Über 50 Jahre war „Haus Bergfriede” (früher Lamping) in Kämpen lieb gewordener Treff für viele Wittener Bürger und Heimat für zahlreiche Vereine. In einem halben Jahr soll Schluss sein. Der Hausbesitzer will die Gaststätte ab Juli zu Wohnungen umbauen lassen.
Über 50 Jahre war „Haus Bergfriede” (früher Lamping) in Durchholz lieb gewordener Treff für viele Wittener Bürger und Heimat für zahlreiche Vereine. In einem halben Jahr soll Schluss sein. Der Hausbesitzer will die Gaststätte ab Juli zu Wohnungen umbauen lassen.
Eingebettet in eine malerische ländliche Gegend liegt das Lokal mit dem großen Saal am Brandholzweg. Schon vor dem Haus duftet es nach Schnitzel und Frikadelle. Durch eine schmale Tür geht es zur Kneipe. Pächterin Petra Weißelberg wünscht einen „Guten Abend”. An mehreren Tischen sitzen Gäste, trinken Bier oder Wein, essen ein Jägerschnitzel oder Rinderbraten, reden miteinander und lachen. Links an der Wand hängt die Ehrentafel des Wittener Schützenvereins. Daneben viele silberne Ehrenteller. Besucher können in einer Glasvitrine Pokale bestaunen, gewonnen von den vielen Vereinen. An der Decke hängen Schilder verschiedener Fußball-Bundesligaklubs. Ein schwarz-gelber und ein blau-weißer Wimpel über der Theke beweisen: Hier feiern sogar die traditionell verfeindeten Fans von Borussia Dortmund und des FC Schalke 04 gemeinsam.
„Hier ist seit vielen Jahrzehnten unsere Stammkneipe, hier habe ich meine Hochzeit und Silberhochzeit gefeiert”, sagt Christel Stracke und rückt sich ihren Hocker an der Theke zurecht. Es wäre schlimm, meint sie, wenn das Lokal geschlossen würde. Ihr Mann Helmut sitzt derweil im Tagungsraum mit 40 Mitgliedern des Hammerthaler Knappenvereins 1890 bei der Jahreshauptversammlung. Es geht um die bevorstehende Kneipenschließung. Der Knappenverein wäre dann heimatlos. „Es geht aber nicht nur um uns, sondern um alle Vereine hier”, sagt Vorsitzender Stracke. „Hier würde so viel Kultur kaputt gehen.” Brieftaubenverein, Motorsportclub MSC Herbede, MGV Deutsche Eiche, Sportschützenverein Westherbede, Schafzuchtverein Westherbede, Buchholzer Heimatverein, Rassegeflügelzuchtverein, MGV Durchholz, Begräbnishilfe Kämpen, die SPD – sie alle treffen sich am Brandholzweg.
Ein Mitglied steht auf und sagt: „Ich stelle den Antrag, dass wir eine Arbeitsgruppe aus Mitgliedern aller Vereine bilden, um diese Gaststätte zu retten. Lasst uns kämpfen.” Die Männer klopfen mit den Fingerknöcheln auf den Tisch, rufen „sehr gut”. Rechtsanwalt Jörg Zwickler, ebenfalls Hammerthaler Knappe, unterstützt den Antrag: „Ein Eigentümer darf zwar mit seinem Eigentum machen, was er will. Aber das hindert uns ja nicht, unsere Meinung zu sagen, am liebsten mit Pauken und Trompeten.” Alle Parteien seien nun gefordert. Denn hier bestehe so was wie ein öffentliches Interesse.
In der Gaststätte geht das Kneipenleben derweil munter weiter. Noch. Pächterin Petra Weißelberg erhielt die offizielle Kündigung am letzten Donnerstag. ·Ich war erst mal traurig. Dann musste ich sämtliche Vereine benachrichtigen und zehn fest geplante Veranstaltungen absagen.”· Sie selbst führt das Lokal seit 2004, kennt es aber schon seit über 30 Jahren. Die 50-Jährige hat hier geheiratet und ihren Polterabend gefeiert. Mit Pauken und Trompeten.