Die Universität Witten/Herdecke setzt in der medizinischen Forschung neue Maßstäbe. Zum 1. Juli nahm der weltweit erste Lehrstuhl für Kinder-Palliativmedizin seine Arbeit auf.
Diese Disziplin tritt an, um die Lebensqualität todkranker Kinder und Jugendlicher zu verbessern. 22 000 davon gibt es in Deutschland. Der Wittener Lehrstuhl soll dieses wichtige Thema in Zusammenarbeit mit der Vestischen Kinder- und Jugendklinik Datteln stärker öffentlich zu machen. „Wir stehen mit unserer Forschung noch am Anfang. Es ist eigentlich kaum zu glauben, dass erst jetzt der erste Lehrstuhl überhaupt entsteht”, sagt Dr. Martina Klein, Mitarbeiterin des Vodafone Stiftungsinstituts für Schmerztherapie und Pädiatrische Palliativmedizin in Datteln. Herzfehler, Krebs, Nerven- oder Stoffwechselerkrankungen - die Liste der lebensverkürzenden Krankheiten ist schockierend und lang, aber Realität. Sterbende Kinder sind für viele ein Tabu, für die Mediziner ist es Alltag. „Wir versuchen, die Lebensqualität für die verbleibende Zeit so hoch wie möglich zu halten", sagt Dr. Klein. Dies könnten mehrere Jahre, vielfach aber auch nur wenige Monate sein. „Dabei arbeiten wir mit der gesamten Familie. Denn es ist besonders wichtig, sich auch um Eltern, Geschwister oder Freunde zu kümmern”, sagt Klein. Ärzte, Krankenschwestern, Psychologen und Kunsttherapeuten arbeiten zu diesem Zwecke eng zusammen. Das 2002 gegründete Institut an der Kinderklinik und die Wittener Hochschule gehen schon seit Jahren Hand in Hand. „Der Lehrstuhl ist eine qualitative Aufwertung. Wir bekommen jetzt mehr Aufmerksamkeit für die Arbeit, die wir schon länger leisten", meint Klein. Dr. Boris Zernikow ist künftig als Leiter zentraler Ansprechpartner für Fachgesellschaften und andere Universitäten. Finanziert werden Lehrstuhl und Forschungsinstitut durch die Vodafone-Stiftung. Das Telekommunikationsunternehmen investiert seit längerem in Projekte in der Palliativmedizin. „Das ist jetzt sozusagen die Krönung unseres Engagements”, meint Andrea Zinnenlauf von der Stiftung. In die beiden Einrichtungen in Witten und Datteln fließen in den kommenden Jahren rund 600 000 Euro. Mit dieser Sicherheit im Rücken lassen sich weitere Vorhaben planen. Ende 2008 soll in Datteln ein Zentrum für Kinder-Palliativmedizin mit der weltweit ersten Palliativstation für Kinder und Jugendliche sowie einem Bereich für Fortbildung eröffnen.