Die Wittener Krankenschwester Gabriele Gurski ruft ihre Kollegen dazu auf, sich am heutigen Samstag am Berliner Platz mit ihr auf den Boden zu legen – symbolisch. Die 52-Jährige hat sich der bundesweiten Bewegung „Pflege am Boden“ angeschlossen, die sich für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege einsetzt.

Am heutigen Samstag, um fünf Minuten vor zwölf, wird sich Gabriele Gurski am Berliner Platz für zehn Minuten auf den Boden legen. Mit möglichst vielen Mitstreitern, wie die 52-Jährige hofft. Gurski ist Krankenschwester, seit über 30 Jahren in der Pflege tätig, davon jetzt 19 Jahre in einer Klinik. Die Wittenerin hat es satt, dass ihre Arbeit und die ihrer Kollegen – „deutschlandweit“ – unter Bedingungen stattfindet, die weder den zu Pflegenden noch den Ansprüchen der Pfleger an ihre Arbeit und die eigene Gesundheit gerecht wird.

Gabriele Gurski hat sich der bundesweiten Bewegung „Pflege am Boden“ angeschlossen, die im Oktober 2013 von einem ehemaligen Heimleiter in Osnabrück ins Leben gerufen wurde. Man will Bürger und Politiker auf die aus Gurskis Sicht „katastrophalen Bedingungen in der Kranken- und Altenpflege“ aufmerksam machen – mit regelmäßgen Aktionen, bei denen Pflegekräfte symbolisch in die Knie und dann zu Boden gehen. In Witten heute zum fünften Mal. Gurski organisiert dies – auch über Facebook – für jeden zweiten Samstag im Monat. Weil es „fünf vor zwölf“ in der Pflege sei.

„Ich liebe meinen Beruf“

„Immer weniger Pflegekräfte müssen immer mehr Patienten und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen versorgen“, sagt sie. Und fügt hinzu: „Es ist keine Seltenheit, dass sich zwei examinierte Pflegekräfte um 30 bis 40 teils schwer pflegebedürftige Patienten im Krankenhaus kümmern müssen.“ In Pflegeheimen sei die Situation ähnlich.

„Man arbeitet ständig unter Druck, ohne Pause, macht Überstunden.“ So eine Situation führe auch zu einer mangelhaften Versorgung von Klinikpatienten und Heimbewohnern. In Zeiten, in denen viele Kliniken um ihr Überleben kämpften, hätten Leitungen der Häuser oft wenig Interesse, solche Dinge öffentlich zu thematisieren. „Man möchte ja keine Patienten abschrecken.“ Immer mehr Kollegen würden aber durch die hohe Belastung krank aus dem Beruf ausscheiden.

Die Aktionen richten sich an die Politik, den Gesetzgeber

„Pflege am Boden“, das ist der Krankenschwester wichtig, übe keine Kritik an den jeweiligen Arbeitgebern. Die Aktionen richteten sich an die Politik, den Gesetzgeber, der die Pflegepolitik reformieren müsse. „Leider haben viele Kollegen trotzdem offenbar Angst davor, bei uns mitzumachen“, weil sie glaubten, dies könne ihnen von Vorgesetzten als Illoyalität ausgelegt werden.

„Wir fordern eine ausreichende personelle Besetzung mit Pflegekräften in Kiniken, Altenheimen und bei ambulanten Diensten. Außerdem Zeit, um wirklich auf die Bedürfnisse von Patienten und Heimbewohner eingehen zu können. Und natürlich auch eine angemesse Bezahlung.“ Gurski betont, dass sie ihren Beruf liebe. „Deshalb mache ich mich dafür stark, dass sich etwas ändert.“

Weitere Infos im Netz unter: www.pflege-am-boden.de