Essen. Ab dem 7. Juli wird die A40 bei Essen wegen Sanierungsarbeiten voll gesperrt und der Verkehr durch die Stadt umgeleitet. Dieser Ausnahmezustand wird wohl kein Ausnahmezustand bleiben. Ein Kommentar.

Georg Leber hatte 1968 eine Idee. Kein Deutscher sollte mehr als 20 Kilometer von der nächsten Autobahnauffahrt entfernt wohnen. Der legendäre Sozialdemokrat überzog das Land mit einem komfortablen Schnellstraßennetz. Das ist seither gewachsen. 13 000 Kilometer sind es jetzt, das drittgrößte System der Art in der Welt. Es hat nur einen Nachteil: In den letzten Jahrzehnten ist – vor allem im Westen der Republik – wenig für den Unterhalt getan worden. Es rottet vor sich hin.

Autopendler im Revier werden in wenigen Wochen spüren, was eine notwendige Totalsanierung bedeutet. Der Ruhrschnellweg, die Lebensader, wird für drei Monate unterbrochen. Eine Notoperation. Der Zustand von Brücken und Tunneln duldete keinen Aufschub der rabiaten Maßnahme mehr. Ob die gelegten Bypässe halten, ist völlig offen. Es zeichnet sich ab, dass der größte Ballungsraum Europas vor allem Ende August verstopft sein wird, wenn die Schule wieder startet.

Natürlich gibt es je nach Wohn- und Arbeitsort Alternativen. Die beste ist die Bahn – schön, wenn sie in einem besseren Zustand als die Straße wäre. Aber auch wenn alles funktioniert, wird die A40-Sperrung wohl nur die erste Operation in dieser Größenordnung sein. 300 Brücken alleine in NRW bedürfen dringend der Stabilisierung. Ihr Alter und der zunehmende Lkw-Verkehr beeinträchtigen längst die Standsicherheit. Richten wir uns also im Ausnahmezustand so gut wie möglich ein. Er wird keine Ausnahme bleiben.