Witten. .

Die Firmen im EN-Kreis müssen zunehmend um Arbeitskräfte kämpfen. Bis 2030 gehen einer aktuellen Wirtschaftsstudie der Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers zufolge bis zu 14 Prozent der Erwerbstätigen verloren. Die Einwohner werden nicht nur immer älter. Viele qualifizierte junge Leute kehren der Ruhr-Region den Rücken.

Dabei hätte gerade der EN-Kreis einiges zu bieten: Nicht nur viele Freizeitangebote und schöne Landschaften. Sie seien für Menschen, die hier arbeiten und leben wollen, auch wichtig, sagt Jürgen Köder, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung EN. Das wäre auch die Wirtschaft: „Wir haben über 30 Weltmarktführer, wie J.D Neuhaus in Witten.“ Aber vielen fehle „Strahlkraft“. Und mehr Mut zur Eigenwerbung. „Oft verfahren Firmen nach dem Motto: Tue Gutes und rede nicht darüber.“ So habe man gegen Metropolen wie Hamburg oder Berlin keine Chance. „Man muss sich ins Schaufenster stellen.“

Projekte wie „Wirtschaft und Schule“ zeigen, wie Kooperationen aufgebaut werden, um Wissen in die Klassenzimmer zu bringen, aber auch Schüler nach draußen. In die Praxis, in die Betriebe. So arbeiten etwa der Wittener Windgetriebehersteller Bosch Rexroth und das Albert-Martmöller-Gymnasium seit kurzem zusammen. Es sei wichtig junge Leute früh für Technik zu begeistern, sagt Jürgen Köder. Immerhin seien im EN-Kreis über 30 Prozent in der Industrie beschäftigt.

Empfehlungen an die Städte

Die Studien-Verfasser raten, „Junge Stadtteile“ zu fördern, um gut Ausgebildete zu binden. Zudem wird die Zusammenarbeit von Kommunen, Wissenschaft und Wirtschaft empfohlen.

Die letzte Konjunktur-Umfrage u.a. für Witten fällt positiv aus:
86 Prozent der Firmen bewerten Geschäftslage positiv und sind optimistisch für das Jahr 2014.

Wie sehr Wittener Unternehmen sich strecken müssen, zeigt die Bevölkerungsentwicklung: Im Schnitt verliert die Stadt pro Jahr 440 Einwohner, 2030 wird es in Witten ein Viertel weniger Zehn- bis 25-Jährige geben, dafür ein Drittel mehr 80-Jährige. Doch gerade an der Nachwuchs-Generation baggern die Firmen. Eine Idee sei, Netzwerke zwischen Studenten wie der Uni Witten/Herdecke und den Firmen im Kreis aufzubauen, sagt Jürgen Köder. „Hier haben wir Nachholbedarf.“ Aber der Experte weiß auch, dass das alleine nicht reicht: „Wenn du gute Leute halten willst, müssen sie auch gut wohnen können.“

Hier kommt Wittens Stadtentwickler Ralph Hiltrop ins Spiel. Ja, eine Aufgabe sei, den Wohnungen so in Schuss zu halten, dass sie attraktiv bleiben. Aber es gebe weitere Hausaufgaben. „Junge Leute wollen Möglichkeiten, ihre Freizeit hier zu verbringen. Deshalb wollen wir die Stadt an die Ruhr anbinden.“ Das Café del Sol an der Ruhrstraße soll ein Baustein werden. Das Wichtigste aber: „Studenten an die Stadt zu binden, erreicht man am besten mit guten Arbeitsplätzen“, weiß Hiltrop. Und wer die wolle, brauche eben auch Erweiterungsflächen für heimische Unternehmen. Wenn denn die nicht ebenso dünn gesät wären, wie bald die Erwerbstätigen.