Düsseldorf. . Der Aufsichtsrat zieht Konsequenzen aus der Antisemitismus-Debatte: Die Intendantin der Ruhrtriennale arbeitet künftig mit Jürgen Reitzler.
Der Aufsichtsrat der Ruhrtriennale hat Konsequenzen aus der Antisemitismus-Debatte um Intendantin Stefanie Carp gezogen. Das Gremium unter Führung von NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) ernannte am Montag in einer außerordentlichen Sitzung ab sofort Jürgen Reitzler zum künstlerischen Betriebsdirektor und Stellvertreter Carps „mit Prokura“.
Pfeiffer-Poensgen und die Intendantin hätten vereinbart, die Geschäftsabläufe im künstlerischen Betrieb zu verbessern. Der 49-jährige Reitzler, der seit 2009 am Staatsschauspiel Dresden und für die Spielzeit 2017/18 am Berliner Ensemble bereits als Künstlerischer Betriebsdirektor tätig war, gilt als Kenner der Szene. Seine Berufung wurde in Düsseldorf als Entmachtung Carps gewertet. „Frau Carp als Intendantin der Ruhrtriennale zu halten, ist Ergebnis einer ausführlichen Erörterung und Abwägung ihres Verhaltens in der Kontroverse um die BDS-nahe Band ,Young Fathers’“, sagte Pfeiffer-Poensgen unserer Redaktion.
Laschet wollte ein Zeichen setzen
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hatte Anfang August den offiziellen Ruhrtriennale-Empfang mit der neuen Intendantin abgesagt und sich demonstrativ keine Aufführung angesehen. Laschet wollte damit ein Zeichen in der Antisemitismus-Debatte setzen, die Carp (62) ausgelöst hatte. Hintergrund war ihr Umgang mit der umstrittenen Band „Young Fathers“. Die Band steht wegen ihrer Nähe zur BDS-Bewegung, die für einen Boykott Israels eintritt, in der Kritik. Carp hatte sie erst ein-, dann aus- und schließlich wieder eingeladen. Am Ende sagte die Gruppe ihren Auftritt selbst ab.
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Laschet fordert vehement die Einhaltung von Beschlüssen des Landtags und Bundestags, die BDS-Initiativen grundsätzlich ablehnen. Antisemitische oder das Existenzrecht Israels in Frage stellende Aktionen seien nicht von der Kunstfreiheit gedeckt, so der Ministerpräsident. Carp soll nun ihren bis 2020 laufenden Vertrag erfüllen, muss aber künftig die Haltung des Parlaments zur BDS-Bewegung bei ihrer Programm-Planung berücksichtigen. „Dabei konnte ich mich davon überzeugen dass Frau Carp die Bedeutung des Themas nunmehr stärker im Blick hat und antisemitische Aktionen und Gruppierungen im Rahmen der Ruhrtriennale keine Plattform finden“, sagte Pfeiffer-Poensgen. Carp dankte „der Ministerin und dem Aufsichtsrat für die konstruktiven Diskussionen und das entgegengebrachte Vertrauen“.
Nachfolgersuche bis Frühjahr
Die neue Intendanz für die Spielzeiten 2021 bis 2023 soll im Frühjahr 2019 bestimmt werden. Der Aufsichtsrat hat inhaltliche Eckdaten für die Auswahl festgelegt, die einer Findungskommission als Orientierung dienen sollen. Die Intendanz der Ruhrtriennale wird turnusmäßig alle drei Jahre neu besetzt. Das Land war 2002 Mitgründer und ist bis heute bedeutender Geldgeber des Festivals.