Witten. . Die Hydropa GmbH & Cie. KG entwirft und baut hydraulische Anlagen, die in Hüttenwerken,in der Fördertechnik und beim Wolkenkratzerbau eingesetzt werden .

Wo heute alles Hydraulik drin steckt: beim Frisör, der den Kunden per Fußtritt aufbockt oder absenkt, in den Stoßdämpfern, Bremsen und der Servolenkung jedes Autos, in der Doppelparkgarage, die sich rauf- und runterfahren lässt.

Nun sind Großserien nicht das Revier der Hydraulik-Profis der Hydropa GmbH & Cie. KG in der Westerweide. „Unsere Stärken sind auf den einzelnen Kunden zugeschnittene Sonderlösungen“, erläutert der Technische Geschäftsführer Axel Binner. Solche Maßanfertigungen entwirft und baut Hydropa – in Zusammenarbeit mit deutschen Anlagenbauern – für Endkunden in der ganzen Welt. Ob Russland, USA oder am Persischen Golf: Hydraulische Anlagen aus Herbede werden in der Fördertechnik, in Hüttenwerken und der chemischen Industrie eingesetzt. Sie stecken in gigantischen Autokränen, bewegen Walzen und Pressen, fahren die Klappen von Pipelines auf und zu, kippen und schwenken schwere Pfannen, bewegen Rührwerke und Knetmaschinen . . .

Der größte Koloss, der das Unternehmen in den letzten Jahren auf einem Tieflader mit Überbreite verließ, war ein 20 Tonnen schweres und garagengroßes Hydraulikaggregat mit 485 kW Dieselleistung – das Kraftpaket komplettierte eine überdimensionale Bohrmaschine, die bei Pfahlgründungen im Wolkenkratzerbau eingesetzt wird.

Große Kraft und schnelle Bewegung

„Überall, wo schnelle Bewegung und große Kraft gebraucht werden, ist Hydraulik unschlagbar“, erläutert Binner. „Energie wird mit Hilfe von Flüssigkeit übertragen – schon die alten Griechen kannten das Prinzip.“ In der „Fluidtechnik“, wie es heute heißt, werden Wasser, Öl oder Ölgemische eingesetzt – an der Westerweide setzt man „zu 95 bis 100 Prozent“ auf Ölhydraulik.

Schulungen und hochmoderne EDV

Hydropa baut jährlich ca. 1000 Hydraulikanlagen. Das Unternehmen handelt mit Komponenten wie Druckschaltern, Zylindern und Zahnradpumpen. Es bietet Schulungen, Optimierung, Montage, Inbetriebnahme, Inspektionen an.

Viel Wert legt Hydropa auf eine hochmoderne EDV. Alle Kenndaten zur inneren Warenwirtschaft seien immer auf dem neuesten Stand, das mache es einfacher, intern zu kontrollieren und Projekte schnell durchzukalkulieren.

Hydropa baut die Anlagen nicht von der ersten bis zur letzten Schraube selbst, sondern setzt sie aus bewährten Komponenten zusammen – Pumpen, Zylindern, Motoren, Tanks, Steuerungstechnik, mit denen man sich auf dem freien Markt eindeckt. Binner: „Wir arbeiten nach dem Baukastensystem, die Kunst besteht darin, die einzelnen Teile so platzsparend wie möglich unterzubringen.“

Das geschieht zuerst an den Computern der Ingenieure und Technischen Zeichner im lichtdurchfluteten Großraumbüro. Zwei Drittel der 40 Mitarbeiter, auch die Groß- und Außenhandelskaufleute, sind dort beschäftigt. Nur ein Drittel von ihnen arbeiten als Schlosser, Mechatroniker oder Elektrotechniker in den hohen Montagehallen. Fernab jeder Massenproduktion geht es dort äußerst leise zu. Der Boden ist blitzblank, so blank, dass „man davon essen könnte“, schießt es einem durch den Kopf. Sauberkeit ist hier Programm: Das Staubkorn ist der natürliche Feind der Hydraulik.

Hier wird gerade ein weiteres Kraftpaket geschnürt – ein Deckelhubwagen, der mit vier Zylindern einen Kokerei-Kessel hochstemmen wird. Nur wenige Meter entfernt entsteht eine ganz andere Sonderanfertigung: Sie wird eine Vakuumisierungsanlage schließen und öffnen – moderne Medizintechnik.

Bürgermeister von Herbede rollte roten Teppich aus

Der Ingenieur Roland Kramp, ein Herbeder, und der Kaufmann René Eichenberg aus Hattingen brachten Hydraulik-Technik aus Norditalien – damals wie heute mit führend in der Branche – nach Deutschland, als sie 1965 in Hamm-Pelkum Hydropa gründeten. Weniger später stieß Kaufmann Günther Rührup aus Bochum als Mitinhaber hinzu.

Den drei Familien gehören weiterhin die Anteile des mittelständischen Unternehmens, das schon 1966 nach Hattingen umzog. Büro und Lager waren im alten Bahnhofsgebäude von Bredenscheid untergebracht, montiert wurde in Sprockhövel. 1970 kam es zu einer entscheidenden Weichenstellung: Hydropa wollte sich in Hattingen vergrößern, fand dort aber keine passende Gewerbefläche. Der Bürgermeister von Herbede habe alles in Bewegung gesetzt, um das Unternehmen in die damals noch selbstständige Stadt zu holen. Daran erinnert sich Gabriele Keller (58) noch genau, die damals ihre Lehre zur Groß- und Einzelhandelskauffrau antrat und heute Prokuristin ist. Ob es Friedhelm Trepper war, Herbedes letzter Bürgermeister (1970 – 1974) oder doch dessen Vorgänger, weiß sie nicht mehr. Aber sie bestätigt: „Er hat den roten Teppich für uns ausgerollt.“

Hydropa kaufte 1970 das 6000 m2 große Areal im neuen Gewerbegebiet Westerweide, bezog dann 1971 die erste Fertigungshalle und baute den Standort seitdem in mehreren Schritten aus, zuletzt 1990.

Die Zahl der Beschäftigten erreichte um das Jahr 2000 mit rund 65 Mitarbeitern den bisherigen Höchststand. Die „Hochphase nach der Wiedervereinigung war dann vorbei“, heißt es zum Stellenabbau in den Jahren danach.

„Die Vielfalt macht die Arbeit interessant, für die Planungssicherheit ist sie eine Katastrophe“, sagt Axel Binner über die vielen Maßanfertigungen für die Kunden. Deshalb ist das zweite Standbein so wichtig: Mehr als die Hälfte des Umsatzes macht Hydropa mit dem Handel mit Komponenten. Heute liegt der gesamte Jahresumsatz bei rund sieben Mio Euro. Die Gewerbesteuern fließen: nach Witten.