Witten. .

Der Beamer steht bereit, die Wimpel sind zurecht gezupft, die eigene WM-Speisekarte ist fertig: Bei den Wawriks aus Annen ist die Vorfreude auf das Fußballspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die USA nicht zu übersehen. Und mit knapp 20 Gästen steigt bei ihnen vielleicht das größte private Rudelgucken Wittens. Anders bei den italienischen Ruhrstädtern: Bei ihnen hängt der Haussegen schief.

„Scheiße“, flucht Luciano vom Sportcafé Italia nach dem Aus seiner Mannen in Landessprache. Sie hatten gegen Uruguay verloren und schieden aus dem Turnier aus. „Das war verschenkt“, ärgert sich Rosa, die am Tresen steht. Mario geht mit seinen Italienern hart ins Gericht. „Wenn man 90 Minuten Fußball spielt und nicht trifft...“, meint er vielsagend. Enttäuscht sei er nicht. „Wer so kickt, hat es nicht verdient.“ In einem sind sich die Fans der „Squadra Azzurra“ einig: Sie wollen nun Deutschland anfeuern.

Bei Jasmin Machill schlägt das Herz beim Kick gegen die USA hin und her (wenn auch etwas mehr für die Schwarz-Rot-Goldenen): „Seit 25 Jahren mache ich Western Reiten, wir haben zwei amerikanische Paint Horse Pferde.“ Kein Wunder, dass die 43-Jährige von sich sagt: „Ich bin USA-Fan.“ Am Eingang wehen die dreieckigen rot-weißen Wimpel. Trotzdem: Die WM-Ausstattung drinnen ist für den Kick Schwarz-Rot-Gold gehalten: Eine Fußballkerze auf dem Tisch, Deutschland-Hüte auf dem Kopf. „Das sind aber Westernhüte“, betont Jasmin Machill.

Rudelgucken im Backhaus und in der Werkstadt

Die Werkstadt (Mannesmannstraße 6) öffnet wieder ihre Pforten zum Rudelgucken. Einlass ist um 17 Uhr, um 18 Uhr beginnt das Spiel gegen die USA. Für Essen und Getränke ist gesorgt. Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen unter 94 89 40.

Fußballgucken können Fans auch im Backhaus (Dortmunder Straße 51). In der Pause gibt es Bratwürstchen und Brötchen (2,50 Euro).

Übrigens: Das Herz der Wittenerin schlägt auch für die Griechen, die sensationell den Sprung ins WM-Achtelfinale geschafft hatten. In Hellas wohne eine Patentante. „Seit 14 Jahren machen wir immer dort Urlaub.“ Entsprechend froh, sei sie über den Erfolg der Blau-Weißen. Unter den Wittener Hellenen sieht das (natürlich) genauso aus. „Unser Team hat uns eine glückliche Fußballstunde beschert“, freut sich Antoinette Karvounidou (52), die seit 40 Jahren in Deutschland lebt. „Das hat uns einen Schub gegeben“, sagt sie mit Blick auf die lange Wirtschaftskrise, ihr griechisches Temperament ist unüberhörbar. „Das war ein hellenisches Wunder.“

Bei den Wawriks sind die Vorbereitungen fürs Spiel der DFB-Auswahl schon in vollem Gange. „Wir gucken mit Leinwand und Beamer im Garten“, sagt Martin Wawrik. „Alle haben Deutschland-Trikots an, die Wimpelketten hängen überm Baum, die Fahnen in den Beeten.“ Mit dabei: seine Familie, sechs Nachbarn und eine Vatertags-Truppe, und natürlich die eigens entworfene WM-Speisekarte (zum Beispiel mit Putensteak und Paprika-Curry-Mischung). Alles bereitet für einen deutschen Sieg. „Sogar die Frauen schminken sich Schwarz-Rot-Gold.“