Die Zahl der Jugendlichen mit Problemen in der eigenen Familie wächst an. Der Platz für sie ist aber begrenzt. Deshalb hat das Jugendamt in Zusammenarbeit mit dem Kinderheim Egge beschlossen, diesen nun zu schaffen und ein neues Heim für Personen in Notsituationen ab zwölf Jahren zu eröffnen – die letzte Wohngruppe gab es vor 30 Jahren. Die Bauarbeiten sind bereits in vollem Gange.

„Nicht nur in Witten, überall steigt der Bedarf“, sagt Klaus Schmidt vom Jugendamt. Bisher kamen Jugendliche in Notsituationen in der Jugendschutzstelle unter, „die aber nicht für einen langen Aufenthalt geeignet ist“, so Schmidt. Bis vor Kurzem hatten dort vier Jugendliche Platz, dann wurde die Kapazität auf acht erweitert. „Sie können sich darin aber nur bis zu zwei Wochen aufhalten. Das ist oft zu wenig bis rechtliche Dinge geklärt sind oder ein Gutachten erstellt ist. In der Zeit müssen sie ja irgendwo unterkommen.“

Eine Tagesgruppe aufgelöst

Weil es schon einige Male vorkam, dass die Schutzstelle belegt war und Notfälle nirgendwo hin konnten, aber auch nicht außerhalb der Stadt untergebracht werden sollen, kam die Idee zum Jugendwohnheim; und das gab es früher schon einmal.

„Wir hatten damals fünf Wohngruppen mit 60 Kindern und das Heim war hochmodern; nun bauen wir eines der Gebäude sozusagen zurück, so dass am Ende acht Jugendliche darin Platz finden“, sagt Dorothea Kaltenhäuser, Leiterin des Kinderheimes, das vom Verein Waisenheimat Egge betrieben wird.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es dort nur noch Tagesgruppen für Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen, nun wird umstrukturiert. Eine Gruppe wird aufgelöst und in kooperierende Einrichtungen verteilt. Bisher gab es in Witten zwei Tagesgruppen mit 24 Kindern, die betreut werden mussten.

„Im neuen Heim wird es für jeden ein Zimmer geben. Früher hatten wir noch Dreibettzimmer, das ist nun nicht mehr erlaubt. Sie sollen sich ja auch zurückziehen können. Und sonst würden wir keine Betriebserlaubnis mehr bekommen“, erklärt sie. Jugendliche ab zwölf Jahren sollen dann darin bis zu maximal einem Jahr wohnen können.

„Wir müssen immer flexibel reagieren. Die Situation kann ja schon in zwei Jahren anders sein“, so die Leiterin. Bis zur Eröffnung muss aber noch geeignetes Personal gefunden werden, das rund um die Uhr im Einsatz ist. „Das ist schon etwas anderes als in der Tagesgruppe“, sagt Kaltenhäuser.

Wann das Heim fertig gestellt sein wird, steht noch nicht genau fest. „Wir wollten ursprünglich mal nach den Ferien eröffnen, aber wie das oft so ist, wird sich das wohl noch etwas hinziehen“, so Klaus Schmidt. Die Kosten der Umbaumaßnahmen seien aber „keine Riesensumme“, sagt er. „Wir müssen ja nicht neu bauen, sondern umbauen.“