Die Firma Pleiger will nicht, dass eine neue Stichstraße im Baugebiet "Im Röhrken" den Namen des ehemaligen Buchholzer Bürgermeisters Oskar Knufinke trägt.
Er ist Ehrenbürger von Buchholz, wurde von den Amerikanern 1949 als Bürgermeister eingesetzt und soll sich dafür verwendet haben, dass sein Amtsvorgänger, Firmengründer Paul Pleiger, nach dem Krieg trotz Verstrickungen in Zwangsarbeit und NS-Wirtschaft früher aus dem Gefängnis entlassen wurde. Dennoch will Pleiger-Geschäftsführer Dr. Karl Kraft laut CDU-Fraktion den Namen Oskar Knufinke nicht auf einem Straßenschild in seinem neuen Baugebiet „Im Röhrken” sehen.
Es geht um eine kleine Sackgasse, die nun für Wirbel sorgt. Pleiger lässt in schöner Hanglage in Buchholz rund 20 Eigenheime bauen. Dazu gehört die Erschließungsstraße, wo bereits mehrere Familien wohnen. „Herr Dr. Kraft zeigte sich uns gegenüber sehr verärgert, dass eine von der Firma Pleiger bezahlte und in deren Eigentum stehende Straße den Namen Oskar-Knufinke-Weg erhalten soll”, so CDU-Fraktionschef Klaus Noske in einer Anfrage an die Bürgermeisterin. Eine Begründung, warum Kraft den Namen ablehnt, ist bisher zumindest öffentlich nicht bekannt geworden.
Die CDU weiß zwar, dass sie selbst 2005 mit den anderen Fraktionen für den Namen Knufinke gestimmt hat, will ihn nun aber nicht „gegen den Willen der Firma Pleiger” durchsetzen. Bei der Abstimmung sei man seinerzeit davon ausgegangen, dass der Straßennname zwischen dem damaligen Baudezernenten Oedinger und Pleiger abgestimmt wurde. „Dies ist offensichtlich nicht erfolgt”, so Noske. Um die Benennung zu verhindern, würde die Union auch einen neuen Beschluss „ausdrücklich mittragen”. Sie weist darauf hin, dass Pleiger eine Übereignung der Straße an die Stadt nicht zulasse, wenn es bei dem Namen bleibt.
Auf Seiten der SPD, der Stadt und des Heimatvereins stößt das Pleiger-Veto auf Unverständnis. „Oskar Knufinke soll noch dafür gesorgt haben, dass Paul Pleiger nach dem Krieg früher aus dem Zuchthaus gekommen ist”, erklärt SPD-Fraktionschef Thomas Richter. „Deshalb verstehe ich das Ganze nicht.” Paul Pleiger, der führende Wirtschaftsaufgaben unter den Nazis innehatte, wurde 1949 in Nürnberg zu 15 Jahren Haft unter anderem wegen „Sklavenarbeit”* verurteilt und 1951 begnadigt.
Pleiger, der eine Maschinenfabrik im Hammertal aufgebaut hat, war von 1933 bis 1945 Bürgermeister der Gemeinde Buchholz. Ihm folgte 1949 der Sozialdemokrat Oskar Knufinke, der sich – ebenso wie Pleiger – um den Ortsteil verdient gemacht hat.
Knufinke habe maßgeblich die drei Siedlungsgebiete Rauhe Egge, Rehnocken und Röhrken vorangetrieben, „die Buchholz ausmachen”, so Martin Kuhn, Vorsitzender des Heimatvereins. Die Buchholzer Heimatfreunde waren es denn auch, die Knufinke 2001 für den Straßennamen vorschlugen. „Unverständlich” findet Kuhn nun den Pleiger-Protest. „Oskar Knufinke war eine verdiente Persönlichkeit für Buchholz”, sagt er. Martin Kuhn betont, dass auch Paul Pleiger „in großen Teilen der Bevölkerung hoch angesehen war” und sich für den Ortsteil engagiert habe.
Die SPD fragt, warum Dr. Kraft „nichts gesagt hat, als 2005 entschieden wurde”. Unsere Zeitung konnte den Pleiger-Geschäftsführer gestern nicht erreichen. Stadtbaurat Bradtke wird jedenfalls erst einmal nichts unternehmen. „Ich habe einen einstimmigen Beschluss des Hauptauschusses, die Straße so zu benennen.” Bradtke verweist auf den Erschließungsvertrag, der Pleiger verpflichte, der Stadt die Sackgasse als öffentliche Straße zu überlassen. Das Straßenschild steht schon.
*Quelle: „Wittener Biografien”