Witten. . Seine Linie der Familie verlegte ihren Wohnsitz zuerst vom „Dorf“ an die Ruhr, erbaute dann auf der anderen Seite Burg Steinhausen. Rötger von Witten-Steinhausen begründete nach 1479 Haus Berge.
Die ersten namentlich bekannten, zwischen 1216 und 1243 genannten Vertreter der Familie von Witten lassen sich mangels weiterer urkundlicher Nachrichten nicht in den Stammbaum der Familie von Witten einordnen. Um 1240/50 teilte sich die Familie in zwei Linien.
Die eine Linie, deren Stammvater Hermann (I.) von Witten war, führte einen Schild im Wappen, in dessen Haupt nebeneinander drei Rauten einbeschrieben sind. Das Wappen erinnert von ferne an das der Grafen von der Mark.
Der andere Zweig, der auf Eberhard (I.) von Witten zurückgeht, wählte als Wappen zwei mit dem Rücken gegeneinander stehende Löwen, das dem der Grafen von Altena-Isenberg-(Hohen)Limburg ähnelte. Diese Linie, die ihren Lehnsbesitz in Witten von diesen Grafen erhielt, war die eigentliche Wittener Linie. Das spätere Wappen der Stadt Witten (siehe auch das Serien-Logo auf dieser Seite, Anm. d. Red.) lehnt sich an das Löwen-Wappen dieser Linie an.
Die Nachkommen Hermanns I. von Witten (Rautenwappen) hingegen heirateten um 1300 in eine Familie ein, die das Haus Rüdinghausen begründet hatte, und nahm dort ihren Sitz. Für die Geschichte des Dorfes Witten kann sie fortan außer Betracht bleiben.
Über die ständische Herkunft der Familie von Witten lässt sich keine sichere Aussage machen. Vermutlich war sie unfreier Herkunft, diente ursprünglich als Schulte der Hofgenossenschaft Wittens, sammelte so „Verwaltungserfahrung“ und stieg in den Stand der Dienstmannen (Ministerialen) auf, wobei sie sich nach dem Ort benannte. Die Angehörigen dieses Standes gewannen häufig den Anschluss an den niederen Adel (Ministerialenadel). In dieser Stufe treffen wir die Familie von Witten im 13. Jahrhundert an, und auf ihr verharrten sie, bis sie im 16. Jahrhundert ausstarben. Lediglich eine nach Livland (Riga) ausgewanderte Linie endete dort erst 1930.
Das Flussbett der Ruhr lagdamals nördlicher als heute
Vermutlich im späten 12. Jahrhundert verlegte die Familie von Witten ihren Wohnsitz vom Schultenhof gegenüber der Johannis-Kirche auf das Gelände des späteren Hofes Schulte to Sprenkel, der in der Aue lag und dessen Areal heute vom Betriebsgelände der Deutschen Edelstahl-Werke überdeckt ist. Wie im Falle von Haus Herbede hatte man den neuen Sitz von der Dorfsiedlung separiert und an das damalige Flussbett der Ruhr verlegt. Vor 1486 suchte die Ruhr nämlich ihren Weg an dieser Stelle deutlich nördlich der heutigen B 226.
Prof. Dr. Heinrich Schoppmeyer
Prof. Dr. Heinrich Schoppmeyer war 1987 bis 2011 Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark (VOHM). Der Wittener ist Verfasser von „Witten, Geschichte von Dorf, Stadt und Vororten“, zwei Bände, 2012. Der emeritierte Historiker trägt in loser Folge zur 800-Jahre-Serie bei.
Das doppelbändige Werk mit insgesamt 1048 Seiten ist im Buchhandel erhältlich (39,95 Euro) sowie über die VOHM-Stelle im Märkischen Museum, die urlaubsbedingt aber erst wieder ab 15. Juli erreichbar ist ( 581-2554). Vereinsmitglieder erhalten das Buch zum reduzierten Preis von 29 Euro.
Zwischen 1243 und 1297 gab die Familie von Witten auch diese mit Gräften bewehrte Niederungsburg auf, um auf das südliche Ruhrufer zu wechseln. Gegenüber dem bisherigen Sitz erbaute sie die Burg Steinhausen als Höhenburg über dem Ruhrtal. Sie nutzte damit ein Gelände, das zur Abtei (Essen)-Werden gehörte, zu der einige Angehörige der Familie in einem ministerialischen Lehnsverhältnis standen. Nach einer erneuten Erbteilung 1321 verwandelte die Familie von Witten Steinhausen in eine große sogenannte Ganerbenburg, in der alle Familienglieder wohnten.
1510 stritten schon drei Familien um das Sagen im Dorf
1381 wurde Steinhausen nach einer Belagerung durch ein kölnisches Aufgebot zerstört; Gebäude der ersten Burg Steinhausen sind daher nicht erhalten. Archäologische Untersuchungen fanden bisher praktisch nicht statt.
Bis 1386 wurde Steinhausen wiederaufgebaut. Die Familie von Witten bezeichnete Steinhausen als ihr freies eigenes Haus, hatte die Besitzrechte der Abtei Werden also abgeworfen. Für das Dorf Witten hingegen, das sich die verschiedenen Familienstämme derer von Witten teilten, waren sie nach wie vor ministerialische Lehnsleute der Grafen von (Hohen)Limburg, die auf dem Erbwege den Altena-Isenbergern nachfolgten. So erhielten sie den Grund und Boden des Dorfes Witten als Lehen, gaben den Boden an die Bauern und auch Kötter im Dorf aus, und die Hofkötter wiederum empfingen ihren Besitz von den Vollbauern. Die einen waren die „Obereigentümer“, die anderen die „Nutzungseigentümer“. Bauern und Kötter waren keine „Leibeigenen“, sondern „Grundhörige“ mit Erbansprüchen, Dienst- und Abgabenpflichten.
1409 heiratete ein Sohn derer von Witten-Steinhausen in die Familie ein, die Haus Crengeldanz besaß, und brachte für die nächsten 100 Jahre Haus Crengeldanz an die Familie von Witten, aber auch sein Wittener Erbteil an Haus Crengeldanz. Damit begründete er eine scharfe Konkurrenz zwischen von Witten-Steinhausen und von Witten-Crengeldanz. 1455 platzierte die Familie Stael von Holstein, die seit 1431 auf Haus Hardenstein Fuß gefasst hatte, einen ihrer Söhne durch Heirat mit der Erbtochter von Witten-Steinhausen auf Steinhausen. Wie wenig man sich dort vertrug, zeigt der Auszug der Familie von Witten-Steinhausen aus ihrer alten Familienburg. Rötger von Witten-Steinhausen begründete nach 1479 den neuen Familiensitz Haus Berge zu Witten (das heutige sog. Haus Witten). Über eine weitere Zwischenstation zog – wiederum auf dem Wege der Heirat– die von Niederrhein stammende Familie von Brempt 1510 auf Haus Berge zu Witten ein.
Mit der Vervielfachung der adligen Häuser auf Wittener Boden war die Zersplitterung im Dorf Witten komplett. Inzwischen waren es um 1510 drei verschiedene Familien, die sich die Herrschaft über das Dorf Witten teilten und über sie stritten: von Brempt auf Haus Berge, Stael von Holstein zu Steinhausen und von Witten auf Haus Crengeldanz. Das konnte nicht ohne Auswirkungen auf die Wittener Dorfgenossen bleiben, wie das nächste Kapitel der Geschichte zeigen wird.