Witten. . Ein Elektrozaun erschwert die Wildschweinfütterung durch Besucher auf dem Hohenstein. Leser wandten sich an die Redaktion, zumal ihnen die Tiere leid tun, wenn sie einen gewischt bekommen. Brüssel lässt grüßen: Stadtförster Klaus Peter erklärt die Errichtung des neuen Doppelzauns mit EU-Recht.

Der neue Elektrozaun am Wildschweingehege auf dem Hohenstein sorgt für Irritationen bei Mensch und Tier.

Wann immer die Zeit es zulässt, besucht Christel Forszpaniak (70) die Rüsseltiere auf dem Hohenstein und bringt gern auch etwas zum Füttern mit. Ihren Zwieback muss sie jetzt aber besonders weit werfen. Denn seit ein paar Wochen trennt ein zusätzlicher Elektrozaun die Vierbeiner von den Besuchern. „Das ist wirklich schade“, sagt die Rentnerin. Vor allem, weil das Essen zwischen den Elektrozaun und äußeren Zaun falle. Tatsächlich sind Nüsse, Äpfel und Kastanien dort für die Tiere unerreichbar.

Dann zuckt das Wildschwein

Etwa einen halben Meter Abstand haben die beiden Zäune voneinander. Versuchen die Tiere an das Futter hinter dem Stromzaun zu kommen, bleiben sie schnell hängen – und bekommen einen Schlag ab, wie ein Besuch vor Ort bestätigt. Dann zuckt das Wildschwein – und passt beim nächsten Mal besser auf, als ein Junge ihm auf Zehenspitzen einen Apfel über den Zaun wirft.

Leser, die jetzt Angst haben, dass sich die Tiere „die Schnute verbrennen“, beruhigt Stadtförster Klaus Peter: „Der Strom ist so schwach, dass er den Tieren ein bisschen weh tut, mehr aber nicht. Aber es müsse nicht sein, meint Besucher Hermann Schlieb (69). Er schlägt ein Futterrohr vor, in das Kinder mitgebrachtes Essen einwerfen könnten, das so hinter den Stromzaun gelange. Damit kämen die Wildschweine besser an ihr Futter und würden nicht mehr so oft mit dem aufgeladenen Zaun in Berührung kommen.

Tiere nur in Maßen füttern

Eigentlich sollten Besucher das Wild nur in Maßen füttern und dann nur mit Rohkost wie Kartoffeln, Äpfel, Eicheln und Kastanien, sagt der Förster. Etwa 30 Wildschweine leben momentan in dem Gehege. Die Bachen, Keiler und Frischlinge fressen so ziemlich alles, was ihnen vor den Rüssel kommt. Besonders beliebt sind Nudeln. Nur einige Lebensmittel wie Kartoffeln, Schokolade und Lauch seien für die Rüsseltiere giftig, sagt Klaus Peter.

Den Vierbeinern stehen rund zweieinhalb Hektar eingezäuntes Terrain zur Verfügung. Wieso der Zaun erst jetzt gebaut wurde, ist schnell erklärt: „Eher war es aus Kostengründen und personellem Engpass nicht möglich“, so Peter. Aber warum überhaupt ein elektrischer Zaun? „Vielleicht ein Schutz für Kinder, die ihre Finger ins Gehege gesteckt haben“, vermutet Christel Forszpaniak. Ganz falsch liegt sie damit nicht: „Wir mussten einen doppelten Zaun bauen, damit die Tiere keinen Kontakt mehr zu den Menschen haben können“, sagt der Stadtförster. Das sei laut EU so vorgeschrieben, damit sich der Mensch nicht mit der Schweinepest oder anderen Erregern infizieren kann.

Übung macht den Meister

„Wenn ein Wildschwein erst einmal mit dem Schnäuzchen an den neuen Zaun gelangt ist, geht es bestimmt nicht mehr ran“, hofft Rentnerin Christel Forszpaniak. Trotz Elektrozaun freut sie sich auch in Zukunft darauf, die Wildtiere zu besuchen – und ihren Zwieback aus der Tasche zu packen. Den wirft sie jetzt nur etwas weiter über den Zaun. Übung macht den Meister.