Im Rahmen des Projektes „RuhrKunstSzene“ zeigt das Märkische Museum eine Sonderausstellung mit Rauminstallationen der Künstlerin Frauke Dannert. Ihre Inspiration: Brutalismusbauten. Ihre Schau nimmt die Besucher mit auf die sanfte Seite des Sichtbetons.

Auferstanden aus Kohlehalden und mit einer Kunstszene, die dem Strukturwandel immer neue Facetten hinzufügt: So interpretieren die Museen der Region aktuell das Ruhrgebiet. Als eines von zehn Häusern beteiligt sich das Märkische Museum Witten beim übergreifenden Ausstellungsprojekt „RuhrKunstSzene“. Mit „Schere, Stein, Papier“, so der Ausstellungstitel, baut sich dort Frauke Dannert neue Stadt-Utopien zusammen.

Wenn die 1979 in Herdecke geborene Künstlerin an das alte und graue Ruhrgebiet zurückdenkt, dann hat die junge Frau nicht mehr Bilder von Hochöfen und Zechen im Kopf, sondern massive Architekturklötze aus Beton, wie die Ruhr-Universität. Brutalismus, der Baustil, der mit Sichtbeton (franz.: „béton brut“) arbeitet und in den 50er und 60er Jahren seine Hochphase hatte, gilt heute oft als unästhetisch und erdrückend. Doch Frauke Dannert empfindet diese Architektur besonders inspirierend und „ehrlich“: „Alles ist sichtbar.“ Nichts wurde verkleidet. Und dennoch ermöglichte diese Bauweise dank des Spannbetons ganz neue Raumformen.

Der Raum gerät aus den Fugen

Unverschleiert will sich auch Dannert Kunst präsentieren: In den sechs Räumen im zweiten Obergeschoss des Märkischen Museums möchte die Künstlerin mit deutlich sichtbaren und einfach wirkenden Mitteln – Teppichboden, Farbe und analoge Projektionen „ohne digitale Zauberei“ – die Wahrnehmung von Architektur verändern.

Ihre Wandmalereien zeigen klare Strukturen von einander durchkreuzenden Linien. Die so entstandenen vieleckigen Flächen besitzen verschiedene Farbsättigungen. Zum Teil setzen sich einzelne Flächen sogar auf dem eigens für die Ausstellung eingezogenen Teppichboden fort. Der Besucher soll durch perspektivische Irritationen das Gefühl bekommen, „dass der Raum aus den Fugen gerät“, sagt Kurator Christoph Kohl.

Wie ein Muster aus Lichtstrahlen und Schatten

Durch den Hell-Dunkel-Kontrast wirken Wand und Boden wie von einem Muster aus Lichtstrahlen und Schatten überzogen. Ein Effekt, den Frauke Dannert im letzten, abgedunkelten Raum auch mit mehreren Tageslichtschreibern hervorruft. Komplettiert wird die Ausstellung durch Collage-Arbeiten. Wie nach einen fantastischen Baukastenprinzip wurden Gebäudeansichten neu zusammengefügt. Dannert schafft auf diese Weise neue, „utopische“ Architekturen. Die sanfte Seite des Sichtbetons.

Vernissage und Führungen:
Frauke Dannerts Ausstellung „Schere, Stein, Papier“ wird am Freitag, 12. September, um 19 Uhr im Märkischen Museum, Husemannstr. 12, feierlich eröffnet. Zuvor wird bereits ab 18 Uhr der Günter-Drebusch-Preis vergeben. Der Eintritt zur beiden Veranstaltungen ist frei.
Die erste öffentliche Führung durch das Museum und die Sonderausstellung gibt es zum „Tag des offenen Denkmals“, am 14. September, um 15 Uhr. Der Eintritt ins Haus und die Teilnahme an der Führung sind an diesem Tag frei.