Witten. . Chris Kramer ist in Marl geboren, lebt in Dortmund - und liebt Witten und den Kultursommer. Die WAZ sprach mit dem Musiker über Menschen mit Feingefühl, neue Projekte und sein Lieblingsinstrument. In Witten hat man ihm gesagt: „Mach mal; wenn Du sagst, das wird gut, dann wird das auch gut.“

Das Publikum nennt ihn liebevoll „Mr Ruhrgebeat“: Chris Kramer ist inzwischen eine feste Größe im Wittener Kultursommer. Und die Liebe wird erwidert, erklärt der Musiker WAZ-Redakteurin Tina Bucek in der Pause seines Konzertes in Haus Witten.

Wieder mal in Haus Witten: Hier ist es gerammelt voll . . .

Chris Kramer: Ja, ich glaub, die mögen mich hier. Aber ich komme auch total gerne nach Witten, und das sage ich nicht nur so. Das Publikum ist klasse, begeistert, geht mit. Und vor allem sind die Kulturleute hier schwer in Ordnung. Das ist ja woanders gar nicht so, dass man dahinkommen kann mit Vorschlägen. In Witten stoßen meine Ideen auf offene Ohren. Hier haben meine Träume Platz. Ich finde, die haben hier das richtige Händchen. Feingefühl eben.

Was sind das für Träume?

Chris Kramer: Zum Beispiel, dass ich heute den Kevin hier mitbringen konnte (Chris Kramer präsentierte den ersten Teil seines Konzertes nur mit dem 22-jährigen Beatboxer Kevin O’Neil, Anm. d. Red.). Der kann keine Noten, der spielt kein Instrument, den hab ich quasi von der Straße aufgelesen. Aber gib ihm ein Mikro und er macht mit seinem Mund Sachen, die kein anderer kann. Andere Veranstalter hätten sich auf sowas gar nicht eingelassen. Aber in Witten hat man gesagt: Mach mal; wenn Du sagst, das wird gut, dann wird das auch gut.

Klingt auch echt gut. Aber das sind nicht ihre einzigen Ideen, oder?

Chris Kramer: Mein größtes Projekt neben den Live-Auftritten ist im Moment ein Musical, an dem ich arbeite. Mein erstes Musical! (lächelt breit). Das ist schon ein ganz schöner Apparat. Die Geschichte erzählt von einem kleinen Musikinstrument, das sich gegen die großen, wichtigen Musikinstrumente durchsetzen und seinen Weg finden muss. Es reist über den Ozean nach Amerika und findet dort seine Bestimmung.

Erzählen Sie mehr!

Chris Kramer: Es geht natürlich um MEIN Instrument, die Mundharmonika. Die ja eigentlich viel mehr kann, als man ihr gemeinhin zutraut. Das ist dann auch die Moral von der Geschichte, dass eben in jedem von uns etwas steckt, egal, wie unbedeutend und klein er sich auf den ersten Blick findet.

Wie wollen Sie das Musical konkret umsetzen?

... und Spezialist für die Harp

Chris Kramer lernte von seinem Vater die ersten Töne auf der Harp. Mit 18 Jahren begann er dann als Bluesmusiker aufzutreten. Zunächst mit der Harp (Mundharmonika), später auch als Sänger und Gitarrist.

Mit der Gründungder Gruppe „Crazy Chris Kramer and his Groovehands“ (mit dem Violinisten Bernd Kullack, dem Bassisten Wolfgang Engelbertz und dem Gitarristen Mirko van Stiphaut) erfüllte er sich seinen Traum von einer stilistisch offenen Band. Sie präsentierten dem Publikum unterschiedliche Stile und Rhythmen und verbanden Musikrichtungen wie Blues, Funk, Bossa Nova, Klezmer, Jazz, Gipsy Swing und Country. 2010 nahm ihn Peter Maffay mit auf seine Jubiläums-Tour „Tattoos 2010/2011“ und auch auf dem dazugehörigen Album ist Kramers Harp zu hören.

Chris Kramer: Ich arbeite unter anderem mit 30 Schülern zusammen. Der Kevin hier macht auch mit, meine Band ist natürlich auch beteiligt. Der Plan ist, das Stück im Frühjahr nächsten Jahres in Marl uraufzuführen. Ich komme ja ursprünglich aus Marl. Das ist natürlich noch richtig viel Arbeit und ich hoffe, wir kriegen das zeitlich hin. Ja und dann will ich das Musical nach Witten bringen. Ich bin mir sicher, dass Witten ein richtig guter Ort dafür ist.

Denken Sie, Ihr Publikum hier bleibt Ihnen auch bei so einem Experiment treu?

Chris Kramer: Ja schauen Sie doch mal: Das ist wirklich ‘ne echte Verbindung hier. Wenn das hier nicht klappt, dann weiß ich nicht, wo es klappen sollte.