händeringend nach einem finanzkräftigen Investor für Karstadt. Ob die Warenhauskette das kommende Jahr übersteht?

Grund für das Quelle- und Karstadt-Desaster ist die Arcandor-Pleite. Dem Warenhaus- und Versandkonzern macht jahrelanges Missmanagement den Garaus. Vorübergehend fehlt in der Versandsparte sogar das Geld, um Kataloge drucken zu lassen. Arcandor bittet um Staatshilfen. Doch die Regierung will dem Konzern nicht beispringen. Geld aus dem Rettungsfonds? Nur für Unternehmen, die unverschuldet in Folge der Wirtschaftskrise in Schieflage geraten sind. Das will im Fall Arcandor keiner ruhigen Gewissens unterschreiben. Unzählige Arbeitsplätze gehen verloren, noch immer bangen Tausende um ihren Job.

Hertie macht dicht

Aber auch andere können nicht mit Geld umgehen. Dawnay Day beispielsweise. Die Folge: Die Kaufhaus-Kette Hertie, in der Hand des britischen Finanzinvestors, muss bereits im Juli 2008 Insolvenz anmelden, die letzten Hertie-Filialen machen im Folgejahr dicht. „Hertie sagt buy-buy.”

General Motors unterdessen gelingt es 2009, dem Begriff Hinhaltetaktik eine völlig neue Dimension zu geben. Verkauft der US-Autobauer seine Tochter Opel nun oder nicht? Kanzlerin Angela Merkel verspricht Milliardenhilfen, wenn der Autozulieferer Magna einsteigen darf. Das Heft des Handelns geben die Amerikaner allerdings nie aus der Hand. Im November dann die Gewissheit: Opel bleibt bei General Motors. Der weltgrößte Autokonzern, gestärkt durch milliardenschwere Staatskredite, kündigt an, seine europäischen Töchter im Alleingang sanieren zu wollen.

Banker wieder in Spekulierlaune

Magna raus, Bundesregierung blamiert, Tausende Arbeitsplätze in Gefahr: Spätestens im Februar nächsten Jahres will GM-Europachef Nick Reilly die Katze aus dem Sack lassen. 4700 Arbeitsplätze stehen in Deutschland auf der Kippe, 1800 bei Opel Bochum.

Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Banker aus der Krise gelernt haben. Doch die geben sich bereits wieder in bester Spekulierlaune. Millionenschwere Boni sollen wieder fließen, nachdem man sich zu Beginn des Jahres noch in Zurückhaltung geübt hatte. 2009, so möchte man glauben, wird auch als Jahr der Uneinsichtigkeit in die Ökonomie-Annalen einfließen.