Auch nach der Sanierung der Deponie Dorneywald sorgen sich Anwohner um ihre Gesundheit. Stadt: Keine Gefahr.
Weiße Plastikflaschen, die Sohle eines Damenschuhs, ein grüner Flaschenhals und Fetzen einer Plastiktüte ragen aus dem Lehmboden heraus. Die über 40 Jahre alten Zeugen der Wegwerfgesellschaft sind auch nach der Sanierung der alten Hausmülldeponie im Dorneywald unübersehbar. Längs und quer durchziehen nun Drainagegräben das Gelände, abgedeckt mit Rindenmulch. In regelmäßigen Abständen ragen Kanaldeckel empor. Zwischen den Gräben stapeln sich Zweige und Wurzelwerk der gefällten Bäume.
Dass die Sanierung notwendig war, ist für Anwohnerin Ingrid Kemming, die seit über 20 Jahren direkt an der ehemaligen Deponie lebt, keine Frage. Dennoch fühlt sie sich von der Stadt im Stich gelassen. Seit 1997, als im idyllischen Stockum an der Stadtgrenze zu Dortmund die ersten Methanmessungen erfolgten, warte sie auf verlässliche Informationen zur Belastung ihres Grundstücks durch Methan und Schadstoffe, klagt sie. Die Kemmings bauen in ihrem Garten Kartoffeln, Bohnen und Zucchini an – und die Angst isst mit. „Wir wissen bis heute nicht, ob das Grundwasser auf unserem Grundstück belastet ist.”
Gerald Klawe, Leiter der Umweltabteilung im Ordnungsamt, schließt Gesundheitsgefahren für die Anwohner durch belastetes Grundwasser aus. „Das Wasser fließt von den Gebäuden weg.” Zudem verhindere der undurchlässige Untergrund, dass es nach unten wegläuft – der Müll sei in den 60er Jahren in einem ehemaligen Löschteich abgekippt worden.
Aufgrund dieser besonderen Bodenbeschaffenheit habe die Stadt bei der Sanierung ein bislang in Witten einmaliges Verfahren einsetzen können, erklärt Klawe: Durch die Drainage wird der Müll gelüftet. Luft und Wasser sorgen dafür, dass die organischen Bestandteile in 15 bis 20 Jahren verrotten, das dabei entstehende Methan verflüchtigt sich in kleinen, kaum messbaren Mengen von selbst. Bei einer abgedeckten Deponie sei das Methan dagegen noch nach über 60 Jahren aktiv, erklärt Klawe. Und würde damit auf Dauer eine Gefahr darstellen.
Das Wasser, das sich am Boden der Deponie im Dorneywald sammelt, werde in einem Schachtsystem aufgefangen, mit Aktivkohle gereinigt und als sauberes Wasser in den nahen Feldbach eingeleitet, erläutert Klawe. Ansonsten werde das Gelände nach der Sanierung wieder der Natur überlassen: „Es ist gewollt, dass sich der Wald selbst regeneriert.”
Anwohnerin Ingrid Kemming ist trotzdem nicht ganz wohl beim Gedanken an den Hausmüll hinter ihrem Grundstück. Sie würde sich wünschen, dass die Behörden eine Wasserprobe aus ihrer Sickergrube entnehmen und auf Schadstoffe untersuchen.