Witten. .
Seit Wochen röhrt es in der Annenstraße. Ein riesiger Bohrer arbeitet sich streckenweise in den Boden, die Männer in Gelb sind auf der Suche nach Hohlräumen. Dass dafür rundherum Parkstreifen mit Halteverboten belegt wurden, stört viele Anwohner nicht. Doch sie parken gefährlich: Schon vier Autos musste die Stadt abschleppen lassen.
Am Montag konnten die Arbeiter direkt neben der Bäckerei Weidler nicht loslegen, weil parkende Wagen im Weg standen. Sie hatten Barken und Parkverbotsschilder ignoriert, einer kam gerade noch rechtzeitig vor dem Abschleppdienst. Womöglich hatten sie nicht damit gerechnet, dass die Arbeiter, die vor dem Wochenende noch ein Stück weiter die Annenstraße runter bohrten, an diesem Tag genau dort weitermachen wollten, wo sie ihr Auto hinstellten.
„Wenn die Baufirma warten muss, müssen wir den Abschleppdienst rufen“, sagt Frank Racherbäumer, Leiter der städtischen Verkehrsabteilung. Er warnt: „Wer sich in den Verbotsbereich stellt, macht es auf eigene Gefahr.“ Das gilt auch für die Anwohner, die sich mit ihrem Wagen auf der anderen Straßenseite hinstellen. Dort sind zwar keine Bauarbeiten, Halteverbotsschilder sind trotzdem aufgestellt.
Straßensanierung trotz Haushaltslage nicht gefährdet
Bei der Ansicht von Grubenbildern waren mögliche Gefahren durch Hohlräume unter der Annenstraße festgestellt worden. Die Bohrungen sollen Klarheit schaffen.
Bislang wurden die Standorte von Flözen festgestellt. Ob dort tatsächlich Löcher lauern, die einstürzen könnten, soll bei weiteren, genaueren Bohrungen erkundet werden. Werden Hohlräume entdeckt, sollen diese verfüllt werden. Das ist auch deshalb so wichtig, weil Anfang 2015 die Sanierung der Annenstraße ab Schleiermacher- in Richtung Ardeystraße beginnen soll. Dabei sollen der Kanal (2,1 Mio Euro) und die Fahrbahn erneuert werden (1,3 Mio für den Straßenbau). Trotz des von der Bezirksregierung gekippten aktuellen Haushaltes, steht das Projekt nicht auf der Kippe. Das benötigte Geld war bereits in einem vorigen Haushalt genehmigt worden, sagt Stadtsprecherin Lena Kücük.
„Hier sind keine Bauarbeiten, also parke ich hier“, sagt ein Anwohner. Überhaupt: „Hier stehen doch alle.“ Dass die Schilder aufgestellt wurden, obwohl an diesen Stellen keine Bohrungen stattfinden, hat laut Ordnungsamt arbeitsrechtliche Gründe: „Die Arbeiter hantieren mit langen Stangen. Sie brauchen Bewegungsfreiheit, sonst können parkende Autos beschädigt werden“, sagt Volker Salewski vom Ordnungsamt. Das heißt aber auch: Wer dort parkt, wird womöglich genauso abgeschleppt, wie die vier unachtsamen Fahrer bislang.
Irfan (38) hat es selbst erwischt. Am Montagmorgen war sein Auto weg. „Wie viel ich zahlen muss, weiß ich noch nicht.“ Bei einem anderen Unglücksraben sollen es 65 Euro fürs Abschleppen gewesen sein, dazu kommen noch 25 Euro fürs Parken im absoluten Halteverbot (mit Behinderung) und eine Verwaltungsgebühr der Stadt. Acht Falschparker im Baubereich haben schon ein Knöllchen bekommen.
Ein Anwohner, der gegenüber der Bohrarbeiten wohnt, will kein Risiko mehr eingehen. „Ich wurde schon mal abgeschleppt, aber nicht in der Annenstraße.“ Dort will er seinen Wagen nicht mehr hinstellen, so lange die Bauarbeiten laufen. „Ich stehe jetzt immer ein paar Hundert Meter weiter in einer Seitenstraße.“ Kritik übt er am Schilderwald. „Ich sehe kein Datum, wann man hier nicht parken darf.“ Dass das Verbot auch so gilt, haben die vier Abgeschleppten gemerkt.