Die Nachrichten zum Ukraine- und zum Krim-Konflikt beunruhigen. Auch Heinz-Jürgen Dietrich vom Freundeskreis Witten-Kursk. Er weiß durch persönliche Kontakte: „1500 Ukrainer sind nach Kursk geflüchtet.“ Der Ukrainer Dr. Oleksiy Khoroshun von der Uni Witten/Herdecke denkt täglich an seine Familie in der Heimat.
Die täglichen Nachrichten zum Ukraine- und zum Krim-Konflikt sind beunruhigend. Drohgebärden, Militär-Manöver im Schwarzen Meer, Kriegsangst – auch hierzulande. Wir haben Wittener nach ihren Wünschen und Befürchtungen gefragt, die persönliche Kontakte in die Krisenregion haben: Heinz-Jürgen Dietrich, zehn Jahre lang Erster Stellvertretender Bürgermeister von Witten, Dr. Oleksiy Khoroshun, Ukrainer und Mitarbeiter der Uni Witten/Herdecke, sowie Pater Kasimir Zaranski, Pfarrer der St. Vinzenz von Paul-Gemeinde.
Heinz-Jürgen Dietrich, Mitglied des Freundeskreises Witten-Kursk, hat so etwas wie eine „Adoptivtochter“ in der russischen Partnerstadt, wie er erzählt. „Spätestens alle 14 Tage telefoniere ich mit Marina Schernyatina.“ Die heute 49-jährige Ärztin hatte er kennengelernt, als sie ein Jahr im Evangelischen Krankenhaus und zwei weitere an der Uni gearbeitet hat.
Von ihr weiß Dietrich, dass derzeit offiziell rund 1500 Ukrainer in Kursk untergebracht sind. „Menschen, die aus Angst aus ihrer Heimat geflohen sind. Da sind die, die privat zu Freunden und Verwandten gingen, noch nicht mitgerechnet.“ Marina Schernyatina habe dabei geholfen, dass diese Menschen mit Essen und Kleidung versorgt werden. Wittens Partnerstadt liege nur rund 200 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Dietrich: „Auch Russen sagen, sie hätten es nicht für möglich gehalten, dass es mitten in Europa wieder zu derartigen kriegerischen Auseinandersetzungen kommt.“
In der nächsten Woche geht es für drei Tage nach Moskau
In der nächsten Woche wird der 73-Jährige mit dem Wittener Handwerker Otto Kast für drei Tage nach Moskau fliegen. Parkettlegermeister Kast hatte dort schon in der Vergangenheit Holzböden im Auftrag vermögender Russen verlegt. Jetzt möchte er in Moskau seine Geschäftskontakte ausbauen. Dietrich, der ihn beraten soll, sagt: „Ich habe bei der Reise keine Bedenken. Ich hoffe aber sehr, dass der Ukraine-Konflikt bald beigelegt ist. Alle Russen, die ich kenne, wollen mit einem Krieg nichts mehr zu tun haben.“
Frieden wünscht sich auch Dr. Oleksiy Khoroshun. Der Ukrainer arbeitet als Wirtschaftswissenschaftler am Lehrstuhl für Makroökonomie und internationale Wirtschaft der Uni Witten/Herdecke. „Meine Eltern leben in der Nähe von Kiew. Ich telefoniere regelmäßig mit ihnen, es ist ruhig.“ Khoroshuns Mutter stammt aus der ostukrainischen Großstadt Kramatorsk. „Ich war als Junge dort oft bei den Großeltern. Da kann man nicht gelassen bleiben, bei dem, was geschieht.“
„Ich wünsche mir, dass es dort bald wieder Frieden gibt“
Im Juli seien Verwandte aus Kramatorsk mit ihrem Kind für drei Wochen nach Kiew gegangen, „weil es ihnen zu Hause zu gefährlich war“. Erschüttert ist der Wissenschaftler auch über die Vorgänge auf der Krim. „Vor wenigen Monaten hat Putin noch gesagt, es würde dort keine russischen Soldaten geben.“
Pfarrer Pater Kasimir Zaranski von der Wittener St. Vinzenz von Paul-Gemeinde hat engen Kontakt zu zwei Ordensbrüdern in der westukrainischen Stadt Lwiw, dem ehemaligen Lemberg. Seine Ordensbrüder errichten in der Stadt eine katholische Kirche, zu deren Einweihung im nächsten Jahr Pater Zaranski nach Lwiw reisen wollte. „Aber jetzt muss man sehen, wie dann die politische Situation ist. Ich wünsche mir sehr, dass es bald wieder Frieden gibt und bete dafür.“