Mitten in Bommern und hoch über der Ruhr thront am Ende der Ulmenstraße die Villa Reese. Bis vor zwei Jahren war darin das Alten- und Pflegeheim des Diakonischen Werks Ennepe-Ruhr/Hagen untergebracht. Nun hat das alte Lutherhaus neue Nachbarn bekommen.
Rechts liegt ein modernes zweiflügeliges Gebäude mit 80 Pflegeplätzen, links ein Haus im gleichen Stil mit zwölf Altenwohnungen. Seit September sind die Bewohner, die während der Bauphase im alten Krankenhaus Wetter lebten, wieder zu Hause.
Walter Holler, der nach einem Schlaganfall auf den Rollstuhl angewiesen ist, sitzt in einem der großzügigen Gesellschaftsräume, dessen Farben mediterranes Flair verbreiten. Der 88-Jährige Essener, dessen Kinder in Bommern leben, ist seit vier Jahren im Lutherhaus. Nach der Rückkehr aus Wetter verbrachte er eine kurze Zeit im Pflegebereich. Nun ist er wieder so fit, dass er eine der kleinen Seniorenwohnungen beziehen konnte. Doch zum Essen, das nun in der eigenen Küche gekocht und nicht mehr angeliefert wird, kommt er gerne 'rüber: „Hier bin ich nicht allein.” Wer allerdings mal keine Lust auf Gemeinschaft hat, der kann auch auf dem eigenen Zimmer essen.
Flexibel auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen eingehen zu können, das hat sich das Leitungsteam zur Aufgabe gemacht. Die beiden Frauen sind neu im Lutherhaus, aber schon seit fast zwölf Jahren gemeinsam im Einsatz: Heike Fellensiek (51) ist Heimleiterin, Claudia Hinzmann (45) Pflegedienstleiterin. Sie sollen, sagt Dirk Bobe, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, den Betrieb wieder „in ruhigeres Fahrwasser” lenken.
Bisher sind 43 der 80 Plätze belegt. Es ist in der Tat angenehm ruhig in den hellen, freundlichen Räumen. Jede der drei Etagen ist farblich anders gestaltet, damit die Bewohner sich besser orientieren können. Ganz oben, im Bereich für Demenzkranke, wurde ein altes Wohnzimmer nachgebaut. Ein paar alte Damen sitzen auf dem Sofa, eine Frau döst im gemütlichen Sessel. Und der Blick kann durch die großen Fenster weit ins Grüne schweifen.
Auch die alte Villa hatte Charme. Doch war das Haus zu klein, um auf Dauer wirtschaftlich geführt werden zu könne. „Und es gab zu viele Stolperfallen”, erklärt Nicole Schneidmüller-Gaiser, Pressesprecherin des Diakonischen Werks. Noch steht das Gebäude leer, doch soll unten ein Altentreff entstehen, den alle Gemeindemitglieder nutzen können. Oben gehen die Pläne Richtung Tages- und Kurzzeitpflege. „Aber das sind noch Visionen”, so Dirk Bobe.
Rundherum sind die Pflasterarbeiten weitgehend abgeschlossen, die Außenanlagen werden zum Frühjahr hergerichtet. Auffällig: Überall auf dem Gelände stehen längliche rostige Gebilde herum. Das sind, schmunzelt Bobe, Lichtsäulen aus Stahl mit einer Schutzschicht aus Rost – eine Hommage eben an die Industriegeschichte der Stadt.