Witten. . Seit drei Wochen ist das Ausflugslokal in Witten-Bommerholz geschlossen. Der neue Pächter gab nach einem Jahr wieder auf. Hausbesitzer Christian Lomb denkt über einen Abriss und den Neubau von Eigentumswohnungen nach.
Erst vor einem Jahr hatte Gastronom Jürgen Müller das traditionsreiche Ausflugslokal „Am Stöter“ in Bommerholz neu eröffnet. Mit gutbürgerlicher Küche, Kaffee und Kuchen, Landhaus-Flair und dem traditionell prasselnden Kaminfeuer wollte er Gäste anlocken. Seit drei Wochen sind die Türen des Restaurants wieder geschlossen.
Dass der „Stöter“ definitiv geschlossen hat, bestätigt Jürgen Müller telefonisch. Gründe nennt er dafür nicht. Das Wenige, das er sagt, lässt ein Zerwürfnis zwischen Müller und Hausbesitzer Christian Lomb erahnen. Jürgen Müller ist ein erfahrener Gastronom: Erfolgreich betreibt der 53-Jährige seit acht Jahren den „Alten Bahnhof“ in Wetter-Albringhausen. Dort gab es Platzprobleme – so war etwa die Küche zu klein. Ein Grund, warum Müller in ein zweites Restaurant, nämlich „Am Stöter“, investierte.
Das Haus steht nichtunter Denkmalschutz
Hausbesitzer Lomb bietet uns das Haus gleich zum Verkauf an, als wir ihn besuchen. „Am 23. Dezember 2010“, erinnert er sich, hatte er das historische Anwesen erworben, das nicht nur das Restaurant, sondern auch elf Hotelzimmer und mehrere Wohnungen beherbergt. „Wir wollten ein Mehrfamilienhaus. Meine Mutter lebt im Ausland und wollte dann etwas haben, wenn sie mal nach Deutschland kommt“, erzählt er. „Aber sie bleibt lieber im Ausland, da ist es wärmer.“
Gastwirtschaft mit über 400-jähriger Geschichte
1575 wurde das Lokal „Am Stöter“ errichtet. Zunächst war es noch Durchgangspferdestation, später Poststation und Bundespost. Erst allmählich entwickelte es sich zu einer kleinen Gastwirtschaft, die auch gern von den „Kumpels“ der nahen Zeche genutzt wurde. Immer blieben Haus und Hof in Familienhand.
1971 wurde es umfassend renoviert, verändert und modernisiert und so entstand das repräsentative Gesicht des „Hotel-Restaurant Am Stöter“. Bis 2012 wurde das Haus viele Jahre von Familie Drenhaus geführt. Sie hatte mit regionaler Küche (besonders beliebt waren die Fischgerichte) etliche Ausflügler angezogen.
Auch Lomb äußert sich nicht über seinen Ex-Pächter. Inzwischen habe sich bereits ein neuer Interessent den „Stöter“ angesehen, aber Christian Lomb wirkt unentschlossen: „Manchmal denke ich, man sollte das gesamte Gebäude abreißen und hier seniorengerechte Eigentumswohnungen hinsetzen. So, wie es gerade bei „Haus Wand“ in Bommern läuft.“ Das 1575 errichtete Gebäude stehe nicht unter Denkmalschutz, weil es bereits zu viele Umbauten hinter sich habe.
Einst gab es etliche Ausflugslokale an der Bommerholzer Straße. Ist mit dem Sonntagsspaziergang auch das anschließende Einkehren aus der Mode gekommen? Das glaubt Jürgen Müller nicht: „Die Leute wollen nicht nach Albringhausen oder nach Bommerholz, sondern zu einem guten Essen zu uns.“ Christian Lomb glaubt, dass ein klassisches Ausflugslokal wie „Am Stöter“ mit seinen 70 Sitzplätzen keine Zukunftschancen hat: „Am Wochenende kommen etliche Wanderer und Mountainbiker. Aber werktags, noch dazu bei schlechtem Wetter, ist nichts los.“ Lomb selbst hatte sich 14 Monate lang als „Stöter“-Chef versucht. Er glaubt, dass das Lokal ein neues Konzept benötige. „Hier müsste ein Roadstop rein“, meint er. Und verweist auf den Durchgangsverkehr auf der Bommerholzer Straße. „Wenn jedes Auto, dass auf meinem Parkplatz wendet, dafür einen Euro zahlen müsste, wäre ich längst Millionär.“