Witten. . Ein 28-jähriger Physiotherapeut stellte in seinem Haus Testosteronpräparate und Potenzmittel her.Schon im vergangenen Jahr wurde gegen den Mann wegen ähnlicher Vorwürfe ermittelt. Jetzt kam ihm die Zollfahndung wegen eines Päckchens aus Asien auf die Spur.

Es war ein Postpaket aus Asien, das die Zollfahnder auf die Spur eines Wittener Physiotherapeuten brachte. Der Inhalt: Wirkstoffe zur illegalen Herstellung von Dopingmitteln.

Weil die Lieferung den Beamten der Zollfahndung aufgefallen war, hatten sie erst den Inhalt überprüft und anschließend den Empfänger der Substanzen ermittelt. Treffer: In der ersten Juliwoche konnten die Fahnder ein komplett ausgestattetes Untergrundlabor in einem Wittener Einfamilienhaus ausheben.

Unsterile Laborgeräte

Dabei stellten sie neben verschiedenen unsterilen Laborgerätschaften wie Reagenzgläsern und Filtern insgesamt etwa 200 Gramm Testosteron Propionat in Pulverform sowie 22 fertige Zehn-Milliliter-Ampullen Anabolika und 37 Ampullen eines selbst hergestellten Potenzmittels sicher. „Das ist zwar eine eher kleine Menge“, sagt Professor Mario Thevis vom Zentrum für präventive Dopingforschung an der Sporthochschule Köln, „aber deutlich über dem, was gesetzlich zugelassen ist“. Hohe Chemiekenntnisse seien für die Herstellung nicht vonnöten, so Thevis weiter, es gebe im Internet zahlreiche Seiten, auf denen entsprechende Informationen zu finden seien.

Der 28-jährige Wittener ist für die Fahnder indes kein Unbekannter: „Es kann davon ausgegangen werden, dass er das bereits seit geraumer Zeit gemacht hat“, sagt Ruth Haliti, Sprecherin des Essener Zollfahndungsamtes. Schon 2013 war gegen den Mann ermittelt worden, damals waren „große Mengen selbst hergestellter illegaler Dopingmittel“ bei ihm gefunden worden.

Eigenes Label kreiert

Testosteron bzw. seine Derivate wie Anabolika werden gerade in der Bodybuilderszene oft verharmlosend im Rahmen einer sogenannten „Kur“ zum beschleunigten Muskelaufbau eingesetzt. Daher vermutet die Zollfahndung auch, dass der Mann die

U. a. Leberschäden oder Aggressivität

Anabolika, oder auch anabole Steroide, enthalten das männliche Sexualhormon Testosteron.

Die Mittel können gefährliche Nebenwirkungen haben: von Leberschäden, gesteigerter Aggressivität, Stimmvertiefung, Potenzproblemen, Zeugungsunfähigkeit über psychische Erkrankungen bis hin zum plötzlichen Schlaganfall.

Der Schmuggelvon Dopingsubstanzen, die illegale Herstellung, sowie in schweren Fällen auch der Handel können mit Freiheitsstrafen bis zu zehn Jahren geahndet werden.

Substanzen über die Bodybuilderszene verkauft haben könnte – die genauen Vertriebswege müssten allerdings noch ermittelt werden. Fest steht, dass er sein eigenes Label „Gold Pharm“ kreierte, um so die selbst gemischten Dopingmittel „mit professionellem Anschein vertreiben zu können“, wie Ruth Haliti es formuliert. Um seine Spuren zu verwischen, gab der Physiotherapeut, der auch als „Personal Trainer“ arbeitete, den Standort seines Geschäftes in Osteuropa an.

Mit dem großen Anbieter mit Sitz auf den Seychellen, der sich „Goldpharm“ nennt und zahlreiche verschiedene Substanzen über das Internet verkauft, hat der Wittener augenscheinlich nichts zu tun. Genaueres sollen die Ermittlungen ergeben, mit denen weiterhin die Zollfahndung Essen betraut ist.