Witten. . Ein Taxi war für viele gestrandete Fahrgäste die letzte Hoffnung in der Unwetternacht. Denn der öffentliche Nahverkehr war komplett zusammengebrochen. Eine Fahrt nach Bochum konnte allerdings bis zu zwei Stunden dauern, weil Straßen gesperrt und voller Äste und Bäume waren.

„Als das passierte, mussten alle aus dem Bett raus.“ Für Taxi-Unternehmerin Safiye Cilgin war es eine einträgliche, aber trotzdem schlimme Unwetternacht.

Als die 37-Jährige nachts ins Auto stieg, war der Orkan zwar vorüber. Aber die Schäden natürlich noch nicht beseitigt. An den Bahnhöfen standen Menschen, die nicht mehr wegkamen, weil alles zusammengebrochen war. In Witten hätten bestimmt 30 Menschen Schutz am Lente-Center gesucht, alles Leute, die eigentlich mit dem Zug nach Essen, Bochum, Mülheim oder sonst wo hin wollten.

Auch Autobahnen dicht

Ein, zwei Stunden und länger standen dort schon viele, als Cilgin eine halbe Stunde nach Mitternacht eintraf. Sie nahm die Landstraßen, weil die Autobahnen dicht waren, im besonders betroffenen Langendreer sogar die Hauptstraße.

„Eine Kollegin, die nach Witten wollte, stand die ganze Nacht auf der A 43“, sagt eine Bäckereiverkäuferin im Bahnhof. Überall lagen Äste und Bäume. Am Dienstagmorgen sei noch die Zufahrt von der A 40 zur A 43 dicht gewesen, weiß Riccardo Krippahl (50), der aus Wattenscheid zur Arbeit nach Witten muss.

Kein freies Hotel mehr in Bochum

Mit seinem Kollegen räumte er den ganzen Morgen Zweige und Blätter rings um die Deutschen Edelstahlwerke beiseite. „Das ist schon unsere vierte Fuhre“, sagen die beiden mittags.

Als das Unwetter an Pfingstmontag gegen 21 Uhr losbrach, sei es unmöglich gewesen, weiter zu fahren, schildert Taxi-Unternehmerin Safiye Cilgin die Erfahrung von Mitarbeitern. Der Sturm war viel zu stark - mit Böen bis zu 150 Stundenkilometern.

Annener Pfarrer erwischte es bei Othello

Später holte sie sogar Fahrgäste in Bochum ab, die dort gestrandet waren und kein Hotel mehr fanden. Das Parkhotel in Witten hatte zum Glück noch freie Plätze. Noch am Dienstagmittag wollten Bahnfahrer per Taxi nach Essen gebracht werden.

Pfarrer Claus Humbert aus Annen erwischte das Unwetter bei Othello im Bochumer Schauspielhaus Als es donnerte, glaubte er zunächst an eine besonders dramatische Untermalung. Zu guter Letzt regnete es sogar noch rein. „Ich dachte, Junge, Junge, heute geben die aber alles.“