Witten. . Wer auf glänzenden Lack ebenso steht wie auf alte Karossen, der war beim Oldtimer-Festival im Muttental am Wochenende genau richtig. Und obwohl ausgerechnet Petrus nicht gerade ein Auto-Fan zu sein scheint, lockte die Veranstaltung die Besucher von weit her nach Witten.
Vor der malerischen Kulisse der Zeche Nachtigall reihen sie sich wie eine bunte Perlenkette auf – Mercedes, Porsche, Käfer, amerikanische Straßenkreuzer mit schnittigen Heckflossen und knallig bunte Opel Mantas.
Man muss kein erklärter Liebhaber der alten Fahrzeuge sein, um hier seine Freude zu haben. So ist das Publikum beim Oldtimer-Festival im Muttental an diesem Wochenende auch bunt gemischt. Das vielfältige Rahmenprogramm bietet Verlockendes für alle Altersklassen. Während der Junior mit großen Augen darauf wartet, dass sich der giftgrüne Luftballon unter den Händen des geschickten Zauberers in eine züngelnde Schlange verwandelt, diskutiert sein Vater technische Details mit dem Besitzer des alten Porsche, der ein paar Meter weiter steht. Der freundliche Drehorgelmann begrüßt derweil die einfahrende Zechenbahn stilvoll mit„Chattanooga Choo Choo“.
Nichts für den Alltag
Eine kleine Schar Besucher hat sich um ein besonders schönes Motorrad versammelt: „Eine XS 1100 Yamaha, Baujahr 1977“, erklärt Besitzer Christian Friedhoff (51) stolz, „davon gibt es nicht viele“. Schon seit 27 Jahren ist die Maschine in seinem Besitz. „Aber ich bin nur 35 000 Kilometer gefahren. Das ist nichts für den Alltag.“ Der Oldtimer-Fan aus Dortmund kommt regelmäßig zu der beliebten Veranstaltung: „Voriges Jahr war ich mit meiner Ente hier. Ich liebe alte Fahrzeuge. Ein aufwendiges Hobby. Nur gut, dass meine Frau da mitspielt.“
Begriff „Oldtimer“ meint nicht nur Autos
Als „Oldtimer“ gilt ein Kraftfahrzeug, dessen Erstzulassung mindestens 30 Jahre zurückliegt. Der Besitzer kann je nach Zustand das Kennzeichen „H“ (historisch) beantragen.
Der Begriff „Oldtimer“ in Bezug auf Fahrzeuge ist ein Scheinanglizismus. In der englischen Sprache dient er als Bezeichnung für ältere Menschen, Veteranen und als Wortspiel für die Alzheimer-Krankheit.
Auch Werner Kuhn (51)investiert den Großteil seiner Freizeit in sein Fahrzeug, das deutlich wuchtiger daher kommt als das elegante Motorrad: Seine Leidenschaft gehört einem verwitterten Magirus Deutz-Lastwagen mit langer Geschichte. „Er ist Baujahr 1952. Davon gibt es nur noch vier Stück. Er war erst im Einsatz bei der belgischen Armee und wurde nach seiner Dienstzeit versteigert. Nachdem er 25 Jahre in Frankreich gestanden hat, ist er auf Umwegen bei mir gelandet.“ Und hat dort offensichtlich ein gutes Zuhause gefunden. „Ich habe ihn vorsichtig instand gesetzt, aber nicht restauriert. Er ist im Originalzustand, ein Speziallack schützt die Patina vor weiterem Rost.“ Im Selbstversuch darf die Autorin ausprobieren, wie schwer die Kupplung zu treten ist – keine Frage, kein Fahrzeug für Leichtgewichte.
Besucher Andreas Knoke mit Hund Benny ist immer wieder gern hier. In diesem Jahr hat er seine helle Freude an zehn Pagoden. Wer dabei an asiatische Architektur denkt, liegt falsch – seine Bewunderung gilt den nebeneinander aufgereihten Mercedes-Modellen. „Das sind 230er und 250er. Die werden wegen der Form des Aufbaus so genannt“, erklärt er. „Ganz toll! So viele auf einmal in unterschiedlichsten Ausführungen, das sieht man nur hier!“
Kein Wunder, dass sowohl die Besitzer der alten Schätzchen als auch die Besucher aus einem weiteren Umkreis kommen, viele von ihnen sind Stammgäste. Da macht es auch nichts, dass das Wetter nicht immer so recht mitspielt. Die einhellige Meinung bei Ausstellern und Besuchern: „Wir sind im nächsten Jahr wieder dabei!“